Freude am Hardtwald, trotz 1:5-Klatsche in Stuttgart

Klassenerhalt für Sandhausen steht nun fest

Etwas kurios war es am Ende dann doch: Der SV Sandhausen kassiert am 32. Spieltag im baden-württembergischen Nachbarschaftsduell beim VfB Stuttgart eine 1:5-Klatsche und darf sich dennoch über den anschließenden Klassenerhalt und ein neuntes Jahr Zweitligafußball freuen. Mit 40 eingefahrenen Punkten steht der Ligaverbleib der Kurpfälzer zwei Spieltage vor Saisonende auch rechnerisch fest. Präsident Jürgen Machmeier ist ein großer Stein vom Herz gefallen: „Wir sind natürlich sehr erleichtert, dass wir den Klassenerhalt nun geschafft haben. Wir möchten uns damit aber noch nicht zufriedengeben und wollen in den letzten beiden Spielen in dieser Saison noch möglichst viele Punkte holen.“

Der VfB ist bei Dauerregen Herr im Haus

Der SVS tritt in Stuttgart mit der identischen Aufstellung an, die am vergangenen Freitag beim 0:0 gegen Arminia Bielefeld im BWT-Stadion am Hardtwald zu Beginn auf dem Platz gestanden hatte. Es bleibt somit beim 3-5-2-System mit den Außenbahnspielern Dennis Diekmeier und Leart Paqarada, die bei Bedarf die Abwehrformation verstärken. Der SVS startet zwar mutig in die Partie, die aufgrund starker Regenfälle eine Viertelstunde später als geplant beginnt und läuft den VfB sofort in dessen Hälfte an. Die Stuttgarter erarbeiten sich jedoch frühzeitig Chancen. So geht ein Schuss von Orel Mangala in der dritten Minute abgefälscht knapp am Tor vorbei, nur vier Minuten später prüft Silas Wamangituka SVS-Torhüter Martin Fraisl mit einem Schuss ins kurze Eck.

Mittelfeldspieler Türpitz kann den Blick bereits auf ein neuntes Zweitligajahr am Hardtwald richten

Dem 1:0 ging eine Fehlentscheidung voraus

Auch einen Schuss von Philipp Förster wehrt Fraisl ab (11’). Eine Minute später ist er jedoch geschlagen: Nach einer Ecke köpft Nicolás González den Ball zum 1:0 in die Maschen (12’). Bitter aus SVS-Sicht: Die Ecke, die zum Gegentreffer führt, hätte nicht gegeben werden dürfen. Der Ball war zuvor ins Seitenaus und nicht ins Toraus gegangen.

Stuttgart spielt sich in einen Rausch

Der SVS verzeichnet anschließend durch Julius Biada erste Schusschancen (15’, 19’). Danach zieht der VfB davon. Zunächst trifft Gonzalo Castro mit einer Direktabnahme zum 2:0 (20’). In der 28. Minute setzt sich Silas Wamangituka auf der rechten Seite durch, zieht in den Strafraum und an Keeper Fraisl vorbei. Tim Kister fälscht den Ball ab, kann jedoch nicht mehr verhindern, dass er über die Torlinie rollt. Dem 0:4 geht ein Foul von Aleksandr Zhirov an Förster im Strafraum voraus. Den folgenden Strafstoß verwandelt Gonzalez. Die Partie ist in der 31. Minute damit bereits vorentschieden.

SVS kann sich befreien

Die Reaktion des SVS auf die vielen Rückschläge kann sich danach sehen lassen. Die Kurpfälzer drängen bis zur Pause auf den Anschlusstreffer. Die Chancen von Behrens (37’, 38’), Robin Scheu (41’) und insbesondere Emanuel Taffertshofer, dessen Kopfball kurz vor der Torlinie geklärt wird (44’), führen jedoch nicht zum Erfolg. Es bleibt beim 0:4 zur Pause.

Flagge zeigen im kleinsten Zweitligaort. Der SV Sandhausen bleibt weiterhin im Profifußball vertreten

Enrique Peña Zauner verkürzt

Der SVS startet mit einem Wechsel in die zweite Hälfte. Marlon Frey läuft ab der 46. Minute für den angeschlagenen Taffertshofer auf. Die Sandhäuser bleiben aktiv und versuchen ins Spiel zurückzukommen. Ein Schuss von Biada fliegt zunächst noch knapp vorbei (63’). Nach zwei weiteren Wechseln – Mario Engels und Enrique Peña Zauner ersetzen Nauber und Scheu – sorgt dann Peña Zauner für den verdienten Anschlusstreffer: Nach einer Flanke von Diekmeier wird der Ball zurück an den Strafraum gespielt. Biada wird zunächst geblockt, ehe Peña Zauner abzieht und den Ball versenkt (68’). Es ist das erste Tor für den 20-Jährigen in der 2. Liga bei seinem vierten Einsatz.

