Aufstiegsfavorit Hamburger SV chancenlos am Hardtwald

Befreiungsschlag für SV Sandhausen nach 2:1 Sieg über den HSV

Dem SV Sandhausen glückte im Zweitliga-Nachholspiel gegen den Aufstiegsfavoriten Hamburger SV ein Überraschungserfolg. Die Kurpfälzer siegten nach ihrer zweiwöchigen Corona-Zwangspause in ihrem 300. Zweitligaspiel verdient mit 2:1 und sind durch den zweiten Sieg in Folge in der Tabelle vorbei am VfL Osnabrück auf Relegationsplatz 16 geklettert. Der Rückstand zu Eintracht Braunschweig auf Platz 15 beträgt nur noch zwei Punkte, wobei der SVS noch zwei Spiele nachzuholen hat. Der Heimsieg am Donnerstagabend wirkte wie ein Befreiungsschlag und setzte bei den glücklichen Siegern neue Kräfte im Abstiegskampf frei. Die Entschlossenheit und der Wille zeigte sich vor allem nach dem Abpfiff, als sich Spieler, Trainer- und Betreuerteam sowie Präsident und Geschäftsführer im Anstoßkreis auf den Saisonendspurt einschworen. Mittendrin Kapitän Diekmeier, der eine motivierende, emotionale Rede hielt.

Keita-Ruel erzielte mit einem herrlichen Flugkopfball seinen achten Saisontreffer

SVS übernimmt von Beginn an die Initiative

Trotz der ungewohnt späten Anstoßzeit (20:30 Uhr) ist der SVS sofort hellwach und zeigt im ersten Durchgang eine sehr starke Vorstellung. Mit konsequenter Zweikampfführung setzen die Kurpfälzer den Hamburgern zu und lassen sie so nicht ins Spiel kommen. Selbst suchen die Sandhäuser immer wieder den Weg zum gegnerischen Strafraum, schieben mit zahlreichen Akteuren nach und erarbeiten sich auf diese Weise zahlreiche Gelegenheiten. Bereits nach fünf Minuten eröffnet sich für Keita-Ruel nach einem Flankenlauf von Nartey die erste Großchance. HSV-Verteidiger Moritz Heyer kann den Ball mit dem Fuß gerade noch so zur Ecke ablenken. Die nächste Schussmöglichkeit hat Biada, der mit seiner Volleyabnahme Bakery Jatta mit voller Wucht am Kopf trifft. Der Hamburger muss im Anschluss benommen ausgewechselt werden (15.). Zwei Minuten später bringt Diekmeier mit einem Diagonalball Behrens in Position. Der Angreifer nimmt den Ball mit in den Strafraum, zielt dann jedoch zu hoch (17.).

Überlegener SVS verpasst das 1:0

Der HSV hat seine einzige Chance in Hälfte eins in der 19. Minute. Torhüter Kapino vereitelt jedoch in der kurzen Ecke die Gelegenheit von Sonny Kittel. Danach gibt bis zur Pause ausschließlich der SVS den Ton an. In der 35. Minute bricht Diekmeier nach einem Ballgewinn in die gegnerische Hälfte durch, HSV-Keeper Sven Ulreich ist jedoch kurz vor ihm am Ball. Eine Minute später versucht es Keita mit einem Aufsetzer, der Ball senkt sich gefährlich, doch Ulreich ist erneut zur Stelle. Bis kurz vor dem Pausenpfiff macht der SVS Dampf. Nach einer Flanke von Behrens köpft Biada den Ball direkt aufs Tor (44.), Taffertshofer versucht es mit einem verdeckten Schuss (45.+4) – in beiden Situationen ist der HSV-Keeper auf dem Posten. Kurz darauf geht es mit dem 0:0 in die Kabine.

