Kann der SV Sandhausen seinen Negativlauf stoppen?
Im Hinrundenfinale vor der Winterpause tritt der SV Sandhausen am Samstag um 14 Uhr bei Viktoria Köln an. Am 18. Januar 2025 gastiert der SVS zum Rückrundenauftakt beim VfL Osnabrück. Das spektakuläre 4:6 am Hardtwald gegen Erzgebirge Aue war der bisherige Tiefpunkt der Saison, der SVS ist nach der dritten Niederlage in Folge nicht mehr wiederzuerkennen im Vergleich zu den ersten Spielen der Saison und macht nicht zum ersten Mal eine Herbst-Tristesse durch. Acht Gegentoren in den ersten neun Partien folgten 18 Gegentore in den folgenden neun Spielen, besonders gegen Aue stand die Defensive völlig neben sich und der Rückstand auf die direkten Aufstiegsplätze ist auf acht bzw. neun Punkte angewachsen.
„So können wir nicht weitermachen“
SVS-Präsident Jürgen Machmeier
Präsident Jürgen Machmeier äußerte sich enttäuscht: „Wir haben uns in unser Schicksal ergeben – und zwar relativ früh. Ich weiß nicht warum, aber so können wir nicht weitermachen.“ Der Verein reagierte und trennte sich am vergangenen Dienstag von Sportdirektor Matthias Imhof. Durch die überraschende Trennung vom mitunter impulsiven Sportdirektor erhofft man sich „einen positiven Impus und eine Trendwende im sportlichen Bereich“, so Machmeier. Ein Bekenntnis zu Trainer Sreto Ristic wurde seitens der Vereinsführung vermieden, doch für das Spiel in Köln drei Tage vor Weihnachten dürfte er noch die Chance bekommen, den Turnaround zu schaffen. Bei einer vierten Niederlage in Folge dürften auch für den Kroaten die Tage am Hardtwald gezählt sein.
„Mein Gefühl ist, dass wir die Tabelle im Hinterkopf haben“
SV-Coach Sreto Ristic
Ristic nach dem Spiel: „Nach der 1:0-Führung haben wir die Partie aus der Hand gegeben und sind lethargisch geworden“ und zur allgemeinen Situation: „Wir haben im Moment den Kopf nicht frei. Mein Gefühl ist, dass wir die Tabelle im Hinterkopf haben. Für uns muss zählen, wie wir die 90 Minuten gestalten, wieviel Leidenschaft wir an den Tag legen.“
Muss ein weiterer Torwart her?
Kapitän Jakob Lewald: „Wenn wir wüssten, woran es liegt, würden wir es abstellen.“ Taktisch stellte Ristic gegen Aue um, ließ Patrick Greil zentral hinter zwei Sturmspitzen spielen, doch hinten fielen die Tore wie reife Früchte. Dem nominell dritten Torwart Dennis Gorka war dabei der geringste Vorwurf zu machen, dennoch ist es gut möglich, dass man in der Winterpause auf die Verletzungen von Nikolai Rehnen und Timo Königsmann reagiert und noch einen Keeper verpflichtet. In Köln könnte der Coach in der Offensive wieder auf Besar Halimi, dessen Rotsperre abgelaufen ist, zurückgreifen.
Klassenerhalt steht über allem
Bei Viktoria Köln hatte man sich auf eine schwierige sechste Saison mit dem Ziel Klassenerhalt in der 3. Liga eingestellt, die man als Tabellenachter bisher jedoch gut meistert. Der große Umbruch ist in erster Linie durch finanzielle Zwänge begründet, die vor zwei Jahren noch größere finanzielle Unterstützung ist durch den 2023 verstorbenen Mäzen Franz-Josef Wernze weggefallen.
Großer personeller Aderlass
Nicht weniger als acht Stammspieler kehrten den Rheinländern den Rücken, darunter Jeremias Lorch, der zum SV Sandhausen ging und mit Becker, Marseiler und Philipp wichtige Offensivspieler. Doch mit Serhat-Semih Güler von 1860 München und Lex-Tyger Lobinger aus Kaiserslautern kamen zwei Stürmer, die sich bei zusammen 17 Treffern bisher treffsicher zeigen.
Wertvolle Joker-Tore
Kurios nur, dass Güler seine neun Tore alle nach Einwechslungen erzielte. Trainer Olaf Janßen: „Es ist eine verrückte Geschichte, aber ich bin mir nach wie vor sicher, dass er auch Tore für uns schießen wird, wenn er von Beginn an spielt.“ Das wird er vielleicht auch gegen Sandhausen tun, denn Lobinger ist aufgrund seiner fünften Gelben Karte gesperrt.
Beide mit Durststrecke nach positivem Start
U19-Nationalspieler Said El Mala (5 Tore, 3 Vorlagen) ist hochveranlagt und wird nächstes Jahr zum Stadtrivalen 1. FC Köln wechseln. Nach einem guten Saisonstart und neun Spieltagen waren der SVS noch auf Rang 1 und Viktoria Köln auf Rang 6 platziert – auch bei der Viktoria folgte dann eine Durststrecke von sieben Partien, von denen nur eine gewonnen werden konnte. Das Spiel gegen Osnabrück, das mit 2:0 gewonnen wurde und das unter besonderen Vorzeichen stand, stellte die Wende dar. Mit Janßen wurde erstmals im Profifußball ein Trainer von MagentaSport verkabelt und mit einem Mikrofon ausgestattet, sodass seine Äußerungen zeitversetzt zu hören waren. Der Ex-Bundesligaprofi, bereits seit 2021 bei der Viktoria erfolgreicher Trainer, motivierte seine Spieler lautstark während und vor dem Spiel: „Es kommt auf die Gruppe an, dass sie zusammensteht.“
Mögliche Aufstellungen:
Viktoria Köln: Dudu – Dietz, Greger, Sticker – Handle, Engelhardt, Lofolomo, May – Henning, S. El Mala – Güler
SV Sandhausen: Gorka – Lorch, Schikora, Lewald – Stolze, Mühling, Wolf, Ehlich – Greil (Halimi) – Baumann, Fehler
AM
Fotos: foto2press