Sensationelle Wende wird in Fan-Kreisen sehr positiv aufgenommen
Mit großer Verwunderung und zugleich Zustimmung haben viele Hoffe-Fans einen Bericht im Fachmagazin Kicker wahrgenommen. Demnach soll es bei der TSG Hoffenheim zu einem Kurswechsel hinsichtlich der Zusammenarbeit von Vereinspatron Dietmar Hopp mit seinem geschäftlich verbundenen Partner und Spielerberater Roger Wittmann kommen. Im Wortlaut heißt es dort: Zu diesem Schluss sind offensichtlich die aktuell im operativen Bereich Verantwortlichen seit geraumer Zeit auch gekommen und haben nun in Absprache mit den beiden Gesellschaftern, Dietmar Hopp und dem Vereinsvorsitzenden Jörg Albrecht, überraschende neue Fakten geschaffen. Demnach hat sich die TSG-Geschäftsführung unter der Leitung von Dr. Markus Schütz zu einem kategorischen Kurswechsel durchgerungen und geht auf Distanz zu Hopp-Intimus Wittmann.

„Wir werden in der Zusammenarbeit mit Spielerberatern und -agenturen eine Kurskorrektur vorzunehmen“
Stellungnahme der TSG-Geschäftsführung
Auf konkrete Nachfrage bezog die Geschäftsführung folgendermaßen Stellung: „Die Entscheidung ist Teil einer strategischen Neuausrichtung. Wir haben in der Geschäftsführung den Anspruch formuliert, bestehende Partnerschaften kritisch zu hinterfragen – auch im Hinblick auf Unabhängigkeit und zukünftige Entwicklungspotenziale. Dabei sind wir zu dem Schluss gekommen, in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Spielerberatern und -agenturen eine Kurskorrektur vorzunehmen.“

Keine externe Einmischung mehr gewünscht
Im Bericht wird vermutet, dass sich offensichtlich das Gremium, zu dem auch Sportgeschäftsführer Andreas Schicker, Frank Briel (Finanzen) und Tim Jost (Marketing/Vertrieb) gehören, nicht länger externer Einmischung in innerbetriebliche Vorgänge und Entscheidungen aussetzen und sich vom massiven Einfluss des Hopp-Einflüsterers distanzieren und emanzipieren möchte.
„die Klubführung beschloss, Berater künftig komplett von der Einbindung in Vereinsprozesse herauszunehmen“
Stellungnahme der TSG-Geschäftsführung
In der Stellungnahme wird weiter ausgeführt: „Ausgangspunkt war eine grundsätzliche Neubewertung interner Strukturen und Prozesse, in deren Verlauf die Geschäftsführung eine klare Haltung zur weiteren Zusammenarbeit mit Spielerberatern einnahm – verbunden mit der Frage nach der gemeinsamen strategischen Linie. Dabei beschloss die Klubführung, Berater künftig komplett von der Einbindung in Vereinsprozesse herauszunehmen.“

Hopp steht hinter dem Entscheidungsprozess
Es wurde ausdrücklich kommuniziert, dass der TSG-Mäzen hierzu seinen Segen gab: „Herr Hopp war aktiv in den Entscheidungsprozess eingebunden und hat sich der klaren Linie der Geschäftsführung angeschlossen“, heißt es, „wir danken ihm sowie dem 1. Vorsitzenden des Vereins, Jörg Albrecht, der von Beginn an hinter der Geschäftsführung stand, für das Vertrauen und die Unterstützung auf diesem Weg.“

Weitere Zusammenarbeit nur noch unter bestimmten Voraussetzungen
Im Kicker-Bericht wird vermutet, dass damit die Bande zwischen Wittmann und dem Klub nicht vollumfänglich gekappt werden, sondern auf ein zwischen Klubs und Agenturen übliches Normalmaß gestutzt wird. Demnach scheint durchaus denkbar, dass auch künftig Rogon-Spieler von der TSG verpflichtet werden – aber eben nur noch, sofern die sportliche Leitung das als sinnvoll und nicht nur Wittmann es als gewinnbringend erachtet. Aktuell stehen mit Arthur Chaves (kam letzten Sommer von Portugal-Klub Académico Viseu) und Umut Tohumcu zwei weitere Wittmann-Schützlinge im Hoffenheim-Kader. Zudem ist Fisnik Asllani an Elversberg verliehen. Der erste Neuzugang für die nächste Saison Tim Lemperle vom 1. FC Köln ist ebenfalls Klient bei der Wittmann-Agentur Rogon.

Die beiden Seiten der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit mit Rogon brachte den Kraichgauern in der Vergangenheit zwar viele interessante Spieler und teils erhebliche Transferüberschüsse, wobei es auch des Öfteren zu Transfer-Entscheidungen über die Köpfe der jeweiligen Sportlichen Leitung hinweg kam.
Bestes Beispiel war vor 14 Jahren der Transfer von Wittmanns brasilianischem Klient Luiz Gustavo an den FC Bayern München, der zum Ende der Ära von Erfolgs- und Aufstiegstrainer Ralf Rangnick führte. Ein weiteres Beispiel war der Franzose Georgino Rutter, dessen Werdegang Wittmann in Hoffenheim diktiert, vom Zeitpunkt und dem Rahmen der Verpflichtung im Winter 2021 bis zum spontanen Verkauf zwei Jahre später. Zwar wurde die hohe Ablöse von Rogon und der TSG gerne angenommen, aber sportlich hat sie dem Spieler und dem Verein aufgrund des Zeitpunktes mehr geschadet.

Eine Trainerverpflichtung von Kocak wurde abgeblockt
Auch bei Trainerverpflichtungen kam es zu Spannungen: Als Wittmann durch seinen Einfluss auf Hopp seinen Kandidaten Kenan Kocak als Nachfolger des entlassenen Trainers André Breitenreiter installieren wollte, verhinderte die damalige Geschäftsführung, allen voran Alexander Rosen, diese Verpflichtung und vertraute lieber dem ehemaligen Hoffenheimer Co-Trainer und zuletzt in Stuttgart tätigen Pellegrino Matarazzo.
Fotos: Kraichgaufoto, foto2press und BWA