Sandhausens Keeper Kapino bewahrte sein Team in der Schlussphase vor dem möglichen Hamburger Ausgleich

Doppelschlag kurz nach der Pause

Direkt zu Beginn der zweiten Hälfte holt der SVS verpasstes nach und geht vollkommen verdient in Führung. Nach einer Flanke von Biada von der rechten Seite köpft HSV-Verteidiger Stephan Ambrosius den Ball vor dem einschussbereiten Keita ins eigene Tor – 1:0 (46.). Und der SVS kann nur wenige Minuten später nachlegen: Nach einem starken Pass von Kister aus der eigenen Hälfte flankt Nartey direkt und gezielt von der linken Außenbahn ins Zentrum und findet Keita-Ruel – der Angreifer vollendet per Flugkopfball aus kurzer Distanz zum 2:0 (52.). Der SVS hat die Partie in den Minuten danach im Griff und lässt zunächst nichts zu. In der 68. Minute hat allerdings Terodde eine gute Gelegenheit, er kommt im Fünfmeterraum an den Ball, doch der Abschluss ist zu lasch und wird geklärt. Der SVS wechselt einige Minuten (73.) später viermal, bringt Esswein, Diego Contento, Bachmann und Ivan Paurevic für Keita, Nartey, Zenga und Kister ins Spiel. Auch Denis Linsmayer (für Biada) kommt später noch in die Partie.

Wintzheimer verkürzt auf 1:2

Spannend wird es dann in der Schlussphase doch noch mal. Manuel Wintzheimer verkürzt in der 76. Minute für die Hamburger aus zentraler Position. Allerdings steht der SVS auch danach weitgehend sicher und hat selbst noch eine Doppelchance. Linsmayer bleibt dabei an der HSV-Abwehr hängen, Contento setzt den Nachschuss neben das Tor (83.). Danach passiert nichts mehr – der SVS bezwingt den großen Aufstiegsfavoriten nach einer leidenschaftlichen Vorstellung völlig verdient mit 2:1. Weiter geht’s für den SVS am Sonntag, den 25. April (13.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Hannover 96.

Stimmen zum Spiel:

Jürgen Machmeier (SVS-Präsident): „Es war ein hochemotionales Spiel. Der Sieg war hochverdient, insbesondere aufgrund der ersten Halbzeit. Im zweiten Durchgang haben wir dagegengehalten. Viel besser als wir in der ersten Hälfte kann man allerdings nicht spielen. Die Jungs können heute richtig stolz auf sich sein. Jetzt gilt es zu regenerieren und die Euphorie mitzunehmen in den Sonntag.“
Mikayil Kabaca (Sportlicher Leiter): „Es war ein Sieg des Willens. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Sie ist ohne Alibis ins Spiel gegangen und hat alles dafür gegeben, um das Spiel auf ihre Seite zu ziehen. Es ist ein hochverdienter Sieg.“
Gerhard Kleppinger (SVS-Trainer): „Wir wussten, dass wir heute über die Mentalität kommen müssen. Wir wollten den HSV früh unter Druck setzen. Das ist uns hervorragend gelungen. Uns haben vor der Pause die Treffer gefehlt, die sind uns dann nach der Pause gelungen. Der Sieg ist hochverdient, wir haben alle Dinge umgesetzt, die wir uns vorgenommen haben. Ein Riesenkompliment an die Mannschaft.“
Dennis Diekmeier (SVS-Kapitän): „Viele hatten uns abgeschrieben, aber wir wussten immer, dass wir es packen können. Wir haben nicht über die Quarantäne gemeckert, das hat man heute gesehen. Respekt an alle Beteiligte, ob Teammanager, Betreuer, die Physios, das ganze Team: Alle arbeiten für den Erfolg. Das zeichnet uns aus, und so müssen wir jetzt weiterarbeiten.“

Statistik:

SV Sandhausen: Kapino – Nauber, Kister (73. Paurevic), Zhirov – Diekmeier Taffertshofer, Zenga (73. Bachmann), Nartey (73. Contento) – Biada (80. Linsmayer) – Behrens, Keita-Ruel (73. Esswein)
Hamburger SV: Ulreich – Gyamerah (63. Wintzheimer), Heyer (85. Meißner), Ambrosius, Vagnoman – Kinsombi (85. Dudziak), Hunt – Jatta (15. Jatta), Kittel (85. Narey), Leibold – Terodde
Tore: 1:0 Ambrosius (46., Eigentor), 2:0 Keita-Ruel (52.), 2:1 Wintzheimer (76.)

Fotos: Kraichgausport

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