4:4-Torspektakel in Gladbach – Hoffenheim stand kurz vorm Klassenerhalt

Ein Wechselbad der Gefühle – Jetzt soll in Wolfsburg der noch fehlende Punkt geholt werden

Drei Spieltage vor Saisonende führte die TSG Hoffenheim im Mönchengladbacher Borussia Park am Ende der regulären Spielzeit mit 4:3 und es fehlten nur noch wenige Augenblicke, um den vorzeitigen Klassenerhalt fest zu machen. Doch dann traf plötzlich Kleindienst per Kopf zum Gladbacher Ausgleich und machte die Nichtabstiegsfeier der Kraichgauer am Niederrhein zunichte.

Spektakuläres Torfestival

Es war eine spektakuläre und abwechslungsreiche Partie vor 52.382 Zuschauern, in der die Gastgeber bereits nach fünf Minuten durch Honorat, der eine Ecke von Chiarodia zu seinem ersten Borussen-Tor einköpfte, in Führung gingen (5.). Beide Mannschaften suchten eine offensive Herangehensweise, in der die Gäste in der zwölften Minute ihre bis dahin größte Chance hatten, als Hlozek eine Kaderabek-Flanke volley nahm und an VfL-Keeper Omlin scheiterte (12.).

2:0 Führung nach knapp einer halben Stunde

Es entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Gastgeber nach einer herrlichen Einzelleistung von Reitz, der sich durch die gegnerische Defensive dribbelte und den Ball gefühlvoll über Torhüter Philipp zum 2:0 ins Tor lupfte (32.).

Arthur Chaves erzielte im Borussia Park seinen ersten Treffer im Hoffe-Dress

Arthur Chaves verkürzt mit seinem ersten TSG-Treffer

Doch die Hoffenheimer hielten sich weiter an ihr Spielsystem und konnten vor der Pause durch Arthur Chaves auf 1:2 verkürzen. Nachdem VfL-Keeper Omlin einen Hlozek-Schuss noch abwehren konnte, drückte der Innenverteidiger den Ball aus kurzer Distanz mit seinem Hoffenheimer Premierentreffer über die Linie (43.). Es blieb bei der knappen Borussen-Halbzeitführung, wobei die mutig nach vorne spielenden Kraichgauer zwar mehr Ballbesitz hatten, aber die Fohlen dagegen die Mehrzahl an Torchancen.

Tolles Bülter-Tor zum 2:2-Ausgleich

In der zweiten Hälfte nahm Gästetrainer Ilzer eine taktische Umstellung vor und beorderte Bülter auf die linke Seite, was sich schnell positiv auszahlen sollte. Nach Vorarbeit von Kramaric kam Bülter nach doppeltem Übersteiger an der Strafraumgrenze zum Abschluss und traf mit rechts ins lange Eck zum 2:2-Ausgleich (54.). Die Partie war wieder offen und es ging weiter munter hin und her.

Hlozeks Treffer zum 3:3-Ausgleich war ein Traumtor

Honorats Führungstreffer gleicht Hlozek erneut aus

Mitten in eine Hoffenheimer Drangphase gingen die Gastgeber erneut in Führung. Honorat nutzte dabei eine Unachtsamkeit in der gegnerischen Deckung eiskalt aus und traf zum 3:2 (64.). Es sprach für die Moral der Ilzer-Truppe, die nie aufgab und sich belohnte: Aus 16 Metern schlenzte Hlozek von der linken Seite den Ball unhaltbar ins rechte Toreck zum erneuten 3:3-Ausgleich – ein Traumtor (73.).

Tabakovic kam, sah und traf

Joker-Tor von Tabakovic lässt Hoffe träumen

Die Blau-Weißen waren nun das aktivere und bessere Team und krönten ihre Aufholjagd: Nach einer Kramaric-Ecke stieg der vier Minuten zuvor eingewechselte Tabakovic am höchsten und köpfte das Leder, noch leicht abgefälscht von Kleindienst, zur erstmaligen Führung ins VfL-Tor (81).

Kleindienst mit Last-Minute-Ausgleich

Der Klassenerhalt für die TSG und ihre mitgereisten 650 Fans schien zum Greifen nah, doch in der ersten Minute der Nachspielzeit lenkte Kleindienst nach einem gewonnenen Kopfballduell mit Østigård den Ball mit der Schulter über die Linie zum 4:4-Endstand (90.+1).

