TSG sichert sich nach einem 2:2 in Wolfsburg den Klassenerhalt

Hoffenheim zeigt erneut Nehmerqualitäten – Treuebekenntnis zu Trainer Ilzer

Die TSG Hoffenheim holte in der Freitagabendpartie des 33. Bundesliga-Spieltages mit einem 2:2-Unentschieden beim VfL Wolfsburg den erhofften Auswärtspunkt und bleibt damit, auch wenn es rechnerisch noch nicht endgültig ist, ein weiteres Jahr Erstklassig. Es war wie schon in den vergangenen Partien erneut eine Zitterpartie für die Kraichgauer, die zweimal zurücklagen und abermals Nehmerqualitäten zeigten und sich am Ende mit dem wertvollen Punkt belohnten. Angesichts der drei Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz der Heidenheimer und des deutlich besseren Torverhältnisses dürfte der Klassenerhalt endgültig eingetütet sein.

Rückstand nach nur 18 Sekunden

Die Partie begann mit einem Paukenschlag, denn nach nur 18 (!) Sekunden lag das Team von Trainer Christian Ilzer nach einem Eigentor von Leo Østigård bereits in Rückstand. Vorausgegangen war ein Ballverlust von Marius Bülter direkt nach dem Anstoß, Mohamed Amoura passte von rechts scharf in die Mitte, wo Østigård aus drei Metern den Ball ins eigene Tor lenkte. Es war das zweitschnellste Tor in dieser Bundesliga-Saison. Nur der Treffer von Bayerns Jamal Musiala nach 15 Sekunden beim 6:1 der Bayern in Kiel am 3. Spieltag fiel noch früher.

„Es ist die Geschichte der Saison, dass wir ein Gegentor als Wachrüttler brauchen“

TSG-Cheftrainer Ilzer

Für TSG-Coach Christian Ilzer war diese Szene ein Spiegelbild der gesamten Saison: „Vor dem 0:1 müssen wir den Ball einfach wegschießen, aber Bülti hat es in der Offensive wieder gutgemacht. Es ist die Geschichte der Saison, dass wir ein Gegentor als Wachrüttler brauchen, aber auch die Geschichte der Saison, dass wir wieder zurückkommen.“

TSG zeigt abermals Nehmerqualitäten

In der Tat, denn sein Team steckte diesen Anfangsschock erneut schnell weg und erspielte sich durch Toure, dessen Schuss VfL-Torhüter Grabara gerade noch um den Pfosten lenken konnte (12.) und Hlozek, der nach tollem Dribbling vor dem Tor mit einem Pass auf den völlig freistehenden Toure an Grabara scheiterte (25.), gute Ausgleichsmöglichkeiten. Auf der anderen Seite verhinderte TSG-Keeper Oliver Baumann bei einem Distanzschuss von Wimmer einen höheren Rückstand (16.).

Traumtor von Kaderabek

Nach etwas mehr als einer halben Stunde wurden die Angriffsbemühungen der Blau-Weißen belohnt, als nach einer Bülter-Flanke Pavel Kaderabek den Ball aus 15 Metern volley unhaltbar ins rechte Toreck jagte (34.). Welch ein Traumtor des tschechischen Dauerbrenners im TSG-Dress, der damit für sich beste Werbung hinsichtlich einer Vertragsverlängerung machte.

Gute Chancen blieben ungenutzt

Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte die TSG die große Chance erstmals in Führung zu gehen: Nach einem Konter verpassten jedoch zunächst Toure, dann Anton Stach und zuletzt Tom Bischof gute Einschussmöglichkeiten (49.). In der 70. Minute hatten die 300 mitgereisten Hoffe-Fans den Torschrei bereits auf den Lippen, als sich Stach im Wolfsburger Strafraum durchtankte, doch sein Torabschluss Vavro mit einer Grätsche im letzten Moment bärenstark abblockte. Keeper Grabara wäre hier chancenlos gewesen. Nur drei Minuten später vergab Bülter die nächste gute Möglichkeit, als er aus der Drehung übers Tor schoss (73.).

Wölfe schlugen überraschend und eiskalt zu

Als in der Schlussphase einer abwechslungsreichen und spannenden Partie alles auf ein Unentschieden hinauslief, schlugen die Wölfe eiskalt zu: Nach einer Majer-Ecke gewann Wind im Fünfmeterraum ein Kopfballduell gegen Østigård und traf zur erneuten Wolfsburger Führung (81.).

Bülters Antwort

Doch die Gäste steckten diesen erneuten Rückschlag schnell weg und glichen nur drei Minuten später durch Bülter aus. Nach einer Flanke von links landete der Ball beim Ex-Schalker, der aus spitzem Winkel den Ball an den rechten Innenpfosten setzte, von wo aus er ins gegenüberliegende Toreck prallte (84.).

