Daghfous wird nach langer Leidenszeit als Matchwinner gefeiert

Solche Geschichten schreibt nur der Fußball

Um ihn drehte sich alles nach dem Sandhäuser 3:1-Sieg über Dynamo Dresden. Er kam in der 53. Minute für den verletzten Philipp Förster ins Spiel und brauchte nicht lange, um dem Match seinen besonderen Stempel aufzudrücken. Zunächst bediente er mit einer von rechts getretenen Ecke mustergültig den aufgerückten Aleksandr Zhirov, der zum 1:1-Ausgleich einköpft (69.) und drei Minuten später erzielt er selbst die 2:1-Führung per Freistoß aus 18 Metern. Der Spieler, um den sich alles drehte ist Nejmeddin Daghfous.

Daghfous nimmt Maß und trifft per Freistoß zum 2:1 gegen Dresden

"Noch ist nichts geschafft"

Überglücklich sagte er nach der Partie: „Für mich war das Spiel heute besonders glücklich. Ich denke so ein Comeback wünscht sich jeder Spieler nach einer langen Verletzung. Am meisten freut es mich, dass wir erneut drei Punkte zu Hause behalten konnten. Es stehen weitere schwere Wochen bevor, denn noch ist nichts geschafft. Wenn wir weiter mit so dem Engagement und Willen in die nächsten Spiele gehen, dann werden wir das auch schaffen.“

Schuften in der sechsstündigen, täglichen Reha

Acht Monate ist es inzwischen her, dass der gebürtige Kasselaner in der Saison-Vorbereitung sich zum zweiten Mal in seiner Karriere das Kreuzband riss und seitdem intensiv am Comeback arbeitete. „In der Reha versucht man alles herauszuholen, um sich gut vorzubereiten und alles zu geben. Im Schnitt arbeitet man sechs Stunden täglich. Während es in der Anfangsphase eintönig ist, wird es dann immer mehr spezifischer“, sagte der 32-Jährige rückblickend auf seine lange Leidenszeit. Dabei wollte er einen besonderen Dank noch loswerden: „Besonderer Dank gebührt unserem Physiotherapeut Joachim „Joe“ Krainz, der mich super unterstützt hat.“

Jubel bei Daghfous (Hintergrund) nach seiner Ecke, die zum 1:1-Ausgleich führte

"Fühle mich besser, als je zuvor"

Nachwirkungen oder Verunsicherheiten durch die Verletzung sieht der 180cm große Offensivspieler keine: „Für mich ist überhaupt nichts zurück geblieben. Ich fühle mich besser als je zuvor, da man in der Reha-Phase spezifisch trainiert und dem Körper viel mehr zurückgibt, als wenn man normal trainiert.“

"Wenn wir so weitermachen, schaffen wir es"

Der Blick auf die letzten fünf Partien im entscheidenden Saisonendspurt ist bei Daghfous überaus positiv: „Wir sind in der Rückrunde sehr gut zurückgekommen, haben einen großen Teamgeist und sind gut eingestimmt. Wenn wir so weitermachen, werden wir es am Ende auch schaffen und in der Liga bleiben.“ Am Saisonende endet der Vertrag des in Mannheim wohnenden Mittelfeldspielers wie bei vielen anderen Spielern auch. Über seine Zukunft sagt er: „Wichtig ist erstmals den Klassenerhalt zu schaffen, und dann würde ich gerne in Sandhausen bleiben. Ich fühle mich hier pudelwohl.“

"Ein Trumpf im Abstiegskampf"

Die Arbeit seines Trainers lobt er besonders in Sachen Motivation und im taktischen Bereich: "Trainer Koschinat bewahrt immer Ruhe, behält den Überblick. Er kann jeden Einzelnen gut einstimmen.“ Dem Kompliment wollte der SVS-Coach nicht nachstehen: "Der persönliche Sieger dieser Partie ist natürlich Nejmeddin Daghfous, der nach seiner langen Leidenszeit uns mit 2:1 in Führung bringt. Nejmeddin könnte im Saisonendspurt noch ein Trumpf für uns im Abstiegskampf werden."

Mit großem Selbstvertrauen nach Duisburg

Mit dem Sieg über Dresden sieht Daghfous seine Mannschaft vor dem wichtigen Abstiegsduell am nächsten Wochenende in Duisburg gut aufgestellt: „Wir reisen mit viel Selbstvertrauen und gutem Gefühl nach Duisburg, um dort mit aller Macht einen Dreier rauszuhauen. Der MSV wird nach der Niederlage in Paderborn einen psychischen Knick haben, aber mit der Kulisse im Rücken sind sie schwer zu besiegen.“

"Habe voll auf die Torwartecke spekuliert"

Sein letztes Tor erzielte der im Sommer 2017 von den Würzburger Kickers an den Hardtwald gewechselte Rechtsfuß in der vergangenen Saison, ausgerechnet gegen den gleichen Gegner Dynamo Dresden. Beim 2:1-Führungstreffer war er voll auf die Torwartecke fokussiert: „Torwart Schubert hatte damit spekuliert, dass ich den Ball über die Mauer zirkle und dann habe ich mir fest vorgenommen, den Ball voll auf die Torwartecke zu knallen.“ Nach dem Torerfolg ließ er seine Emotionen freien Lauf, sprintete zur Ersatzbank und feierte mit den Kollegen. Apropos feiern: Nach seinem Interview in der Mixed-Zone musste er noch zur Doping-Kontrolle, ehe er dann am Abend mit der Familie einen schönen und erfolgreichen Tag feierlich Revue passieren ließ.

Fotos: Kraichgausport und BWA

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