Können die Hoffenheimer die Bayern erneut ärgern?

TSG empfängt die derzeitige Übermannschaft aus München

Die TSG Hoffenheim empfängt am Samstag, den 29. Februar um 15.30 Uhr in Sinsheim den aktuellen Tabellenführer FC Bayern München, der am heutigen Donnerstag 120 Jahre alt wird. Die Partie des 24. Bundesliga-Spieltages ist mit 30.150 Zuschauern schon seit Wochen restlos ausverkauft. Es ist bereits das dritte Aufeinandertreffen zwischen den beiden Mannschaften in der laufenden Saison. Im Bundesligaduell in der Hinrunde konnten die Kraichgauer bei ihrem ersten Sieg (2:1) in der Münchner Allianz-Arena überraschend drei Punkte entführen. Dafür revanchierte sich der Rekordmeister am 5. Februar an gleicher Stelle und warf die TSG durch einen 4:3-Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale aus dem Wettbewerb. Während die Hoffenheimer viele Jahre nichts gegen die „Über“-Bayern zu bestellen hatten, konnten sie in den letzten dreieinhalb Jahren auf einige Erfolge verweisen und stellten in diesem Zeitraum mit drei Siegen, drei Unentschieden und drei Niederlagen einen Liga-Bestwert auf. Die Gesamtbilanz spricht dennoch bei 15 Siegen, fünf Remis und drei Niederlagen deutlich für die Rot-Weißen.

Bayern in Torlaune

Der souveräne 3:0-Auswärtssieg in der Champions League am vergangenen Dienstag beim FC Chelsea hat das ohnehin schon große Selbstvertrauen der Münchner zusätzlich bestärkt. Unter Trainer Hansi Flick präsentieren sie sich Woche für Woche in bester Torlaune, erzielten in 13 Bundesligapartien 40 Treffer, was einen Durchschnitt von 3,1 pro Spiel ausmacht. Zudem ist der Rekordmeister seit neun Bundesligaspielen ungeschlagen, acht Mal ging er dabei als Sieger vom Platz.

Die Bayern müssen in den nächsten Wochen auf ihren Top-Torjäger Robert Lewandowski (li.) verzichten.

Schmerzlicher Ausfall von Lewandowski

Ein Garant für die Erfolgsserie ist Torjäger Robert Lewandowski, der in den letzten 32 Pflichtspielen 39 Treffer erzielte. Auf den 31-jährigen Polen müssen die Münchner am Samstag jedoch verzichten. Der Leader im Angriffszentrum zog sich in London einen Anbruch der Schienbeinkante am linken Kniegelenk zu und muss mindestens sechs Pflichtspiele bzw. vier Wochen pausieren. Für ihn dürfte Serge Gnabry in die Mittelstürmerposition rücken. Da Thomas Müller auf den Flügeln wertvoller ist und Ivan Perisic aufgrund eines Knöchelbruchs noch ausfällt, bleiben Flick wenig Alternativen. Den Ausfall des Torjägers sieht Hoffenheims Trainer Schreuder als deutlichen Vorteil: „Wenn Lewandowski nicht mitmachen kann, ist das schon ein Vorteil für den Gegner. Er ist seit zehn Jahren der beste Stürmer in der Liga. Natürlich wissen wir nicht, wie die Bayern dies jetzt lösen, das werden wir erst kurz vor Spielbeginn erfahren. Deshalb ist es besser, wenn wir uns nur auf uns fokussieren. Ob letztendlich Gnabry, Müller oder Coutinho vorne in der Spitze spielen werden, wird sich am Samstag zeigen. Wenn das für uns ein Problem werden sollte, müssen wir das lösen.“

Kramaric wieder einsatzfähig

Groß war das Aufatmen bei den Hoffenheimern, nachdem Torjäger Andrej Kramaric einen Härtetest am Mittwoch überstanden hat und am heutigen Donnerstag wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Laut Schreuder ist der Kroate wieder fit und wird am Samstag auflaufen können. Aufgrund der Ausfälle der langzeitverletzten Stürmer Belfodil, Adamyan und Dabbur ist es umso wichtiger, dass Kramaric wieder rechtzeitig einsatzfähig ist. Als weitere Offensivspieler bieten sich Robert Skov und Ihlas Bebou an. Alternativen sind Winterneuzugang Jacob Brunn Larsen und Nachwuchsspieler Maximilian Beier.

