Der SV Sandhausen schafft die Sensation und gewinnt das Auswärtsspiel des 30. Spieltags bei Aufstiegsanwärter RB Leipzig mit 1:0. Das goldene Tor erzielte Winterneuzugang Korbinian Vollmann in der 62. Minute mit seinem ersten Pflichtspieltor. SVS-Trainer Alois Schwartz ließ vor dem Spiel seinen Worten Taten folgen und nahm nach der Serie von sieben Niederlagen aus den letzten acht Partien die angekündigten personellen Veränderungen vor. Nicht nur die gelbgesperrten Verteidiger Klingmann und Kister wurden ersetzt, auch die Stammspieler Linsmayer und Wooten mussten zunächst auf der Bank Platz nehmen. Neu ins Team rückten in der Abwehrkette Thiede und Routinier Olajengbesi sowie im Mittelfeld Roßbach und Pledl.
Die Anfangsdevise war klar, man wollte gegen die mit einer Reihe aktueller Nationalspieler bestückte Offensive der Sachsen zum wiederholten Male ein frühes Gegentor verhindern. Sandhausen präsentierte sich von Beginn an hellwach und hatte bereits nach drei Minuten durch Torjäger Bouhaddouz, der knapp an Pledls Hereingabe vorbeirutschte und einem Schuss von Bieler nach sieben Minuten gute Möglichkeiten. Als Leipzig, das zwölf der letzten 15 Spiele gewann, nach zehn Minuten erstmals gefährlich vor das Gästetor kam, trat SVS-Torhüter Knaller in Erscheinung, indem er den Schuss des dänischen Nationalspielers Poulsen parierte. In der 17. Minute brannte es lichterloh, doch der 35-jährige Olajengbesi kam in höchster Not dazwischen und spitzelte dem 21-jährigen Juniorennationalspieler Selke den Ball vom Fuß, als der zum Torschuss ansetzen wollte.
Das gesamte Team der Kurpfälzer präsentierte sich als kompaktes Kollektiv und ließ bis zur Halbzeit nicht mehr viel zu. Auf beiden Seiten gab es noch zwei gefährliche Freistöße zu registrieren, doch Vollmann zielte für den SVS vorbei (30.), und bei Kaisers Versuch auf der anderen Seite war Knaller wieder auf dem Posten und parierte stark (37.). In der 30. Minute hätte es Strafstoß für Sandhausen geben müssen, doch der Unparteiische Benjamin Cortus entschied nach einem Foulspiel an Hübner innerhalb des 16-Meterraums fälschlicherweise für Freistoß außerhalb des Strafraums.
Leipzig erzielte zuletzt, wie vor erst wenigen Tagen beim 3:1 in Düsseldorf, viele Tore nach der Pause, und so kam es erneut zu einem Sturmlauf, um den 6-Punkte-Vorsprung vor dem Dritten aus Nürnberg auszubauen. Doch die SVS-Defensive blieb standhaft und wehrte sich mit allem Mitteln.
Nach 53 Minuten fand Selke eine Lücke, doch Knaller parierte dessen Volleyschuss. Nachdem Selke für Mittelfeldspieler Bruno aus dem Spiel genommen wurde, schlug Sandhausen zu: Bouhaddouz passte von rechts auf den gestarteten Vollmann, der mit dem Schuss zunächst am ungarischen Nationaltorhüter Gulacsi scheiterte. Doch vom Torhüter sprang der Ball an Vollmanns Schulter und von dort zum 0:1 ins Tor (62.). Die kleine, aber lautstarke SVS-Anhängerschaft war aus dem Häuschen.
Die technisch versierten Leipziger taten sich auch in der Schlussphase gegen die weiterhin kompakte Sandhäuser Defensive schwer und liefen entweder in die Abseitsfalle oder wurden von den emsigen Olajengbesi oder Hübner gestoppt. Glück für die Gäste, als fünf Minuten vor dem Ende eine strittige Strafraumszene nicht zu einem Strafstoß führte und RB-Spieler Poulsen eine gute Ausgleichschance vergab.
Nach dem bereits sensationellen 4:0 Erfolg in der vergangenen Saison entwickeln sich die Kurpfälzer so langsam zum Angstgegner der Ostdeutschen. Durch die drei überraschenden Auswärtspunkte und der gleichzeitigen Niederlage von 1860 München in Duisburg hat sich der Abstand auf Platz 16 wieder auf 9 Punkte vergrößert. Vier Spieltage vor Saisonende ist das fast gleichbedeutend mit dem sicheren Klassenerhalt, den man am übernächsten Sonntag am Hardtwald gegen den FSV Frankfurt endgültig klarmachen möchte. Nicht dabei sein wird Abwehrchef Hübner, der in Leipzig seine zehnte gelbe Karte sah.
Statistik:
RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann (79. Teigl), Orban, Compper, Jung – Ilsanker (67. Demme), Kaiser – Sabitzer, Forsberg – Poulsen, Selke (61. Bruno)
SV Sandhausen: Knaller – Thiede, Olajengbesi, Hübner, Paqarada (65. Linsmayer) – Kulovits, Roßbach – Pledl, Vollmann (74. Stolz), Bieler (86. Schulz) – Bouhaddouz
Tor: 0:1 Vollmann (62.)
Zuschauer: 30.279
Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach a. d. Pegnitz)
Foto: Kraichgausport
