Überraschender 4:0-Sieg dank effizienter Chancenverwertung
Damit hatten wohl nur die kühnsten Optimisten gerechnet: Im Halbfinale um den Sinsheimer Kreispokal zwischen den beiden Kreisligisten SV Rohrbach/S. und TSV Obergimpern siegte der Außenseiter an der Rohrbacher Rosenbrücke vor rund 180 Zuschauern mit 4:0 und steht damit im Finale gegen den SV Reihen, der mit einem 2:0-Heimsieg den FC Zuzenhausen II aus dem Wettbewerb warf.

„Es fühlt sich an wie im falschen Film“
SVR-Kapitän Matteo Francesca zum Spielausgang
Während die abstiegsbedrohten Gäste ausgelassen und euphorisch ihren Erfolg feierten, herrschte beim SVR tiefe Enttäuschung und Ratlosigkeit. „Es fühlt sich an wie im falschen Film. Wir sind alle sprachlos. Jetzt haben wir im Zeitraum von 17 Monaten mit 20 Heimspielen nicht mehr verloren und kassieren nun ausgerechnet im Halbfinale so eine Packung. Diese Niederlage wird einige Tage noch nachwirken“, resümierte nach Abpfiff ein fassungsloser Rohrbacher Kapitän Matteo Francesca.

Erinnerungen an 2015 wurden wach
Nur ein paar Meter entfernt feierten die Obergimperner im Mittelkreis tanzend: „Finale, Finale, oho, oho“, hallte es in den Nachthimmel! Der Vater des Erfolges, Spielertrainer Jonas Bauer: „Kompliment an meine Mannschaft. Mut, Leidenschaft und Spaß hatten wir uns heute vorgenommen und jeder einzelne hat dies super umgesetzt. Auf den Tag genau vor zehn Jahren, auch an einem Gründonnerstag mit Fritz Walter-Wetter, sind wir durch einen Sieg über Sulzfeld ins Pokalfinale eingezogen.“
„Es war der ungünstigste Zeitpunkt für ein Ende unserer langen Heimserie“
Rohrbachs Trainer Joachim Heger zum Pokal-Aus
Ein enttäuschter SV-Coach Joachim Heger zum Pokal-Aus: „Es war der ungünstigste Zeitpunkt für ein Ende unserer langen Heimserie. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Wir sind im gesamten Spiel bei viel Ballbesitz viel zu selten gefährlich vors gegnerische Tor gekommen. Obergimpern hat aus einer vielbeinigen, kompakten Abwehr heraus auf seine Chancen gewartet, die sie dann auch effizient verwertet haben. Es war das erwartet schwere Spiel mit einem für uns enttäuschenden Ausgang.“

Die zwei wesentlichen Erfolgsfaktoren
Für seinen Trainerkollegen waren zwei wesentliche Faktoren ausschlaggebend: „Wir wussten, wenn wir Rohrbachs gefährliche Angreifer Vogt, Romig und Karolus aus dem Spiel nehmen, werden wir eine Chance haben. Gegenüber der Punktrunde, wo wir viele Chancen ungenutzt lassen, haben wir heute aus wenig Möglichkeiten vier Tore gemacht.“

Ereignislose erste Spielhälfte
Zum Spielverlauf: Bei nasskaltem Aprilwetter und Dauerregen bekamen die Zuschauer in der ersten Hälfte wenig Unterhaltsames geboten. Während die Gäste mit einer gut gestaffelten und sicheren Hintermannschaft dem Gegner kaum Tormöglichkeiten boten, versuchten sie mit langen hohen Bällen für Entlastungsangriffe zu sorgen. Die Gastgeber fanden trotz deutlich mehr Ballbesitz kein geeignetes Mittel, um Torchancen zu kreieren. Das umkämpfte Geschehen spielte sich weitgehend zwischen beiden Strafräumen ab. Bis auf einen Freistoß von der linken Seite durch Christian Heinlein, den TSV-Keeper Luca Scholz übers Lattenkreuz lenkte (45.+2), gab es keine nennenswerten Höhepunkte.

