Schwegler mit dem richtigen Riecher – Beiers EM-Debüt
Deutschland ist nach wie vor im schwarz-rot-goldenen Fußballrausch. Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat am Sonntagabend nach einem 1:1-Unentschieden gegen die Schweiz im dritten Vorrundenspiel der Gruppe A sich mit sieben Punkten Platz 1 gesichert und trifft nun im Achtelfinale am Samstag um 21 Uhr in Dortmund auf den Zweiten der Gruppe C (Dänemark, Slowenien oder Serbien). Nach dem souveränen 5:1-Auftaktsieg in München gegen Schottland sowie dem 2:0-Arbeitssieg in Stuttgart gegen Ungarn erwiesen sich die Eidgenossen in Frankfurt als der erwartet schwere Gegner.
„Ich tippe auf ein Unentschieden“
Pirmin Schwegler, Leiter Profifußball der TSG Hoffenheim
Hoffenheims Leiter Profifußball Pirmin Schwegler hatte auf dem Weg zum Stadion das richtige Gefühl. Der 37-jährige ehemalige 14-fache Schweizer Nationalspieler tippte vorausahnend auf ein Unentschieden: „Ich glaube die Fans werden heute ein tolles, spannendes Spiel erleben. Ich denke, dass beide Teams auf Sieg spielen werden und tippe dennoch auf ein Unentschieden. Dadurch kämen beide ins Achtelfinale, was das Ziel sein sollte.“
Lautstarke und begeisterte Eidgenossen
Unterstützt von rund 15.000 lautstarken und ganz in rot gekleideten Fans machten es die Schweizer den Nagelsmännern deutlich schwerer als die Gegner zuvor. Die deutsche Mannschaft hatte reichlich Mühe, sich gegen den dichten und gut organisierten gegnerischen Abwehrriegel in Szene zu setzen, wirkte oft ideenlos und umständlich im Spiel nach vorn.
Erste Schweizer Chance bringt die Führung
Beflügelt durch die 1:0-Führung in der 28. Minute durch Ndoye mit ihrer ersten Offensivaktion war die Schweiz bis zur Halbzeitpause ebenbürdig. In Hälfte 2 dominierte der dreimalige Europameister (1972, 1980 und 1996) das Geschehen und erspielte sich einige vielversprechende Tormöglichkeiten.
Last-Minute-Treffer durch Füllkrug
Doch es dauerte bis zur zweiten Minute der Nachspielzeit, ehe der eingewechselte Niclas Füllkrug per Kopfball nach Flanke von David Raum den späten, aber hochverdienten 1:1-Ausgleich erzielte. Mitte der zweiten Hälfte feierte auch Hoffenheims Shootingstar der vergangenen Saison Maximilian Beier sein EM-Debüt. Der pfeilschnelle Stürmer erwies sich als belebender Faktor im deutschen Angriff.
„Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich heute EM spiele, dann hätte ich ihn ausgelacht“
Maxi Beier über sein EM-Debüt
Der 21-jährige TSG-Torjäger nach dem Abpfiff: „Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich heute EM spiele, dann hätte ich ihn ausgelacht. Und jetzt stehe ich hier und habe mein erstes EM-Spiel gemacht. Das ist unglaublich“. Fast wäre Beier auch in seinem ersten EM-Spiel zu einer entscheidenden Figur geworden. Doch der italienische Schiedsrichter Daniele Orsato entschied nach Silvan Widmers heftiger Umarmung im Schweizer Strafraum nicht auf Elfmeter – obwohl er seinen Gegenspieler Beier recht deutlich am Torschuss hinderte. In solchen Szenen wurde schon öfters auf den Punkt gezeigt.
Überschwängliche Begeisterung
Die Begeisterung bei den deutschen Fans war nach der Punkteteilung riesengroß. Platz 1 in der Gruppe war nach einem großen nervenaufreibenden Kraftakt geschafft. Die Deutschland-Schlachtgesänge schallten lautstark durch die Arena und später auch durch den nächtlichen Frankfurter Riederwald. Mit dem Gruppensieg hatte man das Soll in der Vorrunde erreicht und hofft nun im Achtelfinale auf eine lösbare Aufgabe.
Erinnerungen ans Sommermärchen wurden wach
Die hessische Bankenmetropole war schon am Vormittag im EM-Fieber. Die Fan Zone entlang des Mainufers füllte sich zunehmend. Hier wurden neben vielen kulinarischen Köstlichkeiten und Getränken auch sportliche Geschicklichkeitsspiele und reichlich Unterhaltung geboten. Bei so manchem Fan wurden dabei Erinnerungen an das Sommermärchen 2006 geweckt, wo sich auch Frankfurt von seiner schönsten Seite der internationalen Fußballwelt präsentierte.
Fanmarsch zum Stadion
Während sich der Großteil der Schweiz-Fans am Nachmittag auf dem Frankfurter Roßmarkt auf die Partie einstimmte, sammelten sich die Fans der deutschen Nationalmannschaft am Opernplatz. Beide Lager machten sich gegen 17 Uhr zum Fan Walk in Richtung Stadion auf: Hier rund 4.000 Schweizer Anhänger, dort rund 2.800 Deutschland-Fans. Alles verlief harmonisch und friedlich.
Fan Zone wurde vorzeitig geschlossen
Wer keines der begehrten Stadion-Tickets besaß, der schaute sich die Partie in der Fan Zone an den großen Bildschirmen an. Aufgrund des großen Andrangs war bereits zwei Stunden vor Spielbeginn auch hier die Kapazität ausgeschöpft und der Veranstalter musste die Zugänge schließen.
Teils chaotischer Abreiseverkehr
Etwas chaotisch erwies sich die Abreise nach dem Abpfiff der 47.000 Stadionbesucher. Nachdem der Veranstalter das Parken auf den großen Parkplätzen rund um die Arena untersagt hatte und auf die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln verwies, waren die umliegenden Wohnviertel rund um die Arena völlig zugeparkt. Probleme mit der Bahnverbindung bei der Heimreise kamen erschwerend hinzu. Auch wenn dabei bei dem ein oder anderen zu später vormitternächtlicher Stunde der Frust dadurch groß war, so konnte man sich durch den Gruppensieg zumindest darüber hinwegtrösten.
Fotos: BWA und Kraichgaufoto (1)