Unerklärlicher Leistungsabfall – TSG unterliegt bei Union Berlin 1:3

Diese Niederlage hat sich Hoffenheim selbst zuzuschreiben

Was für ein spektakulärer Bundesligaauftakt nach der zweieinhalbmonatigen WM- und Winterpause beim Duell zwischen Union Berlin und der TSG Hoffenheim. In einer stimmungsvollen und emotionalen Partie „An der Alten Försterei“ im Berliner Stadtteil Köpernick bekamen die 21.747 Zuschauer über 96 Minuten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und dichtem Schneetreiben ein außergewöhnliches und spannendes Spiel geboten, in dem beide Mannschaften jeweils eine Halbzeit lang dominierten. Am Ende siegten die Gastgeber dank einer deutlich kämpferischen und leidenschaftlichen Leistungssteigerung durch zwei späte Treffer mit 3:1. Während die Eisernen weiter in der Spitzengruppe rangieren und auf Tabellenplatz 3 kletterten, rutschten die Kraichgauer auf Rang 12 zurück mit nur noch drei Punkten Vorsprung auf Relegationsplatz 16, den der VfB Stuttgart einnimmt.

Ihlas Bebou brachte die TSG in seinem ersten Saisonspiel 1:0 in Führung

TSG mit spielerischem Übergewicht

Die Blau-Weißen starteten gut in die Partie und übernahmen bei deutlich mehr Spielanteilen und viel Ballbesitz die Initiative. Nach acht Minuten bot sich dem erstmals in der Startformation stehenden 17-jährigen Tom Bischof die erste dicke Chance, als er freistehend vom Elfmeterpunkt aus den Ball links neben das Tor setzte. Hoffenheim bestimmte zwar weiter das Spiel, konnte jedoch aus seiner Überlegenheit kein Kapital schlagen. Nachdem die Berliner nach 20 Minuten erstmals gefährlich in Tornähe kamen, bot sich wenig später die dicke Chance zur Führung, nachdem Ihlas Bebou beim Kopfballduell den Ball an die Hand bekam und Schiedsrichter Robert Hartmann zurecht auf Strafstoß entschied.

Union vergibt vierten Elfmeter der Saison

Doch Jordan Siebatcheu konnte dieses Geschenk nicht verwerten und setzte den Ball an den linken Außenpfosten (25.). Für die Unioner war es der bereits vierte verschossene Elfmeter der laufenden Saison. Die TSG spielte weiter mutig nach vorn und hatte nach knapp einer halben Stunde durch Robert Skov eine weitere gute Möglichkeit, als dieser per Freistoß am glänzend parierenden Berliner Torhüter Frederik Rönnow scheiterte (28.).

Bebou trifft nach langer Verletzungspause

In der 40. Minute war es dann endlich soweit: Nach einem schnell vorgetragenen Konter über Bischof, Dennis Geiger und Skov kam Bebou im Strafraum zum Abschluss und brachte sein Team mit einem platzierten Schuss ins kurze Eck verdient 1:0 in Führung. Für den Stürmer war es nach langer Verletzungspause in seinem ersten Saisonspiel gleich der erste Treffer.

Enttäuschung bei Hoffenheims Trainer André Breitenreiter

Spiel wendet sich zu Gunsten der Gastgeber

Im zweiten Abschnitt dreht sich die Partie völlig. Union kam mit großem Engagement aus der Kabine und hatte durch Robin Knoche und Janik Haberer die ersten Chancen (49.). Während die Gastgeber nun viel entschlossener und mutiger zu Werke gingen, zogen sich die Hoffenheimer zunehmend zurück und überließen dem Gegner die Spielhoheit. Angetrieben von ihren lautstarken Fans kamen die Eisernen Immer öfter und gefährlicher in Torraumnähe. Nachdem Christopher Trimmel eine Direktabnahme übers TSG-Tor jagte (55.) und der überragende Keeper Baumann einen Kopfball von Niko Gießelmann mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenken konnte (72.), war dieser kurz darauf machtlos, als Danilo Doekhi nach der Ecke per Kopfball den verdiente 1:1-Ausgleich  erzielte (73.).

