Auf der Suche nach dem Erfolgserlebnis – TSG gastiert im Pokal in Leipzig

Trainer Breitenreiter hat kein Verständnis für Fan-Gesänge

Die TSG Hoffenheim konnte auch zum Rückrundenstart ihre Negativserie mit acht sieglosen Bundesligaspielen in Folge nicht beenden. Nach der 1:4-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Spieltag entlud sich bei einem Großteil der Südkurvenfans Frust und Enttäuschung über die gezeigten Leistungen und Ergebnisse, was sie mit den Sprechchören „Wir wollen euch kämpfen sehen“ deutlich ausdrückten. Diese waren bereits schon während des baden-württembergischen Nachbarschaftsduells mit dem VfB Stuttgart (2:2) zu hören.

„Dies hilft der Mannschaft nicht“

Dies wiederum verärgerte TSG-Trainer André Breitenreiter, was er in kleiner Journalistenrunde nach dem Gladbachspiel zum Ausdruck brachte: „Am Ende des Tages hilft das der Mannschaft nicht. Die Jungs wollten, die haben Herz und Leidenschaft gezeigt“. Der 49-jährige Cheftrainer hat kein Verständnis für die Rufe: „Die Mannschaft hat gegen Gladbach ihre Bestes gegeben, der Unterschied war eben in beiden Strafräumen, wo die Gladbacher eine enorm hohe Abschlussqualität haben. Fast jeder ihrer Schüsse war drin – von fünf aufs Tor waren vier drin. Wir hatten 15:8 Torschüsse, das war aber dann der Unterschied. Die einfachen Fehler brechen uns das Genick“.

Hoffenheimer Abwehrmauer

"Ich weiß, was zu tun ist"

Breitenreiter glaubt zu wissen, wo er anzusetzen hat: "Wir hinterfragen viel, wir sprechen viel, die Reaktion der Truppe sehe ich. Ich weiß was zu tun ist - das Wichtigste ist, die Truppe zu bestärken. Einfach draufzuknallen bringt gar nichts. Ich kann auch sagen, dass ich zum ersten Mal in meiner Trainerkarriere Sprechchöre gehört habe „Wir wollen euch kämpfen sehen. Ich habe ich noch nie erlebt, dass einer meiner Mannschaften unterstellt wurde, sie würde nicht kämpfen." Für den gebürtigen Langenhagener sollte die aktuelle Situation nicht Ergebnisabhängig gemacht werden: "Ich glaube, unsere Jungs zeigen von Beginn an Fan-Nähe, gehen auf sie zu und dann ist es auch ein Nehmen und Geben. Entweder man steht in schwierigen Zeiten zueinander oder nicht. Wenn die Fans das Gefühl haben, dass das so ist, dann haben sie jegliches Recht dies zu singen. Ich muss mir dann als Trainer aber die Frage stellen, warum das so ist. Wenn man solche Handlungen nur von den Ergebnissen abhängig macht, ist es der falsche Ansatz."

Gelingt im Pokalwettbewerb die Wende?

Dass die Geduld der blau-weißen Anhängerschaft nach nur einem Sieg aus den letzten zwölf Partien sowie sieben sieglosen Heimspielen auf eine harte Geduldsprobe gestellt wird, ist verständlich. Die immer lauter werdenden Pfiffe in Richtung Mannschaft nehmen zu. Es bedarf mehr denn je einem raschen Erfolgserlebnis, um den Bock wieder umzustoßen - notfalls auch im Pokalwettbewerb. Hier gastiert die TSG am Mittwochabend (18 Uhr) im DFB-Pokal-Achtelfinale bei RB Leipzig. Auch wenn aufgrund der letzten Resultate die Sachsen dabei als klarer Favorit ins Rennen gehen, sieht der Hoffe-Coach sein Team nicht völlig chancenlos: „Da sind wir totaler Außenseiter. Aber manchmal sind es genau solche Spiele, die man braucht, um den Turnaround zu schaffen". Dafür muss aber alles passen: "Das geht nur, wenn man sich in so einem Spiel kleine Erfolgserlebnisse schafft, um dann das Große mitzunehmen. Dabei geht es um die richtigen Handlungen in den unterschiedlichen Momenten, und da treffen wir momentan zu viele Fehlentscheidungen", umschreibt Breitenreiter aus seiner Sicht die Lage.

Ein nachdenklicher TSG-Coach Breitenreiter nach der Gladbach-Pleite

Wichtiges Spiel in Bochum

Ein Erfolgserlebnis im Pokal könnte sich womöglich auch als Initialzündung in der Bundesliga auswirken, wo die Kraichgauer am Samstag (15:30 Uhr) beim VfL Bochum vor einem ganz wichtigen und schwierigen Auswärtsspiel stehen. Der VfL auf Relegationsplatz 16 mit drei Zählern Rückstand zur TSG holte 13 seiner 16 Punkte im Stadion an der Castroper Straße und ist in der heimischen Vonovia Ruhrstadion seit fünf Spielen ungeschlagen. Sollte das von Breitenreiter geforderte „Erfolgserlebnis“ nicht eintreten, wäre sein Team ganz dicke im Abstiegskampf dabei.

Der Pokalverteidiger ist in Top-Form

Doch zunächst gilt es im Parallelwettbewerb sich fürs Viertelfinale zu qualifizieren, wenngleich die Aufgabe in Leipzig alles andere als einfach wird. Der amtierende Pokalsieger holte in der Liga sieben Punkte aus den ersten drei Partien des Jahres und trennt von den Nordbadenern 15 Punkte und zehn Tabellenplätze. Das Team von Trainer Marco Rose ist top in Schuss.

RB stand in vier Jahren dreimal im Finale

Siebenmal standen die Blau-Weißen im DFB-Pokal-Viertelfinale – weiter ging es aber noch nie. Zuletzt war in der Saison 2014/15 in der Runde der letzten Acht Endstation (2:3 n.V. in Dortmund). In den jüngsten vier Spielzeiten stand Leipzig dreimal im DFB-Pokal-Endspiel in Berlin – 2022 durften die Sachsen nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen den SC Freiburg erstmals den Pokal in die Höhe strecken. Beide Mannschaften treffen zum zweiten Mal im DFB-Pokal aufeinander. In der zweiten Runde in der Saison 2018/19 setzte sich RB 2:0 durch, beide Treffer erzielte damals Timo Werner.

"Werden da wieder rauskommen"

Ein Mann der offenen Worte ist wie so oft bei den Kraichgauern der Österreicher Christoph Baumgartner, der die aktuelle Lage treffend umschreibt: „Im Moment läuft alles gegen uns. Es bringt nichts, wenn wir jetzt die Köpfe in den Sand stecken. Es ist aktuell sauschwer, es macht auch momentan nicht so viel Spaß, aber wir werden alle zusammen da wieder rauskommen.“  Man darf gespannt sein, wie Mannschaft und Trainer die aktuelle unbefriedigende Situation gemeinsam meistern. Schon nach der Niederlage bei Union Berlin hieß es, dass man "weniger Reden, dafür Taten folgen lassen möchte". Nachdem gegen Stuttgart und Mönchengladbach dies nicht erfolgreich umgesetzt werden konnte, bleibt nun zu hoffen, dass dies jetzt im dritten Versuch gelingt. Der Glaube, dass der TSG dies jetzt ausgerechnet beim Dosenklub RB Leipzig gelingt, ist jedoch nicht all zu groß.

Fotos: Kraichgaufoto

Angelino beim Torschuss gegen seinen ehem. Verein

Artikel teilen

WERBUNG