Neben fehlenden Neuzugängen kommt auch noch eine Trainerdiskussionen auf
So mancher Hoffe-Fan macht sich derweil zwei Wochen vor Saisonstart berechtigte Sorgen. Die TSG liefert derzeit mehr negative als positive Schlagzeilen. Zuletzt taten sich überraschend viele personelle Baustellen auf, die bei so manchem nur noch Kopf schütteln hervorruft. Im 125. Jubiläumsjahr läuft inzwischen ziemlich vieles aus dem Ruder. Während man noch Mitte Mai nach einem 4:2-Sieg über die Bayern beim Bundesligafinale euphorisch den Einzug in die Europa League feierte, sorgen eineinhalb Monate später teils schwer nachvollziehbare Personalentscheidungen für Verwunderung und Unverständnis.
Unverständnis bei vielen Fans
Die organisierte Fanszene machte ihre Verärgerung öffentlich sehr deutlich. So mancher Hoffe-Fan stellte seine Vereinstreue in Frage. Fraglich ist, ob angesichts der aktuellen Situation auch über 12.000 Saison-Dauerkarten verkauft worden wären. Die Aktion für die Saison 2024/25 ist bereits abgeschlossen.
Gesamte sportliche Führung ist weg
Nachdem auf höchster Geschäftsführerebene Sportchef Alexander Rosen, dann Danni Strich und Jan Mayer gehen mussten, folgten mit dem technischen Direktor Bastian Huber sowie dem Leiter Profifußball Pirmin Schwegler weitere wichtige Führungskräfte. Und dies alles in einer Zeit, wo eigentlich die Weichenstellung für die neue Spielzeit erfolgen sollte.
Kaderplanung liegt auf Eis
Die Kaderplanung in der heißen Transferperiode liegt aktuell auf Eis, als einziger Erstligist haben die Hoffenheimer vor der bevorstehenden Dreifachbelastung mit Ligawettbewerb, DFB- und Europapokal noch keinen Neuzugang präsentiert.
Kramer ist nicht zu beneiden
Inzwischen hat Akademieleiter Frank Kramer die sportliche Leitung interimsweise übernommen. Für den 52-Jährigen eine völlig neue Aufgabe, dem hierbei auch die fachlichen und erfahrenen Teammitarbeiter fehlen. Das von Rosen, Schwegler und Huber aufgebaute Netzwerk sowie die fachliche Kompetenz ist nicht mehr vorhanden.
„Wir wissen, dass wir spät dran sind“
Frank Kramer
Kramer ist um seinen Job in der momentan schwierigen Situation nicht zu beneiden, was er auch offen zugibt: „Natürlich wissen wir, dass der Kader noch nicht fertig ist. Und wir wissen auch, dass wir spät dran sind“.
„Der Verein muss zeigen, dass wir handlungsfähig sind“
Pellegrino Matarazzo
Auch Cheftrainer Pellegrino Matarazzo ist alles andere als zufrieden. Er fordert um konkurrenzfähig zu sein Transfers in beide Richtungen: „Fakt ist, dass wir Entscheidungen brauchen auf verschiedenen Ebenen. Es fehlt eine komplette Geschäftsführerebene. Wir brauchen Spieler und wir müssen auch Spieler abgeben“.
Neue Führungskräfte ohne große Erfahrung
An der Spitze der Spielbetriebs GmbH steht seit vergangenem November Jurist Dr. Markus Schütz. Nach dem überraschenden Rücktritt von Kristian Baumgärtner hat Interimspräsidentin Simone Engelhardt die Führung des e. V. übernommen. Für beide Neueinsteiger sind diese Posten Neuland. Die entsprechende Einarbeitungszeit und Erfahrung fehlt.
Baustelle Kaderzusammenstellung
Die Zusammenstellung des Profikaders ist eine reine Baustelle. Nachdem sich Innenverteidiger Ozan Kabak bei der EM-Vorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog und für die gesamte Saison ausfällt, brach sich die bislang einzige Ausleihe, der tschechische Nationalspieler David Jurasek, den Unterarm. Auf vielen Position besteht noch Handlungsbedarf. Vor allem im zentralen Defensivbereich und auf den Außenbahnen ist man sehr dünn besetzt. Nach dem Ende der Leihe von Wout Weghorst und dem angeblich bevorstehenden Verkauf von Torjäger Maxi Beier fehlt es im Sturmzentrum noch an Alternativen.