Umstrittene Berliner Führung

Die Breitenreiter-Truppe blieb im Spiel nach vorne weiterhin harmlos, daran änderte sich auch nichts, als in der 66. Minute für Bebou und Bischoff mit Andrej Kramaric und Kasper Dolberg zwei neue Stürmer in die Partie kamen. Berlin machte weiter Druck. Nachdem Kevin Behrens einen Kopfball knapp neben das Tor setzte 76.), erzielte kurz vor dem Ende erneut der Holländer Doekhi per Kopfball die Unioner 2:1-Führung (89.). Es war ein höchst umstrittener Treffer, dem eine nicht geahndete Abseitsstellung voraus ging und die im weiteren Verlauf zu einer Berliner Ecke führte, die schließlich der Doppeltorschütze einköpfte. Torhüter Baumann machte dabei im Luftduell keine glückliche Figur.

Endgültige Entscheidung in der Nachspielzeit

Die TSG drängte in den wenigen noch verbleibenden Restminuten zwar noch auf den Ausgleich, musste aber in der sechsten Minute der Nachspielzeit nach einem Konter durch den eingewechselten Jamie Leweling den dritten Gegentreffer hinnehmen.

Kein Mittel gegen Berliner Druck in Hälfte 2

Hoffenheimer Torschützen Bebou sah die Niederlage vor allem darin begründet, „dass wir in der zweiten Hälfte überhaupt keinen Zugriff mehr zum Spiel hatten und nach vorne die Bälle nichtmehr festmachen konnten“. Für Kapitän Baumann war ebenfalls der Leistungsabfall in den zweiten 45 Minuten unverständlich: „Der Druck der Berliner war enorm. Es ist wahnsinnig ärgerlich, aber wir haben in der zweiten Hälfte nicht mehr Fußball gespielt. In der ersten Hälfte sah das deutlich besser aus. Es ist bitter, dass wir keinen Druck mehr erzeugen konnten und keine Torchancen mehr hatten.“ Für Trainer Breitenreiter lag es nicht an der fehlenden Mentalität, sondern vielmehr am Leistungsabfall in Hälfte 2: „Von Beginn an hat Union Berlin den Druck erhöht und uns mit Mentalität geschlagen. Zwei einfache Standardtore dürfen so nicht passieren, das müssen wir härter und intensiver verteidigen. Die Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wir haben viel zu wenig Entlastung geschafft und keine Spielfreude mehr gezeigt, von daher ist es ein verdienter Sieg für Union Berlin.“

Der Druck erhöht sich jetzt deutlich

Die Hauptstädter bleiben nach diesem 3:1-Sieg zu Hause weiterhin ungeschlagen, während die in ihren Leistungen weiterhin sehr schwankenden Nordbadener vor ihren beiden kommenden Heimspielen am Dienstagabend gegen Stuttgart (20:30 Uhr) und am Samstag gegen Mönchengladbach (15:30 Uhr) zunehmend unter Zugzwang geraten.

Statistik:

Union Berlin: Rönnow – Jaeckel, Knoche, Doekhi – Trimmel, Khedira, Gießelmann – Haraguchi (63. Seguin), Haberer (88. Öztunali) – Jordan (63. Behrens), Becker (88. Leweling)
TSG Hoffenheim: Baumann – Akpoguma (42. Kaderabek), Ozan Kabak (77. Bicakcic), Nsoki – Skov, Geiger, Stiller, Angelino – Bischof (66. Kramaric), Baumgartner – Bebou (66. Dolberg)
Tore: 0:1 Bebou (44.), 1:1 Doekhi (73.), 2:1 Doekhi (89.), 3:1 Leweling (90. +6)
Besondere Vorkommnisse: Jordan schießt Handelfmeter an den Pfosten (25.)
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
Zuschauer: 21.747

Fotos: Kraichgaufoto

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