Pokalträume nach sechstem torlosen Auswärtsspiel in Folge ausgeträumt
Der „Tanz auf drei Hochzeiten“ ist für die TSG Hoffenheim beendet. Der Traum von einer möglichen Pokalfinalteilnahme in Berlin ausgeträumt. Die Kraichgauer sind nach einer 0:3-Niederlage beim VfL Wolfsburg im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden. Vor 13.909 Zuschauern, darunter nur 200 mitgereiste Hoffe-Anhänger, ging der Sieg der Wölfe am Ende vollauf in Ordnung. Nach einer torlosen ersten Hälfte führte ein Doppelschlag der Gastgeber zur Entscheidung: Zunächst traf Denis Vavro per indirektem Freistoß (63.), kurz darauf erhöhte Jonas Wind (67.), ehe Yannick Gerhardt in der Schlussphase der 3:0-Endstand gelang (85.).
Ausgerechnet Baumann patzt
Die Gäste waren im Spiel nach vorne viel zu harmlos und mussten sich in der zweiten Hälfte dem immer größer werdenden Druck der Niedersachsen beugen. Ausgerechnet Nationaltorhüter Oliver Baumann – im bisherigen Saisonverlauf Hoffenheims Bester und konstantester Akteur – leitete mit einem böser Patzer, als ihm ein Freistoß durch die Hände rutschte, das Pokal-Aus beim 0:1-Rückstand ein.
„Das sieht extrem blöd aus„
Oli Baumann zu seinem Fehler, der zum 0:1-Rückstand führte
Der TSG-Schlussmann kommentierte die Szene wie folgt: „Vor dem ersten Gegentor habe ich die Mauer lange gestellt, aber wenig Gehör gefunden. Dann wird der Ball leicht abgefälscht und ich komme nicht mehr dran. Das sieht dann extrem blöd aus.“ Trainer Christian Ilzer stützte seinen Kapitän: „Er hat vorher zwei Dinger gehalten und auch in Mainz mit Topparaden geglänzt“.
Die Negativserie nimmt ihre Fortsetzung
Die Niederlagenserie im Pokal nimmt für die Blau-Weißen eine Fortsetzung. Gegen Erstligisten blieb die TSG seit Dezember 2013 in zehn von elf Spielen erfolglos. Der Traum vom Viertelfinaleinzug ist zum zehnten Mal in Folge ausgeträumt.
„Es war viel mehr drin. Wir hätten auf jeden Fall weiterkommen können„
Hoffenheims Anton Stach zum Ausscheiden
Anton Stach sah sein Team gar nicht so chancenlos: „Wir sind enttäuscht. Es war trotz des hohen Ergebnisses viel mehr drin. Wir hätten auf jeden Fall weiterkommen können, darum ist es sehr schade. Es war lange ausgeglichen.“ Angesichts des gesamten Spielverlaufs und der Spielanteile dürfte Stach mit dieser Einschätzung nicht all zu viele Befürworter haben.
Die Vorgaben nicht umgesetzt
Hoffenheims Trainer Christian Ilzer hatte im Vorfeld angekündigt, wenig taktieren zu wollen und vielmehr die Herangehensweise klar formuliert: „Am Ende heißt es siegen oder fliegen, das muss in die Köpfe der Spieler rein. Zu solchen Spielen gehört auch entsprechender Mut und Risikobereitschaft, um am Ende erfolgreich zu sein.“ Hiervon war jedoch über weite Strecken der Partie wenig zu sehen. Nach einer ausgeglichen ersten Hälfte nahmen die Wölfe zunehmend das Zepter in die Hand und erspielten sich nach der Führung deutliche Feldvorteile.
Bischof mit der Chance zur Führung
Die erste dicke Chance der Partie bot sich den Wölfen, nachdem Fischer im Fünfmeterraum Tomas freispielte, der jedoch den Ball nicht aufs Tor bekommt (22.). Die größte Gästechance in Hälfte 1 hatte der junge Tom Bischof, der sich auf der rechten Seite durchsetzte und mit einem Schuss knapp am langen Eck vorbei schoss (42.).
Drei dicke VfL-Chancen kurz vor der Pause
Auf der anderen Seite verhinderte Torhüter Baumann den möglichen Rückstand, als er eine abgefälschte Hereingabe von Baku gerade noch rechtzeitig von der Linie kratze (44.). Wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff hatte Hoffe das Glück auf seiner Seite, als Maehle zunächst per Fallrückzieher nur die Latte traf und den Abpraller nach einem Kopfball von Koulierakis Baumann im Rückwärtsfallen gerade noch greifen konnte (45+1.). Das torlose Pausen-Remis schmeichelte den Gästen.
