Kann die TSG dem FC Bayern den Oktoberfest-Auftakt vermiesen?
Mit der zweiten Hälfte des Monats September beginnt allerorts die Oktoberfestzeit. Was traditionell vor allem in Bayern besonders gepflegt wird, findet am Samstagmittag auch auf dem Stadiongelände der TSG Hoffenheim – natürlich in deutlich sehr abgespeckter Version – statt. Genauer gesagt, die Einweihung des neuen TSG-Dorfplatzes wird mit einem Oktoberfest im Kleinformat umrahmt. Mit dem neuen Projekt möchten die Kraichgauer einen festen Anlaufpunkt für die Fans auf einer 1.400 Quadratmeter großen Freifläche mit elf festen Buden bieten, der auch über Spieltage hinaus genutzt werden kann und den Stadionbesuch noch attraktiver macht. Dazu passt passgenau, dass die offizielle Eröffnung ausgerechnet am Spieltag mit dem Duell mit dem deutschen Rekordmeister FC Bayern München zusammenfällt.

Oktoberfestzeit ist Bayern-Zeit
Dass die Münchner zur Wiesn-Zeit besonders gut unterwegs sind, ist seit jeher kein Geheimnis. Das Münchner Starensemble, das am Mittwochabend beim Champions League-Auftakt eindrucksvoll den amtierenden Klub-Weltmeister Chelsea London mit 3:1 abservierte, geht als ungeschlagener Bundesliga-Tabellenführer erneut hochfavorisiert in der bereits restlos ausverkauften Sinsheimer PreZero Arena in die Partie. Die Gastgeber wollen denen mit voller Offensivpower und sechs Pflichtspielsiegen in die Saison gestarteten Münchnern es nicht einfach machen und – wenn möglich – gar den Oktoberfestauftakt versauen.

„Es ist die ultimative Herausforderung für uns“
TSG-Coach Ilzer über das Duell mit den Bayern
TSG-Cheftrainer Christian Ilzer freut sich bereits auf das Duell mit den Bayern. Bei der Spieltags-Pressekonferenz sagte der Österreicher: „Wir haben uns eine Woche darauf vorbereitet und wollen eine Spitzenleistung abrufen. Die Bayern sind super in die Saison gestartet, hatten wenige Anlaufschwierigkeiten. Es braucht Zuversicht und Mut. Man darf nicht in das Spiel gehen und denken, man hätte nichts zu verlieren. Man startet schließlich auch diese Partie mit einem Punkt und hat die Möglichkeit, zwei weitere zu holen. Es ist die ultimative Herausforderung für uns, das ist aber das reizvolle.“
Fakten sprechen klar für die Münchner
Die Fakten sprechen jedoch eindeutig für die Gäste aus der bayerischen Landeshauptstadt, die seit zehn Auswärtsspielen ungeschlagen sind und sich in bestechender Frühform präsentieren. Beide Duelle mit der TSG in der vergangenen Saison gingen mit 5:0 und 4:0 deutlich an die Rot-Weißen. Hinzu kommt noch die Heimschwäche: Nur eines der vergangenen zwölf Heimspiele konnten die Hoffenheimer für sich entscheiden, eine vierte Niederlage in Folge würde den Vereinsrekord einstellen.

Eindeutige Bilanz zugunsten der Gäste
Von 34 Duellen in der Bundesliga gewann die TSG fünf, siebenmal wurden die Punkte geteilt, die Bayern setzten sich 22-mal durch. Etwas besser sieht die Heimbilanz aus: Aus den 17 Duellen in Sinsheim holte Hoffenheim vier Siege und vier Remis bei neun Niederlagen.

„Man sollte nicht alles komplett neu erfinden“
Ilzer zur taktischen Anpassung an die Bayern
Auch wenn es beim Rekordmeister derzeit läuft wie am Schnürchen, möchte Trainer Ilzer keine großen taktischen Anpassungen vornehmen: „Es ist egal, welcher Gegner es ist, man versucht immer, Details so auszurichten, dass es uns den ein oder anderen Vorteil gibt. Die Jungs haben aber automatisierte Abläufe, deshalb sollte man alles nicht komplett neu erfinden.“
Duell der Top-Torjäger
Besonders die beiden Top-Torjäger werden am Samstagnachmittag ab 15:30 Uhr im Fokus stehen: Mit fünf Toren und drei Assists an den ersten drei Spieltagen stellte der englische Nationalstürmer Harry Kane einen neuen Bundesligarekord auf. Doch auch die Gastgeber haben statistisch etwas dagegen zu setzen: Mit acht Bundesliga-Treffern weist Hoffenheims kroatischer Torjäger Andrej Kramaric gegen die Bayern eine außergewöhnliche Trefferquote auf. Mit insgesamt 127 Bundesliga-Treffern steht der TSG-Stürmer auf Platz vier der ausländischen Rekordtorjäger – hinter Lewandowski (312), Pizarro (197) und Elber (133).
„Ich bin sehr optimistisch und habe ein gutes Gefühl“
TSG-Gesellschafter Jörg Albrecht
Zuversicht, dass die Punkte in Sinsheim bleiben, zeigte Vereinsboss Jörg Albrecht im Gespräch mit bwa-sport.de: „Die Mannschaft ist momentan sehr gut in Form und Verfassung. Das hat man beim Auswärtsspiel in Berlin deutlich gesehen. Deshalb bin ich sehr optimistisch und habe ein gutes Gefühl für das Spiel am Samstag gegen die Bayern.“