Hochalarm vor dem TSG-Tor. Torhüter Oliver Baumann wird sich am Samstag mit Sicherheit nicht über zu wenig Beschäftigung beklagen können.

Ähnliche Voraussetzungen, ohne Zusammenhänge

Die Konstellation ist ähnlich wie im Hinspiel, wo die Bayern auch zuvor in der Champions League mit einer 7:2-Gala in London bei Tottenham aufhorchen ließen. TSG-Coach Schreuder sieht hier jedoch keine Gemeinsamkeiten, da für ihn beide Mannschaften in ihrer sportlichen Entwicklung jetzt viel weiter sind: „Ich sehe da keine Zusammenhänge. Wir sollten vielmehr auf uns schauen und nicht so sehr auf den Gegner. Wir wissen, dass Bayern ein sehr, sehr starker Gegner ist und viele gute Spieler in ihren Reihen haben - aber die haben wir auch.“

„Wissen, dass es eine schwere Aufgabe wird“

Im Vorfeld des Duells mit dem Spitzenreiter sieht Schreuder keine Veranlassung, in der Vorbereitung etwas zu ändern: „Wir werden das Spiel gegen die Bayern nicht größer als gegen andere Gegner machen. Es ist viel schwerer gegen kleinere Gegner die Partie größer zu machen. Wir haben zuletzt zwei Mal gegen die Bayern gespielt und dabei fünf Tore erzielt - von daher wissen wir, wie wir die Aufgabe angehen müssen. Wenn wir mutig auftreten, werden wir wieder eine Chance haben. Aber wir wissen auch, dass es gegen diese Bayern, wie sie aktuell spielen, sehr schwer wird. Es ist aber alles möglich, es wird ein interessantes Spiel werden.“

Baumgartner in Topform

Neben Kramaric ruhen die Hoffnungen der Kraichgauer auch auf Christoph Baumgartner, der sich seit Wochen in Topform präsentiert. Ob auf der Sechs, Acht oder als Doppelspitze, der junge Österreicher ist Hoffenheims Allzweckwaffe. Schreuder findet zu Recht lobende Worte für seinen Mittelfeldspieler: „Es ist sehr variabel und schwer ausrechenbar, weil er sehr intelligent ist. Ein intelligenter Spieler kann auf jeder Position spielen. Skov, Rudy, Grillitsch und Nordtveit sind ähnliche Typen, die überall spielen können. Ich freue mich über Baumi´s tolle Entwicklung. Er ist ganz klar im Kopf, arbeitet zusätzlich viel an sich und weiß was er will. Er hat einen guten Charakter, was sehr wichtig ist.“

Zum Erfolg muss vieles passen

Einen guten Charakter und klaren Kopf sowie das notwendige Glück werden auch die Nordbadener am Samstagnachmittag benötigen, um sich gegen die bayerischen Gäste von der Isar zu erwehren. Die Hoffnungen und Wünsche auf einen erneuten Erfolgscoup gegen die Münchner sind zwar vorhanden, dürften aber äußerst schwer zu realisieren sein. FCB-Coach Hansi Flick, der die Gastgeber aus seiner Zeit als Trainer und Geschäftsführer bestens kennt, wird mit Sicherheit dafür sorgen, dass keiner seiner Spieler die Hoffenheimer  nur ansatzweise unterschätzen wird. Schiedsrichter am Samsatg in Sinsheim ist Christian Dingert, assistiert von seinen Linienrichter Tobias Christ und Timo Gerach.

Fotos: Kraichgaufoto

Kramaric (li.) im Duell mit Müller und Trainer Schreuder lobt Baumgartners Spielintelligenz

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