Das mit großer Spannung erwartete Nachbarschaftsduell zwischen dem SV Rohrbach/S. und dem TSV Steinsfurt endete nach 94 spannenden und teils dramatischen Spielminuten 1:0 für den gastgebenden SV. Die Zuschauer bekamen bei hochsommerlichen Temperaturen von über 30 Grad eine sehr unterhaltsame und abwechslungsreiche Partie geboten, bei denen am Ende die Heger-Truppe als glücklicher Sieger vom Platz ging. Die Gäste aus Steinsfurt waren vor allem in der ersten Hälfte das aktivere, bessere Team mit der Mehrzahl an Torchancen.
Ein von Diekmann in der 94. Minute gehaltener Strafstoß entscheidet Derby
Steinsfurt in der ersten Hälfte das aktivere Team
Nach anfänglichem Abtasten beider Mannschaften bei hohen Temperaturen hatte der TSV nach 21. Minuten nach einem Freistoß die erste erwähnenswerte Chance. Spielertrainer Julian Keitel setzte nach etwas über einer halben Stunde einen Kopfball nach einer Ecke rechts knapp neben das Tor (32.). Wenig später versäumte es Nico Maier, den TSV mit seiner dritten Chance in Führung zu bringen, als er aus zehn Metern frei vor dem Tor zum Torschuss kam und an Rohrbachs Torhüter Lucas Diekmann scheiterte (36.). Im Gegenzug bietet sich SV-Stürmer Robin Karolus die Mega-Chance, als er allein auf TSV-Keeper Adrian Baumann zuläuft und im Duell Eins gegen Eins am reaktionsschnellen Schlussmann scheitert (37.). Rohrbach hatte im gesamten ersten Abschnitt Probleme im Spielaufbau und spielte teils unüberlegt oder zu ungenau auf die Sturmspitzen. Es fehlte an der gewohnten Durchschlagskraft und Offensivpower.
Rohrbach im zweiten Abschnitt mit klaren Chancen
In der zweiten Hälfte wurde dies besser. Es waren gerade mal drei Minuten gespielt, als David Beckmann mit einem 18 Meter-Schuss am linken Pfosten scheiterte. TSV-Keeper Baumann war noch mit den Fingerspitzen dran. Kurz darauf brannte es lichterloh im SV-Strafraum, als Maier frei vor dem Tor am glänzend parierenden Diekmann scheitert und Keitel den Nachschuss übers Tor jagt (50.). In der Folge werden die Gastgeber zunehmend aktiver und erspielen sich ein leichtes Übergewicht. In diese Drangphase gelingt dem SVR der 1:0-Führungstreffer. Über die beiden zuvor eingewechselten Christian Flaig und Joscha Rupp landet der Ball an der Torraumgrenze bei Adrian Neuberger, der mit einer Körpertäuschung sich gegen Gegenspieler Marc Schroth durchsetzt und unhaltbar rechts unten zur vielumjubelten Führung trifft (64.). Wenig später hatte der Torschütze das 2:0 auf dem Fuß, als er mit einem Lupfer am etwas zu weit vor seinem Tor positionierten TSV-Keeper Baumann scheitert, der in der Rückwärtsbewegung den Ball gerade noch mit den Fingerspitzen zur Ecke klären kann (70.).
Diekmann pariert Strafstoß gegen ehemaligen Mannschaftskameraden in der Nachspielzeit
In der zunehmend hektischen Schlussphase drücken die Gäste verstärkt auf den Ausgleich, während sich der SVR immer weiter in die Defensive drängen lässt. Steinsfurt drückt und Rohrbach verteidigt leidenschaftlich. Immer wieder versuchen es die Gäste, mit hohen Bällen zum Erfolg zu kommen, was aber gegen die kopfballstarke SV-Defensive nicht gelingt. Als sich in der hektischen Nachspielzeit die meisten der Zuschauer bereits auf einen glücklichen Heimsieg der Rohrbacher eingestellt hatten, versucht sich TSV-Spielertrainer Keitel im Strafraum nochmals durchtanken und kommt zu Fall. Der bis dahin sehr souverän leitende Schiedsrichter Thomas Roth aus Ubstadt entscheidet trotz intensiver Proteste der Gastgeber sofort auf Elfmeter. Es war die letzte Aktion der Partie. Der ehemalige Rohrbacher Amend Morina zeigt Nerven und schoss relativ unplatziert ins rechte Toreck, in das SV-Keeper Diekmann reaktionsschnell abgetaucht war und somit den Strafstoß parierte. Danach war Schluss.