Gladbachs Kleindienst verdarb die Hoffenheimer Nichtabstiegsparty am Niederrhein

„Es kann nun noch immer schiefgehen, das ist Fußball“

Tabakovic zur aktuellen Situation

Für den Hoffenheimer Torschützen Tabakovic sind die vielen Gegentreffer in der Nachspielzeit ein sich ständig wiederholendes Ärgernis: „Das ist enttäuschend. Wenn man vier Tore auswärts schießt, muss man das Spiel irgendwie über die Bühne bringen. Es sind für mich zu viele Spiele in dieser Saison, die wir nicht über die Zeit bringen. Das ist sehr schade, denn das wäre der Klassenerhalt heute gewesen. Es kann nun noch immer schiefgehen, das ist Fußball. Nun geht es darum, dass wir an uns glauben und das nächste Spiel in Wolfsburg gewinnen. Wir schauen nicht auf die anderen und müssen 100 Prozent geben.“

Eine Achterbahn der Gefühle

Die Gefühle der Fans durchlebten eine wahre Achterbahnfahrt. Während die Borussen-Fans in der Nordkurve ihre Mannschaft mit Pfiffen verabschiedeten, gab es aus dem kleinen Gästeblock reichlich Aufmunterung für die couragierte Leistung und die noch ausstehenden zwei Partien am Freitagabend in Wolfsburg (20:30 Uhr) und zu Hause am Samstag, 17. Mai (15:30 Uhr) gegen die Bayern. Zum Klassenerhalt dürfte den Nordbadenern bei einem 5-Punkte-Vorsprung zum Relegationsplatz, dank des besseren Torverhältnisses (+9) gegenüber dem 1. FC Heidenheim, noch ein Zähler fehlen.

Bülter traf nach schöner Einzelleistung zum 2:2-Ausgleich

„Es fühlt es sich nicht so gut an, aber wir können das Ding in Wolfsburg festmachen“

Bülter zur aktuellen Stimmungslage

Trotz aller Enttäuschung blickt Bülter bereits auf die Freitagabendpartie in Wolfsburg: „Wenn man so kurz vor dem Klassenerhalt ist, dann aber wieder einen Gegentreffer in der Nachspielzeit fängt, der uns Punkte kostet, ist das bitter. Momentan fühlt es sich nicht so gut an, aber wir können das Ding am Freitag in Wolfsburg festmachen.“

TSG-Trainer Ilzer war mit der Leistung seiner Spieler, trotz des ärgerlichen und späten Ausgleichstreffer der Gladbacher, sehr zufrieden

Stimmen der Trainer:

„In der Kabine hat sich Enttäuschung breitgemacht“

TSG-Coach Ilzer

Christian Ilzer (Hoffenheim): „Ein Torspektakel. Was am Ende übrig bleibt, ist, dass wir es trotz vier Toren und einer guten Mentalität nicht zubekommen haben. Wir waren sehr nah dran, zu gewinnen und den Klassenerhalt einzutüten. In der Kabine hat sich Enttäuschung breitgemacht. Wir haben nach einer schlechten Startphase ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir haben in den vergangenen drei Spielen acht Tore erzielt, das reicht normalerweise für sieben Punkte. Wir haben einen geholt.“

„Für beide Mannschaften war es eine gefühlte Niederlage“

Gladbachs Trainer Seoane

Gerardo Seoane (Mönchengladbach): „Es gibt selten Spiele, in denen beide Mannschaften eine gefühlte Niederlage einfahren. Heute ist so ein Spiel. Wir sind gut ins Spiel gekommen, aber am Ende ist es enttäuschend, dass wir so eine Achterbahn der Gefühle erleben müssen. Wir haben zweimal eine Führung abgegeben, was uns sonst in dieser Saison selten passiert ist. Aber ein Kompliment an die Mannschaft, sie hat alles auf dem Platz gelassen und bis zum Schluss den Kopf hoch gehalten.“

Aufstellungen:

Borussia Mönchengladbach: Omlin – Scally, Itakura, Chiarodia (77. Lainer), Ullrich (82. Netz) – Reitz, Weigl (82. Sander) – Honorat (70. Cvancara), Stöger (82. Neuhaus), Hack – Kleindienst
TSG Hoffenheim: Philipp – Arthur Chaves, Østigård, Nsoki – Kaderabek, Bischof, Stach, Touré (88. Becker) – Kramaric – Hlozek (77. Tabaković), Bülter (90.+4 Akpoguma)
Tore: 1:0 Chiarodia (5.), 2:0 Reitz (32.), 2:1 Arthur Chaves (43.), 2:2 Bülter (54.), 3:2 Honorat (64.), 3:3 Hlozek (73.), 3:4 Tabakovic (81.), 4:4 Kleindienst (90.+1)
Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück)
Zuschauer: 52.382

Fotos: Kraichgaufoto

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