TSG erwartet absoluter Männerfußball, eine eklige Kulisse und ein anderer Wind

Hoffenheim reist selbstbewusst zum Pokalauftakt nach Rostock – Der neue Weg scheint ein Guter zu werden

Die Saisonvorbereitung der TSG Hoffenheim biegt auf die Zielgerade. Am Wochenende gastiert der Bundesligist im ersten Pflichtspiel der Saison 2025/26 in der 1. Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten FC Hansa Rostock. Zuvor gab es einen nahezu perfekten Abschluss der Vorbereitung.

Offensivspektakel gegen Metz

Im Rahmen der offiziellen Saisoneröffnung gewannen die Kraichgauer mit einem wahren Offensivspektakel souverän gegen den französischen Erstligaaufsteiger FC Metz mit 8:0. In einer munteren Partie vor nur 6.443 Zuschauern erzielten Muhammed Damar (2), Tim Lemperle (2), Max Moerstedt, Wouter Burger, Bernardo und Andrej Kramaric im letzten 120-minütigen Testspiel die Tore für die TSG.

Grischa Prömel betritt mit breiter Brust nach langer Verletzungspause wieder das Spielfeld

„Ich bin sehr froh wieder dabei sein zu können“

Grischa Prömel nach überstandener langen Verletzungspause

20 Minuten vor dem Ende gab es dabei einen besonderen Moment, als der lange wegen eines Kreuzbandrisses verletzt fehlende Grischa Prömel unter lautem Beifall und Sprechchören der Fans eingewechselt wurde. Für den Mittelfeldspieler war es ein besonderes Gefühl: „Ich bin sehr froh wieder dabei sein zu können. Nach einer super Vorbereitung war das heute gegen Metz der krönende Abschluss. Man darf das Ergebnis nicht überbewerten, trotzdem haben wir ein super Spiel gemacht. Wir waren zielstrebig in Richtung Tor, intensiv und eklig gegen den Ball und nach vorne mit einem klaren Plan“, diktierte der 30-jährige gebürtige Stuttgarter der kleinen Journalistengruppe nach dem Abpfiff und vor der anschließenden Autogrammstunde in die Notizblöcke.

Neuzugang Coufal wusste bei seiner Premiere in Sinsheim zu überzeugen

Statistik zum Spiel gegen Metz:

Aufstellung: Baumann (91. Philipp) – Coufal (63. Drexler), Arthur Chaves (63. Hranac), Machida (63. Akpoguma), Bernardo (63. Behrens) – Avdullahu (63. Becker), Burger (63. Tohumcu (101. Prömel)) – Damar (63. Prass), Toure (63. Kramaric) – Asllani (46. Orban (91. Bebou)), Moerstedt (46. Lemperle (91. Mokwa))
Tore: 1:0 Moerstedt (6.), 2:0 Burger (8.), 3:0 Bernardo (14.), 4:0 Damar (16.), 5:0 Damar (45. +1), 6:0 Lemperle (55.), 7:0 Kramaric (72.), 8:0 Lemperle (90.)

TSG-Coach Christian Ilzer sieht seinen neuen Kader schon sehr gut zusammengewachsen

Volle Konzentration in Richtung Rostock

Die Generalprobe ist geglückt. Nach acht Siegen in acht Testspielen wurde reichlich Selbstvertrauen getankt und fühlt man sich für höhere Aufgaben gewappnet. Die Frustsaison 2024/25 ist endgültig abgehakt, der Blick geht noch vorn und ganz speziell zum Rostock-Spiel.

„Es ist eine gemeinsame Denkrichtung entstanden“

Trainer Christian Ilzer

Für Trainer Christian Ilzer wird das Pokalspiel im mit 29.000 Zuschauern bereits ausverkauften Ostseestadion ein ganz wichtiges Spiel: „Mit der Vorbereitung können wir ergebnistechnisch zufrieden sein. Das gibt uns ein gutes Gefühl vor dem Saisonstart. Wir werden uns jetzt in dieser Woche intensiv auf das Pokalspiel vorbereiten, um auch dort zu bestehen. Die Mannschaft ist inzwischen sehr gut zusammengewachsen, es ist eine gemeinsame Denkrichtung entstanden. Damit geht man leichter an die schweren Aufgaben heran, wenn man geschlossen auftritt, trotz des schweren Auftaktprogramms.“

