Das Vertrauen in die defensive Kompaktheit, Offensivstärke und Mut

Matarazzo zeigt sich bei seiner Vorstellung optimistisch

Das mediale Interesse an der TSG Hoffenheim hat in den vergangenen Tagen außergewöhnlich stark zugenommen. Es waren jedoch keine Erfolgsmeldungen, die über den Dorfverein verbreitet wurden, sondern es stand vielmehr die sportliche Talfahrt mit der Folge der Entlassung von André Breitenreiter und der Trainerneubesetzung durch Pellegrino Matarazzo im Mittelpunkt. Im beschaulichen Zuzenhausen ging es daher am Donnerstag zur Mittagszeit im Presseraum ziemlich eng zu, denn anders als sonst üblich versammelten sich deutlich mehr Vertreter von TV-, Print und Onlinedienstleistern, um live vor Ort und auch virtuell am Bildschirm bei der Vorstellung des neuen TSG-Cheftrainers dabei zu sein.

„Willkommen zurück“

Man hätte die 37-minütige Vorstellung, die auch zugleich als Spieltags-PK für das bevorstehende Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bayer 04 Leverkusen diente, unter dem Motto „Willkommen zurück“ durchgehen lassen können. Dabei wurde mehrfach, auch von Alexander Rosen, dem Direktor Profifußball bei den Hoffenheimern, der mit auf dem Podium saß, der Neue eher als ein Alter oder besser formuliert ein Zurückgekehrter präsentiert.

Kramaric (Mitte) im Zweikampf mit Leverkusens Aranguiz

Beginn des nächsten Kapitels

Über seine Rückkehr zur TSG, wo er 2017 zunächst als U17-Trainer und dann als Co-Trainer der Profimannschaft bis zu seinem Wechsel im Dezember 2019 zum VfB Stuttgart tätig war, sagte der 1,98 Meter große gebürtige US-Amerikaner: „Ich freue mich, viele bekannte Gesichter zu sehen. Ich lebe seit mehreren Jahren in dieser Region, auch daher habe ich eine emotionale Verbindung zum Verein und zur Region. Ich habe hier bereits mit sehr vielen Personen zusammengearbeitet und freue mich auf mein nächstes Kapitel bei der TSG.“

Situation richtig einschätzen und vorwärts gehen

Für Rosen ist es ein großer Vorteil, dass der Neue genau weiß, wie der Verein tickt und wie die Strukturen sind: „Rino kennt den Verein. Es wird immer ein Teil der TSG-DNA sein, Talente zu entwickeln. Die jungen Spieler wurden auch in den vergangenen Wochen eingesetzt – das ist Teil der Identität. Unter all diesen Umständen hat Rino schon hier gearbeitet. Aber es gilt auch das Prinzip des maximalen Ehrgeizes. Nach diesem Absturz geht es erstmal nur darum, die Situation einzuschätzen und vorwärts zu gehen.“

Dabbur (li.) im Duell mit Leverkusens Tath

Die Stärke liegt in der Offensive

Nach den ersten Trainingseindrücken und Gesprächen mit der Mannschaft hat er gleich verspürt, dass „die Bereitschaft, den nächsten Leistungsschritt zu gehen, deutlich erkennbar ist. Man sehr aufnahmebereit und offen für Input ist und die Spieler sehr energisch sind.“ Zur Herangehensweise im aktuellen Abstiegskampf sagte der neue Chefcoach: „Wir müssen den Ball laufen lassen, immer mit großer Zielstrebigkeit. Wir wollen keine 65 Prozent Ballbesitz – wir wollen schnell zum Tor kommen. Die Stärke dieses Teams liegt in der Offensive.“

Klassenerhalt steht an erster Stelle

Matarazzo charakterisiert sich als Trainer in einer Mischung aus Analyse und guter Menschenführung, wobei er bestrebt ist, die Antennen auszufahren um die Energie innerhalb des Teams richtig zu steuern. Bei der Zielausrichtung steht der Kampf um den Klassenerhalt zunächst an erster Stelle, ehe man anschließend mit der Mannschaft, bei der großes Potenzial vorhanden ist, der nächste Entwicklungsschritt geplant ist. Mit dem aktuellen Trainerteam um David Scholtysik und Frank Fröhling ist der 45-Jährige sehr zufrieden, dennoch schloss er nicht aus, „dass noch jemand hinzukommt, was sich in den nächsten 24 Stunden entscheiden werde“.

Eine herausfordernde Lage

Die aktuell sportlich unbefriedigende Situation sieht Rosen als eine "herausfordernde Lage, in der niemand hier etwas auf die leichte Schulter nimmt. Jeder muss schauen, was er tun kann, damit wir Ergebnisse erzielen.“
Am besten gleich am Samstag gegen das Bayer-Werksteam. Matarazzo zur Herangehensweise gegen den mit fünf Punkten besser platzierten Tabellenzehnten Leverkusen: „Wir müssen zunächst die defensive Kompaktheit wiederherstellen. Wir dürfen nicht vergessen, wo unsere Stärken sind. Wir dürfen mutig sein, wir dürfen auch Fehler machen, aber die Reaktion muss dann dazu passen. Wenn die Köpfe frei sind und wir auch wieder mutiger agieren, werden wir wieder Spiele gewinnen.“

Jeder muss Verantwortung übernehmen

Hierfür will der neue Trainer seiner Mannschaft einen guten Matchplan an die Hand geben, um gegen einen zu erwartenden defensiv stabilisierten Gegner, der sehr kompakt steht und nach Ballgewinnen sehr gut umschaltet, erfolgreich zu sein. Über den Mangel an Führungsspielern wollte er sich nicht beklagen: „Es sind wirklich viele, die das Team führen wollen und können. Wichtig ist, dass jeder Verantwortung übernimmt, dann werden wir Leistung zeigen.“ Dabei sollte man seiner Auffassung nach nicht vergessen, wo man aktuell steht, denn die aktuelle Tabelle nach 19 Spieltagen ist vielsagend. Dies gilt es auf alle Fälle zu korrigieren.

Ausbaufährige Bilanz gegen das Werksteam

Mit Leverkusen treffen die Blau-Weißen auf einen aus ihrer Sicht unbequemen Gegner, gegen den man in den bisherigen 29 Duellen bereits 16 Niederlagen kassierte. Nach zwei Siegen zum Jahresstart in Mönchengladbach (3:2) und gegen Bochum (2:0) kam das Team von Trainer Xabi Alonso etwas aus der Erfolgsspur und verlor die letzten beiden Partien gegen Dortmund (0:2) und Augsburg (0:1).
Personell müssen die Kraichgauer am Samstag weiterhin auf die Langzeitverletzten Jacob Bruun Larsen und Grischa Prömel sowie auf Pavel Kaderabek und Robert Skov verzichten. Ob Abwehrorganisator Kevin Vogt wieder einsatzfähig ist, ist noch fraglich. Im Vorfeld der Partie wurden, laut Aussage von Pressesprecher Jörg Bock, bislang 18.000 Tickets, darunter 700 ins Rheinland, abgesetzt. Tendenz deutlich steigerungsfähig.

Fotos: BWA und Kraichgaufoto

Kopfballduell, Erwartungsvolle TSG-Fans, und Matarazzo bei der heutigen PK

Artikel teilen

WERBUNG