Spekulationen über ein Ilzer-Ende – Baumann vor Jubiläumsspiel
In der heißen Saison-Endphase, in der die TSG Hoffenheim in den noch zu absolvierenden fünf Spielen trotz eines komfortablen 8-Punkte-Vorsprungs vor dem Relegationsplatz noch immer nicht den Klassenerhalt gesichert hat, wurden in den letzten Tagen Stimmen hinsichtlich einer Ablösung von Trainer Christian Ilzer am Saisonende laut. Nach übereinstimmenden Berichten des Kickers und der Bild-Zeitung sollen, trotz des zuletzt 2:0-Heimsieges gegen den FSV Mainz 05, interne Unruhen immer lauter werden, die einen erneuten Trainerwechsel beim krisengeschüttelten Erstligisten unausweichlich machen.
Trainerdiskussion zu einem unpassenden Zeitpunkt
Die Anzeichen verdichten sich, dass sich die Hoffenheimer Entscheidungsträger wegen fehlender sportlicher Weiterentwicklung und enttäuschenden Ergebnissen für eine Trennung des erst im vergangenen November installierten 47-jährigen österreichischen Cheftrainers ausgesprochen haben. Dass diese Meldung nun ausgerechnet in einer äußerst wichtigen und entscheidenden Phase der Saison publik wurde, ist alles andere als glücklich und förderlich. Das Vertrauen und Ansehen des Trainers gegenüber der Mannschaft wird dadurch deutlich geschwächt und untergraben.

Misstrauen auch in der Mannschaft?
Die zähe sportliche Entwicklung soll angeblich nicht nur bei Gesellschafter Dietmar Hopp und dessen engen Beratern Misstrauen erwecken, sondern auch bei Teilen der Mannschaft. Nicht anders sind launische, zweideutige oder vielsagende Statements von Führungsspielern wie Kapitän Oliver Baumann oder zuletzt Rekordtorschütze Andrej Kramaric zu deuten, die auf Differenzen und Probleme im sportlichen Bereich hindeuten, ohne dass dabei Namen genannt werden.

„Wir müssen einfach dieses Jahr überleben„
TSG-Torjäger Andrej Kramaric zur aktuellen sportlichen Situation
So sagte der zweifache Torschütze Kramaric nach dem Mainz-Spiel in der Mixed-Zone: „Ich rede immer ehrlich. Und die Wahrheit ist, dass viel mehr drinsteckt. Wir können alles für den Verein besser machen. Ich glaube, wir verdienen viel mehr.“ Und dann fügte der kroatische Nationalstürmer noch einen Satz hinzu, der vielne Spekulationen Freiheit lässt: „Wir müssen einfach dieses Jahr überleben.“ Fakt ist: Der zweite Heimsieg in der Ilzer-Ära gegen die Rheinhessen war zwar äußerst wichtig, aber aus spielerischer Sichtweise sehr glücklich.

Die Folgen einer erneuten Neuausrichtung
Eine erneute Kurskorrektur scheint erneut unumgänglich und in Vorbereitung zu sein, trotz hoher finanziellen Begleiterscheinungen. Eine Neuausrichtung würde ein großes Stühlerücken nach sich ziehen, zumal in der Matarazzo-Nachfolge mit dem Trainerstab auch fünf weitere Mitarbeiter vom österreichischen Double-Sieger aus Graz verpflichtet wurden. Für den Hoffenheimer Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker dürfte eine Entscheidung gegen seinen installierten Stab nicht leichtfallen.
Spekulationen über Nachfolger
Schon jetzt kursieren mit Lukas Kwasniok, der am Saisonende aufgrund einer Ausstiegsklausel den SC Paderborn verlässt, die ersten Trainerkandidaten in der Ilzer-Nachfolge. Sportchef Schicker möchte sich verständlicherweise an solchen Spekulationen nicht beteiligen.
„Da ist nichts dran„
TSG-Geschäftsführer Sport Andreas Schicker zu den Trainergerüchten
Gegenüber dem ‚ORF‘ dementiert er Gerüchte, dass der Trainer vor dem Aus stehe: „Da ist nichts dran, die gesamte Geschäftsführung und der Vorstand stehen hinter Christian Ilzer.“ Was solche Statements im Profisport wert sind, ist hinlänglich bekannt.
„Der Zeitpunkt ist etwas Neues, etwas skurriles“
Ilzer zu den Gerüchten zu seiner Person
Zu diesen Gerüchten befragt, sagte Ilzer bei der Spieltags-PK: „Der Zeitpunkt ist natürlich etwas neues, etwas skurriles, wenn nach einem Sieg so etwas losgetreten wird, wo natürlich alle dankbar aufspringen. Das bringt schöne Folgestorys, aber für mich ist wichtiger, diese Sache nicht all zu groß werden zu lassen. Maßgebend ist für, dass von allen Entscheidungsträgern im Verein dies in meine Richtung dementiert wurde. Vielmehr gab es Anerkennung für das, was wir bisher gemacht haben, in einer alles anderen als einfachen Saison. Auf der anderen Seite zeigt es auch, dass das Konstrukt nach wie vor nicht stabil genug ist. Unsere Aufgabe ist jetzt auf allen Ebenen hier wieder Ruhe reinzubekommen. Solche Gerüchte dürfen uns nicht aus der Bahn werfen. Es zeigt mir persönlich, dass es alte Loyalitäten gibt. Man weiß ja, wie die Medienwelt funktioniert“.
Wichtiges Baden-Derby
Etwas ins mediale Hintertreffen gerät dabei das bevorstehende badische Derby am Ostersamstag um 15:30 Uhr beim SC Freiburg. Laut TSG-Pressesprecher Jörg Bock werden 1.900 Hoffe-Fans ihre Mannschaft im Europa-Park-Stadion unterstützen. Mit einem Auswärtserfolg im Breisgau und einer gleichzeitigen Heimniederlage der Heidenheimer gegen den FC Bayern hätte die TSG bereits den Klassenerhalt fast sicher.