Beier-Verkauf unumgänglich
In Fankreisen wird bereits gemunkelt, dass das Hoffenheimer Stürmertalent nur ungern die TSG verlassen möchte, während der Verein auf die Transfereinnahmen in Höhe von schätzungsweise 30 Millionen Euro für den 21-jährigen Nationalspieler wirtschaftlich angewiesen ist.
Was wird aus den zurückgekehrten Leihspielern?
Auch für die Leihrückkehrer Diadie Samassekou, Attila Szalai, Jacob Bruun Larsen und Julian Justvan ist vieles noch unklar. Bekommen sie unter Matarazzo eine neue Bewährungschance oder sollen sie erneut verliehen werden. Wer übernimmt hierfür die Koordination? Die Zeit drängt auch hier.
Matarazzo-Verbleib offen
Dem ganzen Personaltheater nicht genug, veröffentlichte die Bild-Zeitung am Samstag einen Bericht, wonach Trainer Matarazzo liebend gerne Trainer der US-amerikanischen Nationalmannschaft werden wolle. Das Traineramt bei den US-Boys war nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Copa America frei geworden. Das Turnier fand in den Vereinigten Staaten statt, der Gastgeber schied jedoch als Gruppendritter nach der Vorrunde aus. Anschließend musste Gregg Berhalter seinen Platz auf der Bank räumen. Neben Matarazzo soll unter anderem auch der Ex-Hannover-Profi Steven Cherundolo im Gespräch sein.
„Ich habe nie gesagt, dass ich unseren Verein verlassen möchte“
Matarazzo zu aufkommenden Gerüchten
Da auch angeblich das Verhältnis in Hoffenheim zwischen Trainer und Mannschaft deutliche Risse bekommen habe, suche der 46-Jährige so schnell wie möglich den Absprung. Matarazzo widersprach diesen Gerüchten gegenüber dem kicker: „Es sind falsche Aussagen. Ich habe nie gesagt, dass ich unseren Verein verlassen möchte. Wer mich beobachtet beim Training und Spiel, merkt, dass ich voll hier bin. Ich bin Trainer der TSG Hoffenheim mit voller Präsenz.“
Für Rino eine einmalige Chance
Fakt ist, dass die US-Amerikaner, als Ausrichter der nächsten Weltmeisterschaft, schon länger um die Dienste Matarazzos buhlen, der noch bis Juni 2025 im Kraichgau unter Vertrag steht. Und es ist mehr als verständlich, wenn ein Trainer sich so einer einmaligen Chance nicht verschließen möchte. Auch wenn Matarazzo die Gerüchte dementiert, weiß er sehr wohl, dass bei ausbleibendem Erfolg und ohne die Rückendeckung des ehemaligen Sportchefs Rosen es für ihn auf der TSG-Bank sehr schnell ungemütlich werden kann. Das Ganze hat unabhängig vom Ausgang einen faden Beigeschmack, der die ohnehin nicht allzu gefestigte Position Rinos eher schwächt als stärkt.
Planloses Personaltheater
Unterm Strich liefern die Hoffenheimer im Vorfeld der in Kürze beginnenden Saison 2024/25 ein orientierungs- und planloses Personaltheater, dessen Ausgang mit Sicherheit noch für so manche Überraschung sorgen wird. Es ist nur zu hoffen, dass es am Ende kein Fiasko im Jubiläumsjahr wird, wo doch vielmehr bei der Rückkehr nach Europa eher positive Schlagzeilen im Rampenlicht stehen sollten. Eines ist auf jeden Fall sicher: Das Hoffenheimer Personaltheater wird seine Fortsetzung nehmen, dafür sind noch viel zu viele Baustellen offen!
Fotos: Kraichgaufoto