Für Gisdol und Demirbay ist es eine Reise in die Vergangenheit

1899 möchte gegen den HSV seinen positiven Lauf fortsetzen

Nach der Länderspielpause setzt die Fußball-Bundesliga am kommenden Wochenende mit dem 11. Spieltag die Hinrunde 2016/17 fort. Die TSG Hoffenheim empfängt dabei am Sonntag um 15:30 Uhr den Bundesliga-Dino Hamburger SV. Das Duell zwischen den noch unbesiegten Kraichgauern und den noch sieglosen Hanseaten verspricht besonders viel Brisanz. Bei den Gästen stehen mit Markus Gisdol, Frank Fröhling und Frank Kaspari drei Trainer in der Verantwortung, die noch vor einem Jahr noch das Zepter im Bundesligadorf schwangen. Für sie dürfte die Rückkehr an alter Wirkungsstätte mit ganz besonderen Motivationen in Verbindung stehen.

Für den HSV war es ein Fehler Demirbay ziehen zu lassen

Auf Hoffenheimer Seite zählte in den letzten Wochen Mittelfeldspieler Kerem Demirbay zu den herausragenden Akteuren. Er wechselte im Sommer für 1,7 Millionen Euro von der Elbe an die Elsenz, wo er schnell zum Stammspieler avancierte und in acht Partien bereits auf drei Treffer und zwei Torvorlagen kam. Beim Bundesligagründungsmitglied hatte man keine Verwendung für den Deutsch-Türken und lieh ihn an die Zweitligisten Kaiserslautern und Düsseldorf aus. Nach dem Bayern-Spiel sagte Demirbay im Gespräch mit bwa-sport.de: „Ich freue mich besonders auf das HSV-Spiel, da bin ich ganz ehrlich.“

Das Spiel gegen den Tabellenletzten wird schwieriger als gegen den Tabellenersten

Vom Tabellenstand und der zuletzt gezeigten Leistung spricht fast alles für einen Heimsieg. Dennoch zeigen viele Beispiele aus der Vergangenheit, dass gerade solche Partien, mit derart klaren Vorzeichen, für so manche Überraschung gut sind. Trotz aller anderslautender Bekundungen dürfte die Motivation bei den Nordbadener vor dem Spiel bei Spitzenreiter Bayern München um ein vielfaches höher gewesen sein, als jetzt gegen den Tabellenletzten.
Hoffenheims Schweizer Mittelfeldspieler Steven Zuber kennt die Situation aus der vergangenen Saison. Zuber: „Der HSV wird, wie beim letzten Aufeinandertreffen, alles reinwerfen, weshalb wir top vorbereitet in die Partie gehen und alles abrufen müssen. Dennoch ist auch klar: Wir sind in der Lage, drei Punkte zu holen und das ist auch unser klares Ziel.“ Dass der gute Lauf der Nordbadener, nach dem zuletzt überzeugenden 1:1 Remis in München, durch die zweiwöchige Länderspielpause unterbrochen wurde, bedauert Zuber ein wenig: „Natürlich war es ein wenig schade, dass es nach dem Spiel in München nicht sofort weiterging. Wir hatten einen sehr guten Lauf, aber daran wollen wir eben jetzt anknüpfen.“

Äußerst unwahrscheinlich, dass Gisdol das Hoffenheimer Wunder auch in Hamburg gelingt

Während die Hoffenheimer erstmals in der Bundesliga-Geschichte zehn Spiele ungeschlagen sind, ist Gegner Hamburg seit vier Auswärtsspielen torlos. Die bisherige Bilanz gegen den Rautenklub spricht bei sieben Siegen, drei Unentschieden und sechs Niederlagen für die Nordbadener.
Man darf gespannt sein, was sich HSV-Coach Gisdol einfallen lässt, um den positiven Lauf seines ehemaligen Klubs zu stoppen. Auch er konnte der Mannschaft bisher keine positiven Impulse geben. Mit vier Pleiten und einem Unentschieden ist der 47-Jährige so schlecht wie noch kein HSV-Trainer in der Bundesliga-Geschichte gestartet. Vor allem im Angriff sollte es unter dem neuen Coach nach der Entlassung von Bruno Labbadia wieder besser laufen – immerhin ist der Konzepttrainer für seine offensive Philosophie bekannt. Ob sich dies am Sonntag in Sinsheim zum Positiven wendet? Für Gisdol wäre es ein Befreiungsschlag und große Genugtuung zugleich, ausgerechnet beim ehemaligen Arbeitgeber erstmals als Sieger zu triumphieren.

Mit Gisdol ging es aus dem Tabellenkeller und wieder dahin zurück

Rückblick: Am 2. April 2013 übernahm Gisdol die auf dem vorletzten Tabellenplatz stehende TSG vom zuvor freigestellten Marco Kurz. Nach dem Überraschungserfolg am letzten Spieltag in Dortmund und den beiden folgenden Siegen in den Relegationsspielen gegen Kaiserslautern wurde Gisdol für den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt gefeiert. In den beiden folgenden Spielzeiten erreichte die Mannschaft jeweils einen neunten (Saison 2013/14) und achten Rang (Saison 2014/15). Nach dem zehnten Spieltag der folgenden Saison 2015/16 rutschte die Mannschaft auf den 17. Tabellenplatz. Daraufhin stellte ihn Hoffenheim am 26. Oktober 2015 frei. Sein Nachfolger wurde der unvergessene Huub Stevens.

Der Wind wird für den HSV-Coach zunehmend rauer

Der gebürtige Geislinger weiß sehr wohl, dass er schnellstens punkten muss, damit ihm der ohnehin raue und eisige Wind im Norden nicht noch kräftiger entgegenweht. Die leidgeplagten HSV-Fans sind zweigeteilt, ob es Gisdol und sein Team schaffen, den erstmaligen Erstligaabstieg des Gründungs-Dinos noch abzuwenden. Das Sonntagspiel in Sinsheim wird einen weiteren Aufschluss darüber geben. Immerhin konnten die Hanseaten nach sieben torlosen Partien seit dem 10. September zuletzt beim 2:5 gegen Borussia Dortmund wieder zwei Treffer erzielen. Doch gebracht hat es am Ende, außer einem gellenden Pfeifkonzert im Volksparkstadion, nichts.

Foto: Kraichgaufoto

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