Alexander Prass hat den Ball fest fixiert

„Oben in Rostock weht ein anderer Wind  – da wird Männerfußball gespielt“

Prömel vor dem Gastspiel in Rostock

Prömel macht deutlich, was ihn und sein Team in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostseeküste erwartet: „Was den Leistungsstand anbelangt sehen wir uns auf einem guten Weg, wenngleich wir wissen, was uns in Rostock am Wochenende erwartet. Jeder in der Mannschaft weiß, dass Rostock ein anderes Kaliber ist, darauf müssen wir uns einschwören. Oben in Rostock weht ein anderer Wind, die sind schon zwei Spieltage im Wettbewerb, stehen voll im Saft. Dort wird absoluter Männerfußball gespielt, mit einer ekligen Kulisse im Hintergrund. Jedem muss bewusst sein, was da auf ihn zukommt.“

Grischa Prömel dribbelt gegen Metz durchs Mittelfeld

„Die ersten Zweikämpfe werden gleich zeigen, was Sache ist“

Prömel zur Herangehensweise im Pokal

Es ist davon auszugehen, dass die Ostdeutschen es dem Bundesligisten gleich von Beginn an deutlich machen wollen, dass man den Zweiklassenunterschied durch Leidenschaft und Hingabe wettmachen möchte. Prömel zur Herangehensweise: „Das wird man spätestens spüren, wenn man da oben ankommt, was für ein Wind da weht. Die ersten Zweikämpfe werden gleich zeigen, was Sache ist – das müssen wir annehmen.“

Mohammed Damar hinterließ einen sehr positiven Eindruck in der Saisonvorbereitung

„Ich bin mir sicher, wir schaffen das“

Mohammed Damar zum Erstrundenspiel im Pokal

Eine der positiven Entdeckungen der Vorbereitung ist Mohammed Damar. Der 21-jährige Leihrückkehrer mit der legendären Nummer 10 versprüht richtig Bock auf Fußball: „Für mich war es ein Gänsehaut-Moment, wieder hier in diesem Stadion zu spielen. Es macht derzeit für alle riesen Spaß auf dem Platz zu stehen, alle haben Bock darauf zu spielen. Man hat die Leichtigkeit gespürt, jeder hat Gas gegeben, auch gegen den Ball, das war schon geil“. Der gebürtige Berliner strotzt vor dem Pokalspiel nur so vor Selbstvertrauen: „Wir haben alle hohe Ziele und wissen alle, auf was es in Rostock ankommt. Der Gegner, das Stadion und der Platz werden eine große Umstellung, aber ich bin mir sicher, wir schaffen das.“

Andrej Kramaric wird sich in der neuen Saison verstärkt dem Konkurrenzkampf stellen müssen

Im Konkurrenzkampf mit Kramaric

Mo Damar, auch ein Spezialist für Standards, hat derzeit wohl gegenüber Rekordtorschütze Andrej Kramaric etwas die Nase vorn. Für den kroatischen Nationalstürmer wächst eine ernstzunehmende Konkurrenz heran, die sicherlich für beide Seiten letztendlich nur leistungsfördernd sein kann.

„Wir müssen uns jetzt alle auf den Saisonstart konzentrieren, damit wir sportlich erfolgreich sind“

Andrej Kramaric in der Vorschau auf den Ligaauftakt

Kramaric hat sich, nach einer unzufriedenen vergangenen Saison mit den Verantwortlichen ausgesprochen. Die TSG-Vereinslegende blickt positiv auf die neue Saison, von der er glaubt, dass etwas Gutes entstehen wird, wenn alle zusammenhalten: „Die Energie in der Mannschaft ist sehr gut, und auch die Neuzugänge machen alle einen guten Eindruck. Wir müssen uns jetzt alle auf den Saisonstart und die Aufgaben in den kommenden Monaten konzentrieren, damit wir sportlich erfolgreich sind.“

Stürmer Gift Orban duelliert sich um einen Platz in der Startformation

„Der Trainer hat mich auf dem Schirm“

Mo Damar über seine Chancen auf einen Platz in der Startformation

Zurückhaltend, aber dennoch selbstbewusst antwortete Damar auf die Frage, ob er in Rostock ein Kandidat für die Startelf sei: „Natürlich werde ich alles dafür tun, um dem Trainer zu zeigen, was ich drauf habe. Er hat mich auf dem Schirm.“ Für Damar ist der ausgeglichene Spielerkader ein großes Plus: „Unser Kader ist zwar sehr groß, aber er hat auch sehr hohe Qualität. Von der Bank kommt nochmal enorme Qualität ins Spiel. Wir müssen ein Team sein, jeder muss in den anderen vertrauen haben, der ins Spiel kommt.“