„In einer chancenarmen 1. Hälfte war vieles dem Zufall überlassen“
Halbzeitfazit von Rohrbachs langjährigem Spielausschussvors. Jürgen Kistler
Passend das Pausenfazit von Rohrbachs Spielausschussvorsitzenden Jürgen Kistler: „In einer chancenarmen 1. Hälfte war auf nassem, rutschigen Boden vieles dem Zufall überlassen. Ich hoffe im zweiten Abschnitt wird dies besser.“

Rohrbachs stärkste Viertelstunde
Kistler sollte recht behalten, denn in den zweiten 45 Minuten wurde der Pokalfinalist von 2023 deutlich aktiver und erspielte sich einige Tormöglichkeiten. In ihrer stärksten Phase zwischen der 55. und 70. Minute verpassten Christian Vogt (55./66.), Matteo Francesca (62.) und Luca Romig (64.) die mögliche Führung.

Die TSV-Führung aus dem Nichts
Diese gelang dann überrastend dem TSV, der einen gegnerischen Abwehrfehler eiskalt ausnutzte und durch Daniel Müller 1:0 in Führung ging (72.). Nur drei Minuten später war es erneut Müller, der auf Vorarbeit von Sebastian Auer auf 2:0 erhöhte (75.).
Müllerscher Doppelpack wie ein Knockout
Ein Müllerscher Doppelpack, der für die Rohrbacher wie ein Knockout wirkte. In der Schlussviertelstunde gingen die Gastgeber nun volles Risiko und drängten auf den Anschlusstreffer. Doch bis auf einen Schuss von Steffen Baumgartner, den ein TSV-Spieler von der Torlinie kratzte, kam nichts dabei heraus (82.).

Zwei erfolgreiche Konter in der Nachspielzeit
Die leidenschaftlich verteidigenden Gäste machten in der Nachspielzeit gegen einen weit aufgerückten Gegner mit zwei blitzsauberen Kontern alles klar. Jan Steeb (90.+1) und Patrick Kipp (90.+3) schraubten das Ergebnis auf 0:4 hoch. SV-Keeper Nico Romig, der in der zweiten Spielhälfte kaum geprüft wurde, war bei allen vier Gegentreffern chancenlos. Als Schiedsrichter Dominik Fuhrig die Partie um 20:45 Uhr abpfiff, kannte der Jubel bei den TSV-Spielern und Fans kein Halten mehr.
Was für den TSV und gegen den SVR sprach
Fazit: Unterm Strich war es kein unverdienter Sieg des TSV Obergimpern, der mit großem Herzblut, Leidenschaft und Einsatz als Außenseiter die schwere Aufgabe in Rohrbach/S. anging. Der Siegeswille war beim TSV deutlich größer erkennbar, als bei den Gastgebern, die sich trotz spielerischer Überlegenheit in der Favoritenrolle schwer taten. Natürlich entsprach das Ergebnis nicht dem Spielverlauf und fiel einige Tore zu hoch aus. Der SVR muss sich den Vorwurf machen lassen, kein geeignetes Mittel gegen das gegnerische Defensivbollwerk gefunden zu haben. Die wenigen zwingenden Chancen, die sich in der 15-minütigen Drangphase in der 2. Hälfte ergaben, konnten nicht genutzt werden. Schließlich führten Konzentrationsfehlerin der Hintermannschaft zu den immer auf Konter lauernden Obergimpernern zu dem entscheidenden Doppelschlag von Müller, der das Pokalhalbfinale entschied.
„Jetzt wird gefeiert – Feuer frei“
TSV-Coach Jonas Bauer
Die Begeisterung beim TSV war rießengroß – besonders auch beim stolzen Spielertrainer Bauer: „Jetzt wird gefeiert. Die Spieler wollen die Nacht durchmachen und morgen gemeinsam zum Fisch essen gehen. Von meiner Seite aus heißt es jetzt „Feuer frei“, wir haben erst am Ostermontag gegen Türkspor Eppingen das nächste Spiel.“

Unterschiedliche Auswirkungen
Während die SV-ler sich verständlicherweise schwer damit tun, diese nicht einkalkulierte Pokalniederlage im Vorfeld der beiden richtungsweisenden Punktspiele gegen Türk Gücü Sinsheim (21.04.) und Türkspor Eppingen (27.04.) zu verdauen, dürfte der Pokalfinalist neues Selbstvertrauen im Kampf um den Klassenerhalt gesammelt haben. Am 4. Mai bietet sich der Heger-Truppe die Chance zur Revanche, wenn am 26. Kreisliga-Spieltag an gleicher Stelle der TSV Obergimpern erneut seine Visitenkarte an der Rohrbacher Rosenbrücke abgibt.
Fotos: BWA