Er hat sehr intensiv am neuen Spielrkader des SV Sandhausen für die neue Saison 2016/17 gebastelt. Doch viel mehr Zeit und Energie musste Sandhausens Geschäftsführer Otmar Schork zuletzt in die Suche nach einem neuen Trainer investieren. Doch nach seiner Aussage „passt nun alles“. Nach dem 2:2 Auftakt gegen Fortuna Düsseldorf und einer 0:2 Niederlage bei Erzgebirge Aue empfängt der SVS am Fr., 26. August den VfB Stuttgart. Am heutigen Montag gastiert um 18:00 Uhr Bundesligist Borussia Dortmund, anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums, am Hardtwald. bwa-sport.de sprach mit dem Otmar Schork:
Nur die kühnsten Optimisten trauten dem kleinsten Ort, dem kleinsten Verein im bezahlten Fußball zu, fünf Jahre in Folge in der 2. Liga zu spielen. Was ist das Erfolgsrezept?
Otmar Schork: Ein spezielles Erfolgs- oder Geheimrezept gibt es nicht. Natürlich geht es nicht ohne Visionen und Konzepte, die wir hartnäckig verfolgen um den Verein weiter zu bringen. Mit Jürgen Machmeier steht dem Verein bereits seit 17 Jahren ein Präsident und Mäzen vor, der täglich vorangeht und diese Tugenden in einer Person verkörpert. Unser Umfeld ist sehr bodenständig und familiär.
Um Konkurrenzfähig zu bleiben, betreibt man beim SVS sehr viel Aufwand.
Schork: Aufgrund unserer begrenzten Mittel müssen wir fleißiger sein und mehr tun als die Konkurrenz. Das ist zwar ein steiniger und schwieriger Weg, jedoch der Einzige den wir in den letzten Jahren gehen konnten. Es ist oft ein schmaler Grat und wir sind uns bewusst, dass es auch mal schief gehen kann. Wir sind stolz im Jahr des 100-jährigen Vereinsjubiläums Mannschaften wie FC Sevilla und Borussia Dortmund zu Jubiläumsspielen und anschließend den VfB Stuttgart (26.8.) und 1. FC Kaiserslautern (11.9.) zu Pflichtspielen am Hardtwald begrüßen zu können.
Worauf wurde bei der Auswahl der Neuzugänge besonders Wert gelegt?
Schork: Wir versuchen die richtige Mischung zu finden, zwischen jungen, talentierten, gut ausgebildeten Spieler aus der 3. und 4. Liga sowie erfahrenen Spieler aus der 2. Liga wie Daniel Gordon vom KSC und Markus Karl aus Kaiserslautern. Neben der Qualität sind Mentalität, Teamgeist und die deutsche Sprache gewichtige Bestandteile um alle Prozente über die gesamte Saison auf den Platz zu bringen.
Mit Kenan Kocak konnte ein sehr ehrgeiziger Trainer verpflichtet werden.
Schork: Den Werdegang von Kenan habe ich in den vergangenen Jahren intensiv verfolgt. Es gab einen regelmäßigen Austausch. Er hat sowohl beim SV Waldhof als auch beim VfR Mannheim unter schwierigen Bedingungen gute Arbeit geleistet und sich stetig weiter entwickelt. Wir sind von seiner Qualität überzeugt und glauben den richtigen Trainer für uns gefunden zu haben.
Beim SV Waldhof empfand man dies als ein herber Verlust, zeigte aber auch Verständnis.
Schork: Mein Dank gilt den Waldhöfer für die fairen Gespräche. Bevor Kenan ein Vertragsangebot von uns erhielt, waren die Modalitäten zwischen den Vereinen bereits geklärt. Das war mir im gegenseitigen Interesse und Umgang miteinander sehr wichtig. Bei Trainer Alois Schwartz und dem 1. FC Nürnberg war dies nicht der Fall. Hätte der SV Waldhof „Nein“ gesagt, dann wäre es auch beim „Nein“ geblieben und Kenan Kocak wäre heute nicht unser Trainer.
Der Trainerwechsel kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.
Schork: Zwei Tage vor Trainingsbeginn vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden war fatal. Zu diesem Zeitpunkt rechneten wir nicht mehr mit einem Trainerwechsel. Bei unserem Jubiläumsempfang am 3. Juni hatte Alois Schwartz Jürgen Machmeier und mir per Handschlag die weitere Zusammenarbeit signalisiert. Wenig später mussten wir erleben, was dieser Handschlag wert war.
Kocak möchte, im Gegensatz zu seinem eher defensiv denkenden Vorgänger, mit attraktivem Offensivfußball neue Zuschauer locken.
Schork: Bei jedem Trainerwechsel gibt es eine neue Chance Veränderungen herbeizuführen. Kenan Kocak wird, um erfolgreich zu sein, der Mannschaft seine Spielphilosophie näher bringen, ohne jedoch die grundelementaren Dinge, wie gutes Defensivverhalten, außer Acht zu lassen.
Für den Trainer ist es von Nachteil, dass er den Kader nicht selbst zusammenstellen konnte.
Schork: Ich kenne keinen Verein bei dem der Trainer den Spielerkader alleine zusammenstellt. Das erfolgt bei uns im Team mit Trainerstab, Scouts und meiner Person. Der Spielerkader wurde mit Sinn und Verstand im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten erstellt. Wir haben die Substanz, um wiederum eine sorgenfreie Saison spielen zu können. Der neue Trainer steht voll und ganz hinter dem vorhandenen Spielerkader, ansonsten hätte er die reizvolle Aufgabe beim SVS nicht angenommen.
Wie verlief die Rückholaktion bei Jakub Kosecki von Legia Warschau?
Schork: Jakub hatte sich bei uns sehr wohl gefühlt und der Kontakt war nie abgerissen. Nach dem Trainerwechsel im Warschau zeigte er und sein Berater Interesse an einer Rückkehr an den Hardtwald. Nach über dreiwöchigen, intensiven Verhandlungen ist es uns gelungen den Spieler für zwei Jahre plus Leistungsoption wieder an uns zu binden. Seine Offensivfreude war ein belebendes Element in unserem Spiel, das sich maßgeblich am Aufschwung und Erfolg bemerkbar machte. Hoffen wir, dass er verletzungsfrei bleibt.
Die 2. Bundesliga ist mit Top-Vereinen bestückt. Welche Rolle wird der SV Sandhausen 2016/17 spielen?
Schork: Die 2. Liga ist ausgeglichener denn je. Fast alle Spiele verlaufen auf Augenhöhe. Mit Hannover und Stuttgart sind zwei attraktive und vermeintlich übermächtige Vereine hinzugekommen, deren Ziel der sofortige Wiederaufstieg ist. Hinzu kommen ambitionierte Vereine wie Braunschweig, St. Pauli und Bochum. Wir werden mit den weiteren Vereinen um Klassenerhalt und Tabellenplätze duellieren.
Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es erneut gelingt, die Klasse zu halten?
Schork: Wir haben eine gesunde Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, jede Position ist gleichwertig und doppelt besetzt. Der Spielerkader hat genügend Qualität und Substanz, um eine erfolgreiche Saison spielen zu können. Von der letztjährigen Stammformation sind lediglich Bouhaddouz und Hübner nicht mehr dabei. Über die Neuzugänge können wir die Abgänge kompensieren.
Wo wird der SV Sandhausen am Saisonende landen?
Schork: Unser Ziel ist es wiederum eine sorgenfreie Saison zu spielen.
Foto: BWA