Zwölf Spieltage in der Zweiten Liga und damit etwas über ein Drittel der Spielzeit 2016/17 sind absolviert. Seit zwölf Spielen leitet auch Trainer Kenan Kocak mit seinem Trainerteam die Geschicke beim SV Sandhausen. Obwohl die Bilanz die beiden Pokalsiege nicht mitgerechnet mit 4 Siegen, 4 Unentschieden und 4 Niederlagen nicht ausgeglichener sein könnte, lässt sich ein sehr positives Fazit ziehen. Die Kurpfälzer belegen derzeit während der Länderspielpause den zehnten Tabellenplatz.
Die Kategorie „Junge Trainerhoffnung“ erwies sich als Glücksgriff
Nachdem sich Alois Schwartz dazu entschieden hatte, seine Zelte am Hardtwald abzubrechen und als Trainer beim 1. FC Nürnberg anzuheuern, standen die Sandhäuser beim Trainingsauftakt urplötzlich ohne Übungsleiter da. Man fand eine schnelle, aber dennoch wohlüberlegte Lösung und verpflichtete mit Kenan Kocak vom Regionalligisten SV Waldhof Mannheim den Wunschkandidaten Nummer eins. Mit dem 35-jährigen aus der Kategorie „Junge Trainerhoffnungen“ ging man ein Wagnis, aber auch die Chance auf offensiveren Fußball ein, welcher der Philosophie Kocaks entspricht.
Machmeier und Schork – die beiden großen Macher am Hardtwald
Von den beiden großen Machern war Geschäftsführer Otmar Schork für die Verpflichtung Kocaks und die Zusammenstellung des Spielerkaders verantwortlich, während Präsident Jürgen Machmeier die Infrastruktur weiter vorantreibt: Noch in diesem Jahr soll der VIP-Turm im Hardtwaldstadion eingeweiht werden. Eine große Ehre wurde Machmeier erst vor wenigen Tagen zuteil: Einstimmig wurde er beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes in den DFB-Vorstand gewählt. Eine Anerkennung auch für den Stellenwert, den sich der SV Sandhausen in fünf Jahren Zweitliga-Zugehörigkeit erarbeitet hat.
In Rekordzeit formte Kocak eine schlagkräftige Truppe
In Rekordzeit musste Kocak aus dem 28 Spieler und zehn Neuzugängen umfassenden Kader eine schlagkräftige Truppe formen, um das Saisonziel „Vierter Klassenerhalt in Folge“ anzugehen. Nachdem der Saisonstart mit einem Punkt aus drei Ligaspielen fast erwartungsgemäß holprig verlief, hat man sich seit dem vierten Spieltag und der Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern als Heimmacht entwickelt. Zudem zog der SVS ins DFB-Pokal Achtelfinale ein. Der Verein mit einem der niedrigsten Budgets hat in den vergangen zehn Partien nur zwei Mal verloren.
In fünf Heimspielen fuhr der SVS in der Liga 13 Punkte ein, und mit den Pokalsiegen in Paderborn und beim Erstligisten Freiburg machten die Sandhäuser bundesweit erneut auf sich positiv aufmerksam. Als Belohnung gab es ein attraktives Heimspiel gegen Erstligist FC Schalke 04 im Februar 2017 um den Einzug ins Pokal-Viertelfinale.
Gibt es den ersten Auswärtssieg ausgerechnet im badischen Derby?
Der erste Auswärtssieg scheint nur noch eine Frage der Zeit. Die nächste Möglichkeit bietet sich im bevorstehenden badischen Derby beim Karlsruher SC am 19. November nach der Länderspielpause.
Speziell in den Heimspielen wurden den SVS-Fans bei unverkennbar spielerischen Fortschritten schon mehr Spektakel als vielleicht in der gesamten letzten Saison geboten.
Die Umstellung Kocaks von einer auf zwei Sturmspitzen seit dem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern tat den Hardtwald-Kickern eindeutig gut, und in den fünf Heimspielen konnten zehn Treffer bejubelt werden.
Charakterlich eine sehr gefestigte Truppe
Besonders Andrew Wooten, der zuvor fast ein Jahr lang ohne Torerfolg blieb, blüht unter dem neuen System sichtlich auf und steht bereits bei fünf Saisontoren und zwei Torvorlagen. Mit seinem neuen Sturmpartner, dem vom FSV Mainz 05 II transferierten Lucas Höler, der auch schon dreimal traf und sich als absolute Verstärkung erweist, funktioniert das Zusammenspiel immer besser. Auf Platz drei in der internen Torschützenliste folgt Mittelfeldspieler Korbinian Vollmann mit zwei Toren, dahinter haben bereits sieben Spieler jeweils einmal getroffen.
Im Mittelfeld avanciert der in der Winterpause gekommene Thomas Pledl mehr und mehr zum Taktgeber und steht schon bei vier Torvorlagen und einem Treffer. An dem eingespielten Tandem Stefan Kulovits/Denis Linsmayer im defensiven Mittelfeld führt auch unter Kenan Kocak kein Weg vorbei – somit müssen sich von den erfahrenen Neuzugängen Markus Karl und Stürmer Richard Sukuta-Pasu erst mal hinten anstellen. Dass man auf sie zählen kann, haben sie bei ihren Einsätzen auch bereits bewiesen.
In der Abwehr stellen die Außenverteidiger Philipp Klingmann und Leart Paqarada auch immer wieder ihre offensiven Qualitäten unter Beweis. In der Innenverteidigung ist bereits seit 2013 auf Tim Kister Verlass, zudem haben die Neuzugänge Daniel Gordon und Tim Knipping den Abgang Florian Hübners bereits so gut wie vergessen gemacht. Im Tor kann Trainer Kocak auf den Österreicher Marco Knaller, der sich zu einem der stärksten Torhüter der Zweiten Liga gemausert hat, bauen. Neben zahlreichen Paraden in der Liga wurde er zum Freiburger Pokalschreck mit zwei gehaltenen Elfmetern im Elfmeterschießen.
Konkurrenzkampf macht sich positiv bemerkbar
In der charakterlich sehr gefestigten Truppe, wie Kenan Kocak immer gerne betont, lauern einige Spieler in zweiter Reihe auf ihre Chancen. Andere kehren gerade erst aus dem Lazarett zurück und kurbeln den Konkurrenzkampf weiter an. Auf die ausstehenden beiden Saisondrittel des „neuen“ SV Sandhausen können sich die Fans schon mal freuen. Die Verantwortlichen hoffen zudem, dass sich dies auch in den noch ausbaufähigen Zuschauerzahlen bald positiv bemerkbar macht.
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