Mit Euphorie und Selbstvertrauen ins Abstiegsduell

SVS gastiert bei Schlusslicht MSV Duisburg

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren erlebt Zweitligist SV Sandhausen in der Rückrunde 2018/19 einen überraschend erfolgreichen Aufschwung im Kampf um den Klassenerhalt. Nach zuletzt 13 errungenen von 15 möglichen Punkten haben sich die Aussichten der Kurpfälzer für ein weiteres Jahr Zweitligafußball deutlich vergrößert. Die schlechteste Saisonleistung im Heimspiel gegen Aue am 2. März und das Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz war wie eine Initialzündung. Aktuell drei Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16 sind zwar noch nicht komfortabel, aber wenn die Erfolgsserie auch beim kommenden Auswärtsspiel nicht abreißt, ist es zumindest unwahrscheinlich, noch auf einen direkten Abstiegsplatz abzurutschen.

Vorentscheidendes Abstiegsduell

Am Karsamstag gastiert der SVS mit der Unterstützung einiger hundert Fans um 13 Uhr im vorentscheidenden Abstiegsduell des 30. Spieltages bei  Tabellenschlusslicht MSV Duisburg. Bei einem Auswärtssieg würde der Vorsprung auf die „Zebras“ auf zehn Punkte anwachsen. Für den MSV ist es wiederum schon fast die letzte Chance, dem Abstieg zu entrinnen.

Aleksandr Zhirov zählt zu den Stabilisatoren in der Sandhäuser Defensive. Gegen Dresden erzielte er seinen ersten Zweitliga-Treffer für die Kurpfälzer.

Koschinat drückt auf die Euphoriebremse

Sandhausens Trainer Uwe Koschinat warnte bereits vor zu viel Euphorie nach dem Sieg gegen Dresden: „Ich stelle mich darauf ein, dass es ein langer Weg wird und wir bis zum letzten Tag kämpfen müssen. An den Spieltagen davor haben sich innerhalb von einer Minute die Dinge von vier Punkten Vorsprung auf die gleiche Ebene verändert, und das kann nächste Woche wieder so sein. Es ist ein Fehler, aus den Emotionen heraus zu glauben, dass wir etwas geschafft haben“. Denis Linsmayer aber selbstbewusst: „Wenn wir weiter unsere Leistung abrufen, können die anderen spielen, wie sie wollen“.

Verletztenlazarett ist angewachsen

Wermutstropfen beim begeisternden 3:1-Sieg über Dresden war das verletzungsbedingte Ausscheiden der Mittelfeldspieler Markus Karl und Philipp Förster, die sich zum wieder angewachsenen Lazarett mit Fabian Schleusener, Stefan Kulovits und Rurik Gislason hinzugesellten. Dieckmann hat sich zudem unter der Woche im Training verletzt.Bei Förster und Gislason besteht aber Hoffnung auf einen Einsatz in Duisburg.

Viele positive Überraschungen – „Eisschrank“ macht die Abwehr dicht

Erik Zenga oder Kevin Behrens, die gegen Dresden viel auf dem Platz arbeiteten, fügten sich zuletzt nahtlos ins Team ein, und die Rückkehr von Nejmeddin Daghfous mit seinen Antreiber-Qualitäten macht Mut für den Saisonendspurt. Die größte Überraschung bleibt aber Verteidiger Aleksandr Zhirov, der seit eben diesen fünf ungeschlagenen Partien in der Startelf steht und die starken Leistungen zuletzt mit seinem Debüt-Tor gegen Dresden krönte. Beim russischen Erstligaaufsteiger FC Jenissei Krasnojarsk wurde er vor der Saison entdeckt und findet sich nach verständlichen Eingewöhnungsschwierigkeiten zu Anfang immer besser zurecht. Aufgrund seiner abgeklärten Spielweise bezeichnete ihn Koschinat als „Eisschrank“.