Baumann-Patzer bringt Wölfe in Führung
Nach zerfahrenem Auftakt in der Hälfte 2 führte ein Freistoß zur Wolfsburger Führung. Der Schuss von Vavro wurde leicht abgefälscht, dadurch verschätzte sich Baumann und der Ball rutschte ihm aus den Händen ins Netz (63.). Ein dicker Bock des ansonsten Mr. Zuverlässigs bei den Hoffenheimern.
Joker-Tor vom Wind führt zum 2:0
Nur vier Minuten später zappelte der Ball erneut im Gästetor, nachdem der eingewechselte Wind eine Hereingabe von Baku per Direktabnahme zum 2:0 vollendete (67.). Trotz aller Bemühungen konnte die Ilzer-Truppe in der Folge wenige Offensivaktionen kreieren.
Kramaric vergibt – Gebhardt trifft
Bis auf eine gute Möglichkeit für Andrej Kramaric, der aus aussichtreicher Position übers Tor schoss, gab es nichts zählbares (71.). Die endgültige Entscheidung fiel kurz vor Spielende, als Wind einen Freistoß schnell ausführte und Gebhardt, dank des Hoffenheimer Kollektivschlafes, frei vor dem Tor mit einem Schuss ins linke Eck zum 3:0-Endstand traf (85.).
Auswärts seit sechs Spielen ohne Treffer
Die Auswärtsschwäche der Nordbadener ist inzwischen besorgniserregend. Seit dem 1:1 am 6. Oktober beim VfB Stuttgart konnte die TSG in sechs Partien auswärts nicht mehr treffen: 0:2 in Porto, 0:0 in Heidenheim, 0:0 in Augsburg, 0:3 in Braga, 0:2 in Mainz und jetzt 0:3 in Wolfsburg. Anton Stach zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Irgendwann klappt es wieder mit den Toren. Woran es liegt, weiß ich nicht. Es ist eine schlechte Phase, wir dürfen aber nicht den Kopf hängen lassen. Es zeichnet eine Mannschaft aus, wie sie sich gemeinsam als Team aus so einer Situation herauszieht.“
Stimmen der Trainer:
„Wir waren am Ende der verdiente Verlierer“
TSG-Coach Christian Ilzer
Christian Ilzer (Hoffenheim): „Es ist eine große Enttäuschung, dass wir jetzt aus dem Wettbewerb ausgeschieden sind. Wir haben 60 Minuten lang ein ordentliches Spiel gemacht. Es muss ins so einer Phase dann gelingen, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen, das gelingt uns momentan nicht. Wir kassieren dann zu einfache Gegentore und sind nach vorn zu harmlos. Das macht es dann schwierig, ein Spiel zu gewinnen. Wir waren am Ende der verdiente Verlierer.“
„Die Einwechselspieler waren sofort da“
VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl
Ralph Hasenhüttl (Wolfsburg): „Wir haben heute gegen einen sehr spielstarken Gegner gespielt. Im Ballbesitz haben wir gute Lösungen gefunden, die wir in der ersten Hälfte aber noch nicht genutzt haben. Wir wollten es dem Gegner dann in der zweiten Hälfte schwerer machen. Dann kommen die Situationen automatisch, die uns die Tore bringen. Die Einwechselspieler waren sofort da, das ist auch eine Qualität, die uns auszeichnet.“
Aufstellungen:
VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer, Vavro, Koulierakis, Maehle (86. Kaminski) – Dardai (58. Gerhardt), Arnold, Wimmer (58. Svanberg) – Baku, Amoura (74. Amoura), Tomas (58. Wind)
TSG Hoffenheim: Baumann – Gendrey, Arthur Chaves, Akpoguma, Prass – Stach (73. Geiger), Samassekou (78. Berisha) – Bischof (73. Jurasek), Kramaric – Hlozek (67. Bruun Larsen), Moerstedt (73. Tabakovic)
Tore: 1:0 Vavro (63.), 2:0 Wind (67.), 3:0 Gerhardt (85.)
Schiedsrichter: Schlager
Zuschauer: 13.909
Baden-Derby steht an
Weiter geht es für die Hoffenheimer in der Bundesliga am Sonntag um 17:30 Uhr in der Sinsheimer PreZero Arena gegen den badischen Nachbarn SC Freiburg.
Fotos: Kraichgaufoto