Neuzugang Nauber ist beim SV Sandhausen voll durchgestartet

Mit Erfahrung, Ruhe und Übersicht zum Abwehrchef gereift

Der 27-jährige Innenverteidiger Gerrit Nauber wechselte nach zwei Jahren beim MSV Duisburg in dieser Saison zum SV Sandhausen, wo er nach dem Abstieg der „Zebras“ für zwei Jahre unterschrieb. Unter Trainer Uwe Koschinat, der Nauber noch aus Drittligazeiten kannte, konnte sich die Abwehrkante gleich einen Stammplatz erkämpfen und spielte in allen neun Saisonspielen komplett durch. In der Länderspielpause stellte sich der gebürtige Niedersachse den Fragen von bwa-sport.de

Mit der Mannschaft ist vieles möglich

Der SV Sandhausen startete erfolgreich in die Saison, die Bäume am Hardtwald wuchsen schon in den Himmel. Doch trotz der Leistungssteigerung gegen Aue blieb man zuletzt viermal sieglos. Wie sehen Sie das Leistungsvermögen Ihres neuen Teams?
Gerrit Nauber:
Wir haben in den ersten fünf Spielen richtig guten Fußball gezeigt und Euphorie versprüht. Uns war aber auch bewusst, dass die Saison ein langer Weg wird. In den letzten Spielen sprachen die Ergebnisse nicht für uns, und die Art und Weise ist nicht die, wie wir uns das vorstellen. Generell ist aber mit der Mannschaft vieles möglich, vorausgesetzt wir liefern unsere Leistung ab.

Nauber (li.) im Zweikampf mit Clemens Fandrich von Erzgebirge Aue

Vom System her sehr flexibel

Nach den Abgängen von Leistungsträgern wie Wooten und Förster wird noch an der fehlenden Durchschlagskraft gearbeitet  und verschiedene Varianten probiert.
Nauber:
Ich denke, man kann aus der Mannschaft viel herausholen, was das System angeht. Wir sind recht flexibel. Der Trainer bastelt es so zusammen, wie es für uns gut ist, was uns stark macht, und wie es auf den Gegner passt.

Wie fanden Sie das System mit Biada hinter zwei Spitzen?
Nauber:
Julius hat ein gutes Spiel gemacht in Verbindung zu den beiden Spitzen, die in der Luft eine unheimliche Präsenz haben. Durch ihre Körperlichkeit haben sie auch viel Ballbesitz im letzten Drittel ermöglicht, was ich persönlich gut fand.

Versuche, Ruhe auszustrahlen

Sie wurden nach ihrem Wechsel aus Duisburg gleich zum Stammspieler. Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Nauber:
Ich habe versucht, was mich stark macht, mitzunehmen und der Mannschaft ein stückweit mit meiner Erfahrung zu helfen. Ich bin kommunikativ im defensiven Bereich, suche und gewinne auch häufig die Zweikämpfe. Ich denke, ich strahle für die Mannschaft im Verbund der Viererkette mit den Sechsern Ruhe aus, und es freut mich natürlich, dass unser Trainer auf Anhieb darauf gesetzt hat.

Gerrit Nauber treibt den Ball nach vorn. Der Innenverteidiger hat ein gutes Näschen für den Spielaufbau.

Die Mischung stimmt

In Duisburg und Lotte waren Sie Mannschaftskapitän. Sind Sie mir ihrer Art auch außerhalb des Platzes prädestiniert dafür?
Nauber:
Ich bin nicht der größte Spaßvogel, bin dem Spaß aber auch nicht abgeneigt, auch wenn ich kanalisiert und fokussiert auf das Wesentliche bin. Ich glaube die Mischung stimmt, und auf dem Platz gebe ich alles für den Erfolg.

Mit wem kann man in Sandhausen den meisten Spaß haben?
Nauber:
Es gibt einige, aber ich werde jetzt keine Namen nennen (lacht).

Koschinat kommuniziert zwischenmenschlich gut

Wo liegen für Sie die Unterschiede der Trainer Torsten Lieberknecht und Uwe Koschinat?
Nauber:
Kein Trainer ist wie der andere. Einem Spieler gefällt die Richtung mehr, dem anderen jene. Uwe Koschinat hat ein gutes Gespür für die Person hinter dem Fußballer und kann einem auch fußballerisch viel beibringen. Es ist schon auffällig, dass er zwischenmenschlich gut kommuniziert und uns taktisch gut auf den jeweiligen Gegner einstellt. Das heißt aber nicht, dass Lieberknecht das nicht konnte, es hat jeder Spieler und jeder Trainer eben seine Qualitäten.

In der Nähe des Hardtwalds Zuhause

Nach zwei Jahren im Ruhrgebiet sind Sie jetzt in der beschaulicheren Kurpfalz gelandet. Wie lief die Eingewöhnungsphase?
Nauber:
Wir wurden von der Mannschaft, den Verantwortlichen und dem Verein allgemein super aufgenommen. Ich habe mit meiner Frau und meiner Tochter relativ schnell eine Wohnung gefunden, die nur 15 Autominuten vom Hardtwald entfernt liegt. Die Region ist schön, besonders Heidelberg. Es ist natürlich ein kompletter Kontrast zum Ruhrgebiet, wo wir in Duisburg aber auch nicht direkt in der Stadt, sondern auf dem Land gewohnt haben.

Größte Auszeichnung: U17-Europameister

Zu Ihren sportlichen Highlights zählt der Gewinn der U17-Europameisterschaft. Mit wem spielten Sie zusammen?
Nauber:
Ja, das war sehr prägend. Ich spielte zusammen mit  ter Stegen, Leno, Mustafi und Götze. Da waren schon ein paar namhafte Spieler dabei.

Über den Waldhof in die 2. Liga aufgestiegen

Vermutlich hatten Sie sich damals bei der U23 von Bayer 04 Leverkusen den Sprung in die Bundesliga erhofft.
Nauber:
Natürlich wäre ich gern dort gelandet, aber die Situation hat es nicht hergegeben. Nachdem sich die zweite Mannschaft von Leverkusen aufgelöst hatte, bin ich wieder den Schritt in die Heimat gegangen. Vom Namen her mag es ein Rückschritt gewesen sein, aber die Sportfreunde Lotte waren ein ambitionierter Regionalligist. Im ersten Jahr haben wir es gegen RB Leipzig verpasst, in der Relegation aufzusteigen. Einige Jahre später sind wir in den Aufstiegsspielen über den SV Waldhof Mannheim in die 3. Liga aufgestiegen. Nach einem Jahr 3. Liga mit Lotte bin ich den Schritt in die 2. Liga nach Duisburg gegangen und bin nach zwei Jahren jetzt hierhergekommen.

Ziel ist der Klassenerhalt

Was sind Ihre sportlichen Ziele?
Nauber:
Ich tue mich schwer, Ziele auszugeben. Bei meiner Zeit in Duisburg hatte der Klassenerhalt oberste Priorität. Das ist jetzt hier in Sandhausen nicht anders. Alles darüber hinaus nehmen wir gerne mit, aber wir müssen uns jetzt erstmal wieder ein bisschen finden, und die Leistung gegen Aue war schon der erste Schritt in die richtige Richtung.

Fotos: Kraichgausport und BWA

Nauber (re.) im Zweikampf mit Gladbachs Alassane Pléa, Torjubel bei Nauber (li.) und Diekmeier, und Gerrit Nauber

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