Redebedarf zwischen Trainer Uwe Koschinat (re.) und Kapitän Dennis Diekmeier

Eine Entwicklung, die so nicht absehbar war

In seiner zweiten Saison nach dem Wiederaufstieg ist der MSV Duisburg akut abstiegsgefährdet - eine Entwicklung, die nach dem guten 7. Platz letzte Saison so nicht zu erwarten war, da es wenige Veränderungen gab. Bereits in der letzten Spielzeit war die Defensive mit 56 Gegentreffern jedoch schon die Schießbude der Liga, was sich in dieser Saison mit 54 Gegentoren nicht geändert hat. Während für die Defensive nicht viel getan wurde, kamen für den Sturm die zweitligaerfahrenen Verhoek aus Heidenheim und der Sandhäuser Publikumsliebling Sukuta-Pasu, um dem im letzten Jahr mit 18 Treffern erfolgreichen Sturmduo Tashchy/Iljutcenko Konkurrenz zu machen. Das Ergebnis ist, dass die vier Stürmer zusammen fünf Tore erzielten und „Richy“ Sukuta-Pasu mittlerweile zum chinesischen Zweitligisten Guangdong Southern Tigers abgewandert ist. Für Gefahr sorgen unterdessen Linksverteidiger Wolze, der mit sieben Toren Duisburgs Toptorschütze ist, und Stoppelkamp, die mit ihrer Schussstärke drei Tore beim spektakulären 4:4 im letzten Heimspiel gegen den vermutlichen Aufsteiger 1. FC Köln beitrugen. Köln gegen Duisburg war in der ersten Bundesligasaison 1963/64 das Duell des am Ende Deutschen Meisters gegen den Vizemeister. Das Team von Trainer Torsten Lieberknecht wehrte sich bei der 0:4-Schlappe am vergangenen Samstag in Paderborn nach Kräften gegen den drohenden Abstieg, doch die zu anfällige Defensive und die mangelhafte Chancenverwertung blieben treue Begleiter der Zebras.

„Müssen mehr Stabilität finden und mit aller Macht gegen Sandhausen gewinnen“

Der MSV muss verletzungsbedingt seit Wochen die Innenverteidiger Bomheuer und Neumann sowie seit kurzem Fröde wegen eines Muskelfaserrisses ersetzen. Torhüter Wiedwald, der nach der Winterpause bis Saisonende von Eintracht Frankfurt ausgeliehen wurde, nach dem Spiel in Paderborn: „Es gilt jetzt wieder zur Stabilität zu finden und unsere Möglichkeiten besser zu nutzen. Jetzt kommt das entscheidende Spiel gegen Sandhausen, das mit aller Macht gewonnen werden muss“. Ebenfalls bis Saisonende wurde der norwegische Stürmer Nielsen von Fortuna Düsseldorf ausgeliehen, der bereits dreimal ins Schwarze traf.

Anfangseuphorie ist dahin, der Abstieg droht

Trainer Lieberknecht trat am 1. Oktober letzten Jahres die Nachfolge von Ilija Gruew an, der nach drei Jahren und einem Aufstieg gehen musste. Mit einem 2:1-Sieg beim 1. FC Köln ließ er in seinem Debüt gleich aufhorchen, und nach Siegen über Paderborn und Bielefeld schien er die Duisburger wieder in die richtigen Bahnen lenken zu können. Doch nachdem die Zebras nach 14 Spieltagen noch auf einem Nichtabstiegsplatz lagen, gab es in den vergangenen 15 Spielen nur noch zwei knappe Siege - beide in der heimischen Schauinsland-Reisen-Arena - gegen Darmstadt und Magdeburg zu bejubeln.

Ähnliche Situation wie im letzten Jahr

Der 2:0-Erfolg beim letzten Auftritt des SVS in Duisburg durch Tore von Förster und Kulovits und einem überragenden Schuhen im Tor war in der Rückrunde der letzten Saison ein Meilenstein auf dem Weg zum Klassenerhalt. Wenn das kein gutes Omen ist. Die Bedeutung des Spiels wird dadurch unterstrichen, dass Verein und Spieler zum zweiten Mal nach dem Spiel in Ingolstadt Anreise und Eintritt für die Fans bezahlen. Passend dazu die Aussage von SVS-Geschäftsführer Volker Piegsa: „Nur alle gemeinsam rocken wir die Rückrunde."

Fotos:  Kraichgausport

Behrens vergab gegen Dresden beste Chancen. Gegen Duisburg soll dies besser werden. und Spieler und Verein laden die SVS-Fans nach Duisburg ein

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