„Wir dürfen das 2:1 nicht mehr hergeben“

VfL-Coach Bauer

Für Daniel Bauer, der nach der Entlassung von Ralph Hasenhüttl erstmals als VfL-Coach zum Einsatz kam, ein aus seiner Sicht ärgerlicher Gegentreffer: „Wir dürfen das 2:1 nicht mehr hergeben. Warum wir nach der Führung zu passiv waren, kann ich auch nicht sagen.“

„Hoffe“ und die Nachspielzeit

Der dringend benötigte Punkt zum Klassenerhalt war für die Hoffenheimer greifbar nah, ehe die Nachspielzeit anbrach, in der sie zuletzt bittere Gegentreffer einstecken mussten. Und erneut mussten Ilzer & Co. Auch dieses Mal kräftig zittern, als in der vierten Minute der Nachspielzeit Torhüter Baumann einen Schuss aus kurzer Distanz von Konstantinos Koulierakis an den Innenpfosten lenkte und der Ball von hier parallel der Torlinie entlang neben das Tor trudelte (90.+4).

Erleichterung macht sich breit

Ein Riesen Glück in dieser Szene für die Nordbadener, die nach dem anschließenden Abpfiff von Schiri Jöllenbeck kräftig durchatmen konnten. Auch wenn sich die Begeisterung über den gewonnen Auswärtspunkt und den damit (fast) sicheren Klassenerhalt spürbar in Grenzen hielt, so dürften allen Beteiligten ein großer Stein vom Herzen gefallen sein.

„Der Punkt heute war extrem wichtig“

TSG-Torschütze Bülter

Bülter, einer der Hoffenheimer Aktivposten in der Autostadt, brachte es auf den Punkt: „Der Punkt heute war extrem wichtig. Wir drücken jetzt Union gegen Heidenheim die Daumen, dann haben wir es geschafft.“

„Es passiert zu oft – dieses Muster müssen wir lösen“

Hoffenehims Mittelfeldspieler Stach

Nach dem Spiel äußerte sich Stach zu dem immer wieder kehrenden unbefriedigenden Zustand, immer einem Rückstand hinterher laufen zu müssen: „Es war mehr drin, aber wenn man wieder die Anfangsphase verschläft und hinterherläuft, muss man auch mal zufrieden sein. Ich kann das auch nicht erklären, woran es liegt. Es passiert zu oft – dieses Muster müssen wir lösen.“

„Vielleicht war es ein goldener Punkt“

Hoffenheims Trainer Ilzer

Das Fazit von TSG-Cheftrainer Ilzer:„Wenn man die absolute Schlussphase und die Anfangsphase rausnimmt, haben wir es gut verteidigt. Auf uns lastet viel Druck, aber wir haben es gut gemacht, auch wenn wir es in den Situationen besser verteidigen müssen. Durch den Pfostentreffer am Ende war es ein glücklicher, aber vielleicht auch ein goldener Punkt. Wir fokussieren uns auf den FC Bayern, aber freuen uns auf eine längere Vorbereitungsphase, um an unserem Team zu arbeiten.“

„Wir haben gemischte Gefühle mit dem Punktgewinn und sind noch nicht durch“

TSG-Geschäftsführer Sport Schicker

Erleichterung auch bei Hoffenheims Geschäftsführer Sport Andreas Schicker über den Punktgewinn und zugleich eine treffende Analyse zum unbefriedigenden Saisonverlauf: „Die Mannschaft lebt und hat einen wichtigen Punkt eingefahren. Wir haben gemischte Gefühle mit dem Punktgewinn und sind noch nicht durch. Wir brauchen nichts Schönreden, wir haben wenig Punkte eingefahren, es ist viel passiert in der Saison. Es war früh klar, dass es nur um den Klassenerhalt gehen wird.

„Christian Ilzer ist der richtige Trainer“

Schicker zur Trainersituation

Schicker stärkte zugleich seinem Trainer den Rücken. „Als wir Christian Ilzer verpflichtet haben, haben wir gewusst, dass das nicht von heute auf morgen geht, sondern ein langer Weg ist. Der Weg hat in dieser Saison begonnen. Jetzt steht eine längere Vorbereitung an, in der man auch am Kader basteln kann. Und deshalb bin ich davon überzeugt davon, dass Christian Ilzer der richtige Trainer ist.“

Aufstellungen

VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer (61. Roerslev), Vavro, Koulierakis, Maehle – Vranckx (46. Majer), Gerhardt – Wimmer (72. Nmecha), Wind, Kaminski (46. Skov Olsen) – Amoura (89. Tiago Tomas)
TSG Hoffenheim: Baumann – Arthur Chaves, Østigård, Akpoguma – Kaderabek, Stach, Bischof (88. Becker), Bülter – Kramaric (90. +2 Geiger) – Hlozek, Toure (71. Tabakovic)
Tore: 1:0 Østigård (1./Eigentor), 1:1 Kaderabek (34.), 2:1 Wind (81.), 2:2 Bülter (84.)
Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg)
Zuschauer: 20.145

Saisonfinale gegen den Meister

Beim Saisonfinale am nächsten Samstag empfängt die TSG Hoffenheim in der ausverkauften Sinsheimer PreZero-Arena um 15:30 Uhr den neuen Deutschen Meister FC Bayern München.

Fotos: Kraichgaufoto

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