SVR feiert glücklichen, hart erkämpften Sieg
Überglücklich feierten die SV-ler ihren Matchwinner Diekmann und drei glücklich erkämpfte Heimpunkte. Der amtierende Stadtmeister TSV Steinsfurt hatte es vor allem in der ersten Hälfte versäumt, in Führung zu gehen und mit einem Last-Minute-Treffer einen verdienten Auswärtspunkt zu entführen. Am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) gastiert das Team von SV-Coach Heger beim punktgleichen VfB Eppingen II auf dem kleinen Kunstrasenplatz der Fachwerkstädter.
Stimmen zur Derby:
Joachim Heger (Trainer SV Rohrbach/S.): „Mit Blick auf das gesamte Spiel wäre ein Unentschieden gerecht gewesen. Steinsfurt hat es in den ersten 45 Minuten ganz gut gemacht, wo sie in der Offensive sehr gefährlich waren. In vorderer Front haben wir heute unsere Durchschlagskraft vermissen lassen. Die Konter hätten wir besser ausspielen müssen. Dass Lucas am Ende durch den gehaltenen Elfmeter uns den Sieg gerettet hat, freut uns natürlich sehr. Dieses Glück braucht man auch mal. Für mich war der Strafstoß fragwürdig, es war vielmehr ein typischer Keitel-Elfmeter. Er sucht den Kontakt und kommt zu Fall. Er hat ja lange genug bei uns gespielt, von da her wissen wir um seine Spielweise und Qualitäten. Mit zwei Siegen und ohne Gegentor können wir sehr zufrieden sein vor dem nächsten schweren Spiel bei einem der Mitfavoriten Eppingen II.“
Julian Keitel (Spielertrainer TSV Steinsfurt): „Ich bin trotz der Niederlage sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Es war heute aufgrund der hohen Temperaturen für beide Teams sehr schwierig zu spielen. Von den Chancen gesehen waren wir in der ersten Hälfte etwas besser, dann macht Rohrbach nach etwas über einer Stunde etwas glücklich das 1:0. In der Folge versuchten wir uns weitere Chancen zu erspielen. Doch es sollte einfach nicht gelingen. In der Schlussminute hätten wir den Ausgleich machen können, als ich im Strafraum meinen Körper einsetzte und im Zweikampf zu Fall kam und auf Strafstoß entschieden wurde. Ich bekam einen Tritt in die Hacken und somit war der Elfmeter gerechtfertigt bzw. erzwungen. Eigentlich war ich als Schütze vorgesehen, doch nachdem ich gefoult wurde, überließ ich Amend Morina den Vortritt, der schießen wollte und dann scheiterte. Unterm Strich bin ich dennoch mit unserem Auftreten zufrieden.“
Lucas Diekmann (Torhüter und Derby-Matchwinner): „Aus meiner Sicht war es für den Schützen Amend Morina definitiv schwerer, in der Nachspielzeit gegen seinen ehemaligen Verein vom Elfmeterpunkt anzutreten. Er weiß, dass meine linke Ecke die Schwächere ist und darauf habe ich spekuliert. Nach dem Abpfiff war es ein geiles Gefühl, alle kamen auf mich zugerannt und haben mich umarmt.“
Jannis Richter (Betreuer und Pressewart TSV Steinsfurt): „Von Anfang an war es ein ausgeglichenes Spiel mit leichten Vorteilen für uns. Letztendlich war es wie in den letzten Partien auch der Fall, dass wir etwas nachgelassen haben und Rohrbach mehr Druck erzeugt hat. Bevor der SV in Führung geht, hatten wir bei einem Angriff die Führung auf dem Fuß. Der Elfmeter war ärgerlich, zumal Morina 15 Jahre zuvor in Rohrbach gespielt hat und dann ausgerechnet gegen seine alten Verein vergab.“
Fotos: BWA