Frohe Kunde aus Regensburg

SVS-Trainer Uwe Koschinat wechselt in der Schlussphase mit Philip Türpitz (für Biada) und Aziz Bouhaddouz (für Behrens) zwei weitere Offensivspieler ein. Für eine komplette Wende der Partie ist die Hypothek aus der ersten Hälfte und insbesondere aus den ersten 31 Minuten jedoch zu hoch. Mit der letzten Aktion stochert Stuttgarts Al Ghaddioui den Ball dann noch einmal über die Torlinie des Sandhäuser Kastens (90’+4), der VfB gewinnt somit mit 5:1. Der SVS hat dennoch Grund zur Freude: Weil der Karlsruher SC im Parallelspiel beim SSV Jahn Regensburg mit 1:2 verliert, steht der Klassenerhalt der Kurpfälzer nun auch rechnerisch fest. Weiter geht’s für den SV Sandhausen am Sonntag, den 21. Juni um 15.30 Uhr mit dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden.

Stimmen zum Spiel:

Mikayil Kabaca (Sportlicher leiter des SVS): "Für uns war es ein gebrauchter Tag. Wir sind sehr schwer ins Spiel reingekommen. Wenn du nach 31 Minuten gegen ein solches Topteam 0:4 zurückliegst, wird es schwer.  Wir haben es nach dem deutlichen Rückstand noch ganz gut gemacht, wollten ein Debakel verhindern, das ist uns gelungen, auch wenn mit dem Schlusspfiff leider noch das 1:5 fällt. Gut, dass es am Sonntag direkt mit einem Spiel gegen Dresden weitergeht, da wollen wir wieder ein anderes Gesicht zeigen."

Uwe Koschinat (SVS-Trainer): "Wir haben es zunächst nicht geschafft, Zugriff auf den VfB zu bekommen. Wir haben nach dem 0:1 sehr stark unser Spiel gesucht, haben aber sehr viele zweite Bälle verloren, waren nicht in den Aktionen, wie wir das aus den vergangenen Wochen kannten, und lagen damit zur Pause fast aussichtslos in Rückstand. Es ging dann für uns darum, ein Debakel zu vermeiden, das ist uns gelungen. Wir haben einen verdienten Anschlusstreffer erzielt, das hat uns gutgetan. Wir haben sicherlich auch Pech bei einigen Schiedsrichterentscheidungen gehabt, die das Ergebnis beeinflusst haben, aber nicht die Spielrichtung. Der Sieg der Stuttgarter geht absolut in Ordnung. Dass wir den Klassenerhalt nun erreicht haben, ist für uns natürlich eine Erleichterung."

Dennis Diekmeier: "Der Klassenerhalt ist die positivste Nachricht des Tages, die zweite Halbzeit nehme ich aber auch positiv mit. Ich habe es in meiner Karriere schon erlebt, dass man nach so einem Start richtig untergeht, das konnten wir verhindern. Wir waren leider im ersten Durchgang nicht so da wie wir uns das vorgenommen haben, die Stuttgarter haben es aber auch sehr gut gemacht. Die Situation vor dem 0:1 ärgert mich natürlich, aber die Fehlentscheidung darf für uns keine Ausrede sein. Mein Ziel ist es weiterhin, die 44 Punkte zu packen. Dafür müssen wir jetzt gegen Dresden gewinnen."

Statistik:

VfB Stuttgart: Kobel – Mangala, Phillips, Kempf (C), Castro – Karazor – Klement (70’ Egloff), Förster – Wamangituka (81’ Coulibaly), González (60’ Stenzel) – Kalajdzic (70’ Al Ghaddioui)
SV Sandhausen: Fraisl – Nauber (64’ Engels), Kister, Zhirov – Diekmeier (C), Linsmayer, Taffertshofer (46’ Frey), Paqarada – Biada (75’ Türpitz) – Scheu (64’ Peña Zauner), Behrens (75’ Bouhaddouz)
Tore: 1:0 Gonzáles (12’), 2:0 Castro (20’), 3:0 Kister (28’, Eigentor), 4:0 Gonzáles (31’, Foulelfmeter), 4:1 Peña Zauner (68’), 5:1 Al Ghaddioui (90’+4).

Fotos: Kraichgausport

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