Auswärtsstarke Hoffenheimer wollen im Baden-Derby in Freiburg punkten

Kramaric oder Damar, wer bekommt den Vorzug?

Auswärts hui, zu Hause pfui! So könnte man am besten saisonübergreifend die Ergebnisse der TSG Hoffenheim umschreiben. Während man nur eines der letzten 13 Heimspiele gewinnen konnte, läuft es auswärts deutlich besser. Nach den Erfolgen im DFB-Pokal bei Hansa Rostock, den Liga-Siegen bei Vizemeister Leverkusen und An der Alten Försterei in Berlin führt die nächste Reise am 5. Bundesliga-Spieltag in den Breisgau zum SC Freiburg. Das Baden-Derby ist angesagt.

Höchste Zeit, eine Negativ-Serie zu beenden

Das Duell Süd- gegen Nordbaden ging in den vergangenen acht Partien meist an die Schwarzwälder. Bei sechs Siegen und zwei Unentschieden wäre es mal wieder Zeit für einen Erfolg der auswärtsstarken Kraichgauer. Seit über fünf Monaten sind die Blau-Weißen in der Ferne ungeschlagen, die letzte Auswärtsniederlage datiert vom 19. April – die gab es ausgerechnet in Freiburg.

Oliver Baumann (Bildmitte) möchte an alter Wirkungsstätte punktemäßig endlich wieder mal etwas holen

„Unser Ziel ist dort etwas zu holen, am besten zu gewinnen“

TSG-Kapitän Oliver Baumann zum bevorstehenden Duell mit seinem Ex-Verein

Die Reise nach Südbaden ist für TSG-Kapitän Oliver Baumann immer wieder etwas besonderes, schließlich war der Nationaltorhüter von 2000 bis 2014 beim SCF aktiv und absolvierte dort 131 Erstligaspiele. Der in Breisach am Rhein geborene 35-jährige Hoffenheimer Rekordspieler blickt freudig auf die Rückkehr in die Heimat: „Wir fahren mit einem guten Gefühl am Sonntag nach Freiburg. Die Entwicklung in der Mannschaft ist sehr gut, es macht sehr viel Spaß mit den Jungs. Unser Ziel ist dort etwas zu holen, am besten zu gewinnen. Wir werden taktisch gut vorbereitet ins Spiel gehen. Für mich ist es nach wie vor immer wieder schön nach Freiburg zurückzukehren, auch um dort viele vertraute Gesichter zu sehen.“

Trainer Christian Ilzer ist mit dem bisherigen Auftreten seiner Mannschaft zufrieden

„Beim Duell des Sterneklubs gegen den Dorfklub haben wir Muskeln gezeigt“

TSG-Coach Christian Ilzer rückblickend aufs Bayern-Spiel

Zufrieden zeigte sich TSG-Cheftrainer Christian Ilzer über die Entwicklung seiner neu zusammengestellten Truppe. Der 47-jährige Österreicher konnte auch der 1:4-Heimniederlage gegen den Tabellenführer aus München positives abgewinnen: „Trotz der deutlichen Niederlage haben wir gegen die Bayern eine gute Leistung geboten, auf der wir weiter aufbauen können. Unser Auftreten hat mir gefallen. Während wir in meinen ersten beiden Duellen gegen die Münchner nur reagiert haben, haben wir jetzt versucht unser Spiel durchzuspielen, sind ins hohe Pressing gegangen, haben hohe Ballgewinne gehabt. Beim Duell des Sterneklubs gegen den Dorfklub haben wir Muskeln gezeigt und auch bei den strittigen Entscheidungen deutlich gemacht, wo wir uns ungerecht behandelt fühlten.“

Freiburgs Lukas Kübler kann Andrej Kramaric nicht am Torschuss hindern. Im Hintergrund beobachtet Matthias Ginter die Situation.

„Bin erfreut über die Art und Weise, wie wir gegen die Top-Teams gespielt haben“

Hoffenheims Trainer Ilzer zum Auftreten seiner Mannschaft

Das schwere Auftaktprogramm gegen drei Champions League-Teilnehmer an den ersten vier Spieltagen ist absolviert. Nach zwei Auswärtssiegen und zwei Heimniederlagen stehen für die TSG sechs Punkte zu Buche. Das Fazit von Trainer Ilzer ist durchweg positiv: „Mit den bisherigen Leistungen kann man durchaus zufrieden sein. Es waren sehr gute Momente dabei. Grundsätzlich kann und darf man mit Niederlagen nie zufrieden sein, egal wie sie zustande kamen. Die Botschaft aus den ersten vier Spieltagen ist, dass wir gegen Spitzenteams nicht mit einer Verteidigungsstrategie sondern mit unserer Art Fußball zu spielen entgegengetreten sind. Es freut mich, dass wir mit unserer Art und Weise gegen Top-Teams zu spielen nun diesen Schritt gemacht haben.“

Damar oder Kramaric?