Für Albrecht gibt es keine Heimschwäche
Von einer Heimschwäche möchte der ehemalige Sinsheimer OB nichts hören: „Beim ersten Heimspiel gegen Frankfurt war deutlich mehr für uns möglich. Es gab einige knappe Entscheidungen gegen uns, die womöglich am Ende für einen anderen Ausgang gesorgt hätten. Selbst bei einem 0:3-Rückstand wackelte Frankfurt nach unserem späten Anschlusstreffer.“
„Das fördert alles auch das Zusammengehörigkeitsgefühl“
Jörg Albrecht zum neuen TSG-Fandorf
Stolz ist Albrecht auch auf die rechtzeitige Fertigstellung des neuen TSG-Dorfplatzes zwischen Südkurve und Fanhaus: „Vom neuen TSG-Dorfplatz versprechen wir uns eine gute Resonanz. Wir sind den Forderungen der Fans nach so etwas nachgekommen. Dadurch lohnt sich auch eine etwas frühere Anreise, so dass auch der Verkehr sich etwas verzehrt. Das fördert alles auch das Zusammengehörigkeitsgefühl.“

OB Siesing sieht gute Chancen für Hoffenheim
Albrechts Nachfolger Marco Siesing zeigt sich ebenfalls sehr zuversichtlich: „Die Vorfreude bei mir ist sehr groß. Wenn der FC Bayern nach Sinsheim kommt ist das immer etwas Besonderes. Morgen ist es das erste Mal seit vielen Jahren, dass die TSG mit den vielen Fans im Rücken auch wieder eine Chance gegen die Bayern hat. Ich geh von einem sehr guten, engen Spiel aus.“
„die Mannschaft steht sehr gut zusammen. Im Verein passt es!“
Sinsheims OB Siesing über die positive Entwicklung der TSG
Der Sinsheimer Oberbürgermeister blickt auf eine sehr gelungene Neuausrichtung der TSG, in der er vor allem den Zusammenhalt hervorhebt: „Was mich optimistisch stimmt ist, dass die Mannschaft sehr gut zusammensteht. Es ist ein klarer Plan erkennbar, alle ziehen an einem Strang. Die Mannschaft wurde komplett umgebaut und verstärkt. Im Verein passt es, Trainer- Mannschaft und Management bilden eine Einheit, so nehme ich es zumindest wahr, und deshalb gehe ich davon aus, dass sie morgen eine gute Rolle spielen.
„Mit einem Unentschieden könnten wir sicherlich gut leben“
OB Siesing zu seinem Spiel-Tipp
Der OB wird die Partie zusammen mit seinem Sohn von den Sitzplätzen aus anschauen und muss danach relativ schnell wieder das Gelände verlassen, um rechtzeitig bei der Waldangellocher Kerwe zu sein. Sein Tipp für das Bayern-Spiel ist ein 2:2, „damit könnten wir sicherlich gut leben“.
Für eine Überraschung müsste schon alles passen
Bei allem (Zweck-)Optimismus, es müsste schon vieles zusammenkommen, wenn die Kraichgauer zum Münchner Wiesn-Auftakt dem Bundesligakrösus am 4. Spieltag ein Bein stellen könnten. Die Kompany-Truppe präsentiert sich seit Wochen in bestechender Form und wird in Sinsheim alles dafür tun, weiter in der Erfolgsspur zu bleiben. Kramaric & Co. werden mit Sicherheit den Bayern einen heißen Fight liefern. Ob es am Ende womöglich zu einem oder gar drei Punkten reicht oder die Münchner ihre Erfolgsserie gegen die TSG fortsetzen, wird von vielen Faktoren abhängen.
Fotos: Kraichgaufoto und foto2press