Können die Hoffenheimer Abstiegskampf? Gegen die Bayern war wenig davon zu erkennen
Der Negativlauf der TSG Hoffenheim geht ungebremst weiter. Die Kraichgauer kassierten am 17. Bundesliga-Spieltag beim Tabellenführer FC Bayern München eine deftige 0:5-Klatsche und rutschen nach nunmehr neun sieglosen Spielen in Folge immer tiefer in den Abstiegsstrudel. Vor allem die Art und Weise, wie das Team von Trainer Christian Ilzer – wie schon vier Tage zuvor beim 0:1 gegen Wolfsburg vor allem in der ersten Hälfte – in der Münchner Allianz Arena auftrat, war besorgniserregend.
„Hoffe“ lief nur hinterher
Nichts war von dem im Vorfeld gepriesenen Mut und Entschlossenheit zu spüren, mit dem man sich beim Gegner Respekt verschaffen wollte. Das Gegenteil war – vor allem wieder in Hälfte 1 – der Fall. Man lief dem Gegner nur hinterher, konnte selbst kein vernünftiges Passspiel aufziehen und verlor gegen einen aggressiven und intensiv pressenden Gegner viel zu schnell den Ball.
„Wir sind mittendrin im Abstiegskampf, es gibt nichts schönzureden“
TSG-Profi Dennis Geiger
Mittelfeldspieler Dennis Geiger sprach die Probleme schonungslos an: „Die Art und Weise stört mich am meisten, vor allem in der ersten Hälfte. Da kann man taktisch nichts erklären, es fehlt uns im Moment einfach individuell überall. Wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht, aber dann muss man alles auf dem Platz lassen. Ich habe nicht das Gefühl, dass es bei allen heute so war. Wir sind mittendrin im Abstiegskampf, es gibt nichts schönzureden. Es geht um nichts anderes für uns.“
Ist allen die aktuelle Situation wirklich bewusst?
Die Bayern dominierten über die gesamte Spieldauer das Geschehen und ließen den Gästen bis auf zwei bis drei Torabschlüsse nicht den Hauch einer Chance. Auch wenn die Hoffenheimer immer wieder betonen, dass man sich der aktuellen Situation im Tabellenkeller bewusst sei, so muss man sich nach den beiden ersten Pflichtspielauftritten im neuen Jahr berechtigt die Frage stellen, wie man Abstiegskampf definiert. Das Spiel der TSG ist von viel zu vielen Fehlern und Nachlässigkeiten geprägt. Während man es in der Defensive den Gegnern viel zu einfach macht zu Torabschlüssen zu kommen, glänzt die Offensive durch Harmlosigkeit. Nur drei Treffer in den zurückliegenden neun Partien sind ein eindeutiges Indiz für wenig Erstklassigkeit.
„Wir müssen hier anders auftreten“
TSG-Cheftrainer Christian Ilzer
Jetzt ist neben der Mannschaft auch das Trainerteam gefragt, das bis auf den Einstandserfolg über RB Leipzig noch nichts Zählbares vorweisen kann. Für TSG-Trainer Ilzer war es eine schmerzhafte 0:5-Niederlage: „Der Sieg ist hochverdient. Man kann hier 0:5 verlieren, über die Art und Weise müssen wir uns intensiv unterhalten. Bayern ist in unserer Verfassung mit Sicherheit nicht unser Maßstab, dennoch müssen wir anders auftreten. Deshalb schmerzt die Niederlage.“
Kiel wird zur Charakterfrage
Eine eindeutige Standortbestimmung gibt es am Samstag um 15:30 Uhr, wenn man sich mit dem Tabellennachbarn Kiel duelliert. Es wird mit Sicherheit kein schönes und ansehnliches Spiel werden, dafür sind Tugenden wie Kampf, Wille und Einsatz gefragt. Eigenschaften, die im Abstiegskampf Voraussetzung sind, um bestehen bzw. überleben zu können. Man darf gespannt darauf sein, ob die Blau-Weißen diese Voraussetzungen beim Duell gegen den Erstligaaufsteiger mitbringen und den Worten nun auch Taten folgen lassen.
Der Verlierer des Spieltages
Die Hoffenheimer waren der Verlierer des letzten Vorrundenspieltages. Während die beiden Letzten Bochum (1:0 über St. Pauli) und Kiel (3:2 gegen Dortmund) Siege einfahren konnten, holte Heidenheim etwas überraschend einen Punkt in Bremen (3:3) und zog dank der besseren Tordifferenz an der TSG vorbei auf Platz 15. Gelingt den Nordbadenern am Samstag im Abstiegsduell in Kiel nicht endlich wieder ein Erfolgserlebnis, droht bei der zehnten Saisonniederlage das Abrutschen auf einen direkten Abstiegsplatz.
„Das Spiel war gefühlt nach 30 Minuten schon um“
Hoffenheims Abwehrspieler Kevin Akpoguma
Enttäuscht über das Auftreten seiner Mannschaft war auch Abwehrspieler Kevin Akpoguma: „Wir haben uns heute viel vorgenommen, aber nicht das auf den Platz gebracht, was man gegen so einen Gegner braucht. Das Spiel war gefühlt nach 30 Minuten schon um. Wir haben zu viele Fehler gemacht und die Bayern haben es eiskalt bestraft. Man kann immer alles geben und kämpfen, aber heute hat das nicht gestimmt. Wir sind nur hinterhergelaufen und haben den Ball zu schnell verloren. Dazu haben wir schlecht verteidigt. Dieses Spiel müssen wir ganz schnell abhaken, wir haben ein wichtiges Spiel am Samstag vor der Brust.“
Ein deutlicher Sieg, der noch höher hätte ausfallen können
Die Partie im Münchner Schlauchboot im Stadtteil Fröttmaning war bei Temperaturen um den Gefrierpunkt früh entschieden. Die Tore für die haushochüberlegenen Gastgeber erzielten Leroy Sané (7./48.), Raphael Guerreiro (12.), Harry Kane (26./Handelfmeter) und Serge Gnabry (66.). Die einzige erwähnenswerte Chance der Gäste hatte der eingewechselte Finn Ole Becker, der mit einem Distanzschuss am glänzend parierenden Torhüter Manuel Neuer scheiterte (70.). Die statistischen werte mit 65%:35% Ballbesitz, 13:2 Chancen und 13:1 Ecken sprachen eindeutig für den Rekordmeister.
Aufstellungen
FC Bayern München: Neuer – Guerreiro, Upamecano (61. Goretzka), Dier, Davies – Kimmich, Pavlovic – Sane (67. Olise), Müller (81. Musiala), Coman (46. Tel) – Kane (61. Gnabry)
TSG Hoffenheim: Baumann – Gendrey (78. Kaderabek), Arthur Chaves, Akpoguma, Nsoki – Geiger, Samassekou (41. Prass), Bischof (63. Becker) – Hlozek (63. Tabakovic), Kramaric – Yardimci (46. Orban)
Tore: 1:0 Sane (7.), 2:0 Guerreiro (12.), 3:0 Kane (26./Handelfmeter), 4:0 Sane (48.), 5:0 Gnabry (66.)
Schiedsrichter: Gerach (Landau)
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)
Fotos: Kraichgaufoto und foto2press