Mit dem Auswärtsspiel beim Tabellenführer und Top-Aufstiegsfavoriten Hamburger SV startet der SV Sandhausen am Mittwochabend im ersten von 16 ausstehenden „Endspielen“ nach der Winterpause in die Mission Klassenerhalt. Anpfiff im altehrwürdigen Volksparkstadion ist um 20:30 Uhr. Nach einer verkorksten Hinrunde mit zwei Siegen bei sieben Unentschieden und neun Niederlagen in 18 Spielen können die Kurpfälzer dabei noch von Glück reden, dass sie auf Nichtabstiegsplatz 15 überwinterten. Zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr hätte der SVS damit auf Platz 17 mit fünf Punkten Rückstand zum rettenden Ufer rangiert.
Sandhausen vor schier unlösbarer Aufgabe
Können Diekmeier und Dieckmann die Defensive stabilisieren?
Eine bessere Punkteausbeute im Jahr 2019 wird unumgänglich sein, da die hinter Sandhausen rangierenden Duisburger, Magdeburger und insbesondere Ingolstädter in der Winterpause personell nachgebessert haben. Aber auch am Hardtwald wurde an entsprechenden Stellschrauben gedreht, um im Abstiegskampf erfolgreich zu sein. Von den beiden Neuzugängen zur Verstärkung der in der Hinserie so anfälligen Defensive ist die Verpflichtung des 29-jährigen Rechtsverteidigers Dennis Diekmeier geradezu spektakulär. Nach acht Jahren beim Hamburger SV, in denen Diekmeier 173 Bundesligaspiele bestritt und 12 Tore vorbereitete, wird er sein erstes Pflichtspiel ausgerechnet gegen seinen alten Verein bestreiten. Diekmeier stellte seine Schnelligkeit bereits in der Vorbereitung unter Beweis, ist stresserprobt im Bundesliga-Abstiegskampf und „wird uns mit seiner Erfahrung helfen“ so Trainer Uwe Koschinat. Als Pendant auf der linken Abwehrseite könnte der zweite Neuzugang Sören Dieckmann zum Einsatz kommen, doch der Neuzugang von Borussia Dortmund II wird sich wohl zunächst noch hinter Leart Paqarada einreihen müssen.
Knipping wieder voll einsetzbar
Gute Chancen auf ein erfreuliches Startelfcomeback in der Handestadt hat Tim Knipping. Nachdem dem in der vergangenen Saison besten Verteidiger des SVS im letzten Saisonspiel ein schlimmer Schienbeinbruch widerfuhr und ihm kurzzeitig gar eine Amputation drohte, kämpfte er sich zurück und konnte die Wintervorbereitung erfolgreich absolvieren. Änderungen, die berechtigte Hoffnungen machen, dass die Kurpfälzer in der Rückrunde hinten nicht mehr so anfällig sind. Keine Änderungen sind zwischen den Pfosten zu erwarten, wo Koschinat weiter auf Marcel Schuhen baut, während im Sturm Fabian Schleusener und Andrew Wooten, die bisher auf 12 Saisontore kommen, weiter gesetzt sind. Den SVS in der Winterpause verlassen hat Marcel Seegert, der zum Regionalligisten SV Waldhof Mannheim zurückkehrte, und Florian Hansch, der an den Drittligisten SV Wehen Wiesbaden ausgeliehen wurde und im ersten Pflichtspiel am Samstag zwei Tore für die Hessen erzielte.
HSV auswärts stärker als zu Hause
Bevor am nächsten Sonntag das Heimspiel gegen den VfL Bochum folgt, muss der SVS mit der Herkulesaufgabe beim Hamburger SV starten, der keine schlechten Aussichten hat, den Betriebsunfall nach 55 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit auf Anhieb zu reparieren. Unter Trainer Hannes Wolf, der Ende Oktober das Amt anstelle des entlassenen Christian Titz übernahm, fuhren die Hanseaten in acht Spielen sechs Siege bei einem Unentschieden und einer Niederlage ein. Doch 22 der 37 Punkte fuhr der HSV auswärts ein, daheim gab es ein empfindliches 0:5 gegen Regensburg und zum Saisonauftakt ein 0:3 gegen Kiel, worauf Hamburg ein 3:0 im Spiel beim SV Sandhausen folgen ließ. Marcel Schuhen verlor zeitweilig seinen Stammplatz im Tor des SVS, da er in diesem Spiel mit Fehlern die beiden Tore des torgefährlichen rechten Flügelstürmers Khaled Narey einleitete und wird in Hamburg besonders zu einem Erfolg der Kurpfälzer beitragen wollen.
Mit Özcan aus Stuttgart und den wiedergenesenen Jung und Lasogga soll es zurück in die Bundesliga gehen
Auch der Hamburger SV kann mit einem Neuzugang und zwei weiteren gefühlten Zugängen aufwarten: Mittelfeldspieler Berkay Özcan, den Trainer Wolf noch aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten kennt, wechselte für über 2 Mio. Euro Ablöse vom VfB zum HSV, was die finanziellen Möglichkeiten der Hanseaten trotz hoher Verbindlichkeiten verdeutlicht. Ein Aufstieg ist geradezu Pflicht. Zudem kehrt Abwehrchef Gideon Jung, der wegen eines Knorpelschadens die gesamte Hinrunde ausfiel, zurück wie auch Torjäger Pierre-Michel Lasogga, der vor seiner Verletzung in 13 Einsätzen siebenmal traf. Mit einem Jahressalär von 3,4 Mio. Euro ist Lasogga der Topverdiener im Kader des HSV.
HSV lädt SVS-Fans zur Hafenrundfahrt ein
So oder so eine tolle Auswärtsfahrt wird es für die Anhänger des SVS geben, denn der HSV revanchiert sich für die Gastfreundschaft und Plakate beim Hinspiel und wird die Auswärtsfans vor dem Spiel zu einer Hafenrundfahrt einladen. Ob die Reise zudem noch mit einem sportlichen Überraschungserfolg gekrönt wird, wird sich zeigen. Schiedsrichter der Partie ist der 30-jährige Ramsdorfer Sören Storks.
Fotos: BWA