Nach dem Japaner Takashi Usami in der Saison 2012/13 steht mit dem Südkoreaner Jin-Su Kim nun der zweite asiatische Spieler bei der TSG 1899 Hoffenheim unter Vertrag. Der gelernte Linksverteidiger soll die Lücke schließen, die Fabian Johnson durch seinen Wechsel nach Mönchengladbach hinterlassen hat. Kim erhielt einen Vertrag bis zum 30. Juni 2018. Nachdem der Linksfuß an der U-17-Weltmeisterschaft 2009 und der U-20-Weltmeisterschaft 2011 für die südkoreanische Nationalmannschaft teilnahm, musste er zuletzt seine WM-Teilnahme in Brasilien verletzungsbedingt absagen. Kim freut sich auf die Bundesliga, ganz besonders hinsichtlich der Duelle mit den Spielern des neuen Weltmeisters. In den Testspielen zeigte er bereits sehr gute Ansätze, vor allem gegen den FC Genua war einer der auffälligsten Akteuere.
Motiviert und lernfähig startet er in die für ihn völlig neue Kultur und Umgebung. Im Interview mit bwa-sport.de, das wir zweigeteilt veröffentlichen werden (Teil 2 erscheint morgen), wirkte er, zusammen mit Dolmetscher Soonmih Kwon, sehr aufgeschlossen und zielorientiert.
Herr Kim, Sie unterschrieben an ihrem 22. Geburtstag einen Vier-Jahres-Vertrag in Hoffenheim. Für Sie ein ganz besonderes Geburtstagspräsent?
Jin-Su Kim: Für mich war es eher ein symbolischer Moment, als ich den Vertrag unterschrieb. Ich habe dieses Ereignis aber noch viel höher eingestuft als den Geburtstag, den man schließlich jedes Jahr feiert. Natürlich was es ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk in diesem Moment.
Wie kam der Kontakt zur TSG zu Stande? Wann haben Sie erstmals von den Kraichgauern gehört?
Erstmals habe ich zu Jahresbeginn von der TSG 1899 Hoffenheim gehört. Die ersten Kontakte kamen zustande, als ich bei der Nationalmannschaft Südkoreas war. Die TSG habe ich danach über TV-Berichte und Nachrichten intensiver verfolgt. Auch vom ehemaligen Spieler Takashi Usami, mit dem ich gut befreundet bin, habe ich einiges über den Verein in Erfahrung bringen können.
Was reizt Sie an der Bundesliga, speziell an Hoffenheim?
Der attraktive, schnelle und offensive Fußball, der in der Liga, und speziell in Hoffenheim, gespielt wird, gefällt mir ganz besonders. Die Liga verfügt über sehr viele gute Spieler, die überdurchschnittliche Qualitäten haben im europäischen Vergleich. Mich reizt diese Herausforderung ganz besonders.
Hoffenheim ist der mit Abstand kleinste Bundesliga-Ort. Wie hat das Dorf und die Umgebung auf Sie, der sich zuvor ausschließlich in Großstadtmetropolen aufhielt, gewirkt?
Hier ist es auffallend ruhig, alles sehr überschaubar. Natürlich war ich überrascht, als ich erstmals durch den Ort fuhr. Ich hatte mir alles etwas größer vorgestellt. Doch es gefiel mir gleich sehr gut.
Sie wurden als Nachfolger für den US-Nationalspieler Fabian Johnson, der nach Mönchengladbach wechselte, verpflichtet. Trauen Sie sich zu, nahtlos dessen Lücke als Linksverteidiger zu schließen?
Johnson ist ein sehr guter Spieler, was er auch bei der letzten Weltmeisterschaft gezeigt hat. Es wird schwer werden ihn eins zu eins zu ersetzen. Doch ich nehme diese Herausforderung gerne an und traue es mir zu diese Lücke zu schließen.
Sie spielten in der japanischen J-League, waren bei Ihrem Ex-Club Albirex Niigata Leistungsträger. Wie hoch ist dort das sportliche Niveau im Vergleich zur Bundesliga?
Da ich noch nicht in der Bundesliga gespielt habe, fällt es mir noch schwer einen Vergleich zu ziehen. Wie ich über die Medien in Erfahrung bringen konnte, sind vor allem Tempo, Zweikampf, Atlethik und Technik viel ausgeprägter als in Japan.
Durch Ihren Wechsel kommt sehr viel Neues auf Sie zu: Land – Mentalität – Sprache – Essen.
Ich übe schon fleißig und intensiv die deutsche Sprache. Noch ist vieles für mich fremd und schwer zu verstehen. Aber ich bin sehr motiviert, mich an die neuen Gegebenheiten anzupassen und zu lernen. Während es in meiner Heimat viel Reis gibt, wir auch gerne scharf essen, gibt es hier sehr viel Fleisch, Fisch und Gemüse. Die Leute, besonders die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle in Zuzenhausen, sind aber sehr nett und freundlich zu mir. Das hat mir gleich sehr imponiert.
Haben Sie sich schon zum Deutsch-Kurs angemeldet?
Noch nicht, aber ich bekomme regelmäßig Privatunterricht. Durch den Umzug, die Eingewöhnungsphase und das Trainingslager blieb hierfür allerdings noch wenig Zeit.
Was hat Sie bislang an Ihrer neuen Wahl-Heimat am meisten beeindruckt bzw. überrascht?
Für mich wirkt alles noch wie in einer anderen Welt. Alles ist ruhiger, die Gebäude sind viel kleiner und eben anders. Doch ich bin sicher, dass ich durch unsere Fahrten zu den Auswärtsspielen in die Großstädte auch vieles andere noch kennen lernen werde (lacht).
Sie haben sich, wie viele Ihrer Kollegen, Heidelberg als Wohnort ausgewählt. Wie lebt es sich am Neckar?
Viele meiner neuen Kollegen wohnen in Heidelberg. Die Stadt gefällt mir, ist ruhig und landschaftlich sehr schön. Viele Asiaten kommen hier her, um Fotos vom Schloss und den vielen Sehenswürdigkeiten zu machen. Mein Mitspieler David Abraham hat mir schon einiges davon gezeigt.
Unterstützung bekommen Sie nun auch von der Mutter Kyung-Son.
Ja, das ich richtig. Meine Mutter kommt ab dem Wochenende nach Deutschland und kümmert sich fortan um meinen Haushalt, kocht und hilft mir, wo sie kann.
Interview Teil zwei erscheint am morgigen Donnerstag
Fotos: BWA