Ausgelassene Freude beim Torschützen Muhammed Damar gegen Metz

„Der Erwartungsdruck und interne Konkurrenzkampf werden zunehmen“

Trainer Ilzer über die nächsten Wochen

Ilzer hat seinen Profis deutlich gemacht, auf was es jetzt ankommt: „Der Erwartungsdruck von außen wird jetzt zunehmen, der interne Konkurrenzkampf kommt dazu. Daher ist wichtig, wie wir nun als Gruppe damit umgehen und uns gegenseitig zu puschen. Jeder muss seine Rolle im Team wahrnehmen.“ 

TSG-Coach Ilzer ist mit dem aktuellen Entwicklungsstand seiner Mannschaft zufrieden

„Im Pokal haben wir ehrgeizige Ziele“

Ilzer möchte im Pokal möglichst weit kommen

Der österreichische Fußballlehrer macht kein Geheimnis daraus, dass er den Pokalwettbewerb, in dem die TSG seit dem Bundesligaaufstieg noch keine großen Bäume ausriss, sehr ernst nimmt: „Genau dieser Wettbewerb ist es, der so interessant macht. Der Wettbewerb führt über sechs Spiele zu einem Titel. Deshalb ist wichtig von der ersten Runde weg an gleich da zu sein. Rostock wird eine spezielle Aufgabe, ein emotionales Spiel. Im Pokal haben wir ehrgeizige Ziele. Auch was den Saisonstart anbelangt, ist der Auftakt im Pokal richtungsweisend.“

Gemeinsam auf dem Weg zum Erfolg. Die TSG scheint nach den bisherigen Eindrücken sportlich auf einem guten Weg zu sein.

Nebenkriegsschauplätze auf höchster Ebene

Von den vielen Nebenkriegsschauplätzen auf höchster Vereinsebene lässt sich die Mannschaft zumindest nach außen hin nicht irritieren. Nachdem dem einflussreichen Spielerberater und Freund von TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp Roger Wittmann ein Stadion- und Hausverbot auferlegt wurde, Geschäftsführer Jan Mayer abberufen wurde und seine Zuständigkeitsbereiche unter den Geschäftsführerkollegen Frank Briel und Andreas Schicker aufgeteilt wurden, herrscht wie schon zur gleichen Zeit im Vorjahr reichlich Unruhe. Doch dieses Mal scheint sich dies nicht negativ auf die Spieler zu übertragen. Zudem steht im Vergleich zum Vorjahr das Kadergerüst, ein ganz wichtiger Faktor. Weitere Neuzugänge sind aktuell nicht mehr geplant, vielmehr soll die Kadergröße noch deutlich reduziert werden. Allen voran sucht man dringend Abnehmer für die aussortierten Dennis Geiger, Florian Grillitsch und Mergim Berisha.

Umut Tohumcu (li.) behauptet sich im Zweikampf gegen Morgan Bokele vom FC Metz

Auf dem neuen Weg müssen noch einige Hindernisse beseitigt werden

Bei der TSG Hoffenheim hat man einen neuen Weg bestritten, dabei wurden auch unliebsame Hindernisse aus dem Weg geräumt. Dass dies nicht einfach war und noch ist, ist nachvollziehbar. Auch wenn es noch etwas holprig erscheint, man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass da etwas Positives zusammenwächst. Ein positiver, erfolgreicher Saisonstart wäre hierbei besonders hilfreich und richtungsfördernd.

Gelungener Drittliga-Start

Der Anfang soll bereits am Samstagnachmittag (15:30 Uhr) beim DDR-Meister von 1991 erfolgen. Die Rostocker werden es den Kraichgauern jedoch nicht einfach machen. Die holten aus den ersten beiden Drittliga-Spieltagen vier Punkte. Einem torlosen Remis bei Erzgebirge Aue folgte ein vielumjubelter 1:0-Heimsieg vor ausverkauftem Haus über den SV Waldhof Mannheim. Für Hansa-Coach Daniel Brinkmann war dies „ein vernünftiger Start, und das noch ohne Gegentor“.

Fotos: Kraichgaufoto und foto2press

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