„Für keine Mannschaft ist es angenehm, in Freiburg zu spielen“
Hoffenheims Trainer Ilzer zum Auswärtsspiel in Freiburg
Dass es jedoch keine leichte Aufgabe wird, die Hürde Freiburg zu nehmen, machte TSG-Coach Ilzer bei der PK am Karfreitagmorgen nochmal deutlich: „Für keine Mannschaft ist es angenehm, in Freiburg zu spielen. Wir haben auswärts schon häufiger gute Leistungen gebracht. Wir möchten den Rückenwind aus dem Mainz-Sieg mitnehmen und inhaltlich ein paar Aspekte verbessern.“

Südbaden hat gegenüber Nordbaden die Nase vorn
Die Freiburger hingegen wollen nach zwei Heimniederlagen in Folge auf Platz 6 weiter im Rennen um eine internationale Platzierung bleiben. In der badischen Vorherrschaft haben die Südbadener, die zuletzt seit sechs Spielen gegen die TSG ungeschlagen ist, deutlich die Nase vorn.
Für beide Mannschaften geht es am 30. Spieltag darum an das Erfolgserlebnis des letzten Spieltages anzuknüpfen. Während die Schwarzwälder eine Serie von fünf sieglosen Spielen mit einem 2:1-Auswärtssieg in Mönchengladbach beenden konnten, war es für die Kraichgauer nach dem Erfolg über Mainz der erste Sieg nach vier vergeblichen Versuchen.

„Mit acht Punkten Vorsprung fünf Spieltage vor Schluss sind wir noch nicht durch“
Ilzer zur aktuellen Situation im Abstiegskampf
Ilzer macht deutlich, dass man sich tabellarisch noch nicht sicher fühlen darf: „Wir möchten dafür sorgen, dass wir unserem Minimalziel – dem Klassenerhalt – ein großes Stück näherkommen. Das Mainz-Spiel hat uns ein gutes Ergebnis gebracht, weil wir gut als Team zusammengearbeitet haben. Die Saison ist nicht spurlos an uns allen vorbeigegangen, sie war nicht einfach. Mit acht Punkten Vorsprung fünf Spieltage vor Schluss sind wir noch nicht durch. Wir müssen aber keine Rechenspielchen anstellen, wir müssen uns auf eine Top-Leistung fokussieren.“

Jubiläumsspiel für Baumann an alter Wirkungsstätte
Für Nationaltorhüter Oliver Baumann steht die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte unter ganz besonderen Vorzeichen. Der TSG-Keeper bestreitet am Samstag ausgerechnet bei dem Verein, wo er neun Jahre in der Jugend spielte und anschließend von 2009 bis 2014 bei den Herren spielte, sein 400. Pflichtspiel für die TSG. Seine Mitspieler könnten ihrem 34-jährigen Kapitän kein größeres Geschenk machen, als ein Zu-Null-Spiel. Einen Auswärtspunkt in Freiburg würden die Kraichgauer mit Sicherheit im Vorfeld gerne unterschreiben.
Fotos: Kraichgaufoto