Überraschend war sicherlich gegen die Bayern, dass Muhammed Damar anstatt Andrej Kramaric, der bislang in allen Saison-Pflichtspielen von Beginn an auflief und gegen den Rekordmeister mit acht Toren mehr Treffer als jeder andere aktuelle Bundesligaspieler vorweisen kann, in der Startformation stand. Trainer Ilzer sagte zu dieser Personalentscheidung: „Wenn man die gesamte Vorbereitung verfolgt, dann hat man immer wieder gesehen, dass es ein offenes Duell zwischen einem sehr verdienstvollen, erfahrenen Spieler und einem jungen Spieler mit riesigem Potenzial ist. Mo hat sich ständig aufgedrängt und deshalb den Einsatz von Beginn an gegen die Bayern verdient. Andrej nimmt solche Entscheidungen sportlich und kämpferisch an.“

Smalltalk am Spielfeldrand zwischen Muhammed Damar (Nr. 10) und Trainer Christian Ilzer

„Bei mir bekommt kein Spieler auch nur eine Minute Einsatzzeiten geschenkt“

Trainer Ilzer zu Personalentscheidungen

Für den Hoffe-Coach gibt es bei solchen Entscheidungen keinen Bonus aufgrund jahrelanger Verdienste oder jugendlichem Entwicklungspotenzials: „Klar ist es auch der Job des Trainers, Spieler zu entwickeln und Werte zu schaffen. Bei mir bekommt kein Spieler auch nur eine Minute Einsatzzeiten geschenkt, diese muss er sich verdienen. Da spielt es keine Rolle, ob es ein jüngerer oder älterer Spieler ist, es wird immer die aktuelle Situation und der bevorstehende Gegner bewertet.“ Damar zeigte gegen die Bayern eine gute Leistung, hätte beinahe kurz vor der Pause den Ausgleich erzielt, ehe er nach knapp einer Stunde durch Kramaric ersetzt wurde.

Muhammed Damar im Zweikampf mit Bayerns Leon Goretzka (li.) – in der Beobachterrolle Alexander Prass (Mitte)

Unterschiedliche Zukunftsaussichten

Auch wenn man nicht davon ausgehen kann, dass der hochtalentierte Techniker Damar im Baden-Duell erneut den Vorzug gegenüber dem kroatischen Nationalstürmer bekommt, wird immer deutlicher, dass der 21-Jährige dem Hoffenheimer Superstar zunehmend im Nacken sitzt. Langfristig gehört Damar ohne Zweifel bei der TSG die Zukunft. Wann die langjährige Ära Kramaric im Kraichgau zu Ende geht bleibt offen. Nachdem bereits stattgefundene Gespräche über eine Vertragsverlängerung aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen abgebrochen wurden, sollen diese in der Winterpause fortgesetzt werden. Vieles wird dabei auch von den weiteren Einsatzzeiten des Rekordtorschützen abhängen.

Interessantes Elfmeter-Duell

Zu Kramarics Spezialitäten zählt seit Jahren seine Treffsicherheit bei Elfmetern. Sollte den Gästen am  Sonntag im Europa-Park-Stadion im Freiburger Stadtteil Brühl neben dem städtischen Flugplatz ein Elfmeter zugesprochen werden, dürfte es zu einer besonders spannenden Konstellation kommen. Die Hoffenheimer, die zuletzt 18 Strafstöße in Folge verwandeln konnten, treffen mit SC-Keeper Noah Atubolu auf einen wahren Elfmeterkiller. Der 23-jährige gebürtige Freiburger stellte am letzten Spieltag gegen Bremen mit seinem fünften gehaltenen Strafstoß in Folge einen neuen Bundesliga-Rekord auf. Eine der beiden Serien könnte zeitnah womöglich enden.

Engagierter Freiburger Trainer Julian Schuster

Freiburger Derby-Wochen

Der Sport-Club startet am Mittwochabend erfolgreich in die neue Europa League-Saison. Gegen den Schweizer Nachbarn FC Basel siegte das Team von Trainer Julian Schuster durch die Treffer von Patrick Osterhage und Maximilian Eggestein verdient mit 2:1. „Natürlich sind wir über den Sieg zum Start sehr glücklich. Nachdem wir nach anfänglichen Schwierigkeiten etwas gebraucht haben um ins Spiel zu kommen, haben wir nach der Führung sehr diszipliniert gegen den Ball gespielt und insgesamt wenig zugelassen. Am Ende wurde es zwar unnötig spannend, aber wir haben nach dem Gegentor keine Torchancen mehr zugelassen“, analysierte Schuster das Spiel. Für den Sport-Club war es der dritte Erfolg in Folge und nach dem Heimsieg gegen den VfB Stuttgart in der Liga der zweite Derbysieg innerhalb von drei Wochen. Jetzt steht nach dem internationalen Derby gegen Basel das nächste nationale Derby gegen Hoffenheim bevor.

Fotos: Kraichgaufoto und foto2press

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