Fragwürdige Entscheidung führte zum vorentscheidenden 0:2 – Elfmeterspezialist Kane mit Bundesligarekord
Auch im dritten Spiel in Folge kassierte die TSG Hoffenheim eine deutliche Niederlage gegen Rekordmeister FC Bayern München. Nach einem 0:5 und einem 0:4 folgte am 4. Bundesliga-Spieltag eine 1:4-Niederlage. Doch anders als in den beiden Partien der vergangenen Saison leisteten die Kraichgauer dieses Mal deutlich mehr Gegenwehr, waren in Hälfte 1 sogar das aktivere und torgefährlichere Team mit den besseren Möglichkeiten. Das einzige, was man den mutig und engagiert zu Werke gehenden Gastgebern ankreiden konnte, war fehlende Effektivität und Kaltschnäuzigkeit im Abschluss.

Asllani scheitert am Pfosten
Die größte Möglichkeit zur Führung hatte nach knapp einer Viertelstunde Asllani, der nach einem kapitalen Fehlpass von Torhüter Neuer etwas überhastet nur den Pfosten des Bayern-Tores traf (13.). Wenig später verhinderte Baumann einen möglichen Rückstand, als er einen wuchtigen Schuss von Kane zur Ecke abwehrte (16.). Die zweite dicke Chance der Blau-Weißen vergab Bernardo, der mit einem Kopfball knapp das Gästetor verfehlte (24.).

Kane trifft zur überraschenden Führung
Kurz vor der Pause gingen die bis dahin harmlosen Münchner überraschend in Führung: Nach einer von Karl flach an den Sechzehner gespielten Ecke kam Kane an den Ball und traf per Direktabnahme unhaltbar für Baumann zur schmeichelhaften 1:0-Führung (44.).
Damar verpasst den Ausgleich
Noch vor dem Halbzeitpfiff verpasste Damar den Ausgleich, nachdem er nach Flanke von Toure zum Abschluss kam, aber Kim vor seinem bereits geschlagenen Keeper Neuer den Ball zur Ecke abblocken konnte (45+3.).

„Leider waren wir nicht effektiv genug, die Bayern hingegen schon“
TSG-Keeper Baumann
Treffend das Fazit von TSG-Kapitän Baumann zur ersten Hälfte: „In Hälfte 1 waren wir super drin, müssen eigentlich in Führung gehen. Da haben wir ein brutal gutes Spiel gemacht. Leider waren wir nicht effektiv genug, die Bayern hingegen schon.“

Strittige Entscheidung führte zum 0:2
Zur zweiten Hälfte hatte sich die Ilzer-Truppe viel vorgenommen, wurde jedoch gleich zu Beginn eiskalt erwischt. Nach einem Schuss von Boey ging der Ball Hajdari zunächst ans Knie und prallte von dort an den abgewinkelten Arm. Schiedsrichter Hartmann entschied auf Elfmeter, den Bayerns Mr. Zuverlässig zum 0:2 verwandelte (48.). Eine äußerst strittige und viel diskutierte Entscheidung, die man nicht hätte geben müssen. Schiri Hartmann nach dem Spiel gegenüber Sky zu dieser womöglich spielentscheidenden Szene: „Regeltechnisch komme ich gar nicht um die Entscheidung herum. Auch wenn das bitter für den Verteidiger ist“.

Kane vom Punkt zum Zweiten
Mit dem Zwei-Tore-Vorsprung im Rücken wurden die Bayern nun immer stärker und übernahmen die Spielkontrolle. Nach einem Schuss von Diaz knapp übers TSG-Tor führte ein weiterer Elfmeter zur Vorentscheidung. Dieses Mal lag Hartmann bei seiner Entscheidung richtig, nachdem Bernardo Gegenspieler Olise an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht hatte. Kane trat erneut an und verwandelte sicher zur 3:0-Gästeführung (77.). Für den englischen Nationalstürmer bedeutete dieser Treffer einen historischen Meilenstein in der Bundesligahistorie. Kane ist der erste Spieler dem es in der Bundesliga gelungen ist, 17 Elfmeter nacheinander allesamt zu verwandeln.

Coufal verkürzt auf 1:3
Doch die Gastgeber gaben sich trotz des deutlichen Rückstandes nicht geschlagen und hatten nach einem Konter über Toure und anschließend Prömel die Möglichkeit zu verkürzen, doch der kurz zuvor eingewechselte Mittelfeldspieler verstolperte den Ball vor dem Tor (80.). Nur zwei Minuten später wurden die Hoffenheimer für ihr Engagement belohnt: Einen aus spitzem Winkel getretenen Freistoß von Coufal landete leicht abgefälscht im Bayern-Tor (82.). Alle bis dahin gefallenen vier Treffer resultierten aus Standardsituationen.

Drei Bayern-Chancen in der Nachspielzeit
In der neunminütigen Nachspielzeit brannte es nochmal vor Baumanns Tor lichterloh. Zunächst setzte Kimmich einen Eckball ans Lattenkreuz (90+2.), dann scheiterte Diaz am Nationalkeeper (90+5.) mit der letzten Aktion der Partie erhöhte Gnabry aus spitzem Winkel zum 1:4-Endstand (90+9.).
Unterhaltsames Spiel in zwei verschiedenen Hälften
Fazit: Am Ende war es ein souveräner Bayern-Sieg, der jedoch deutlich zu hoch ausfiel. Die Hoffenheimer verpassten es in den ersten 45 Minuten sich für ihr couragiertes und mutiges Auftreten zu belohnen und mussten bei ihrer einzigen Unaufmerksamkeit den 0:1-Rückstand hinnehmen. Eine Fehlentscheidung die zum 0:2 führte entschied letztendlich die Partie. Das Münchner Starensemble übernahm danach die Spielkontrolle und ließ nur noch wenig anbrennen. Die Nordbadener enttäuschten zu keiner Phase, was für die nächsten Aufgaben zuversichtlich stimmt.

Bislang sehr positives Auftreten
Nach vier Spieltagen mit zwei Auswärtssiegen und zwei Heimniederlagen rangiert die TSG im Tabellenmittelfeld. Nach einem anspruchsvollen Auftaktprogramm gegen drei Champions League-Teilnehmer sind sechs Punkte keine schlechte Ausbeute. Vor allem, wie die Hoffenheimer bislang aufgetreten sind stimmt nach der verkorksten vergangenen Saison optimistisch.
„Ich denke, dass die neu formierte Mannschaft noch einiges erreichen kann“
Ehem. TSG-Profi Benjamin Hübner
Dies attestierte auch Nationalmannschafts-Co-Trainer Benjamin Hübner gegenüber bwa-sport.de seinem ehemaligen Verein: „Die TSG hat es in der ersten Hälfte verpasst die Partie auf ihre Seite zu ziehen. Die Mannschaft ist mutig und engagiert zur Sache gegangen. In der zweiten Hälfte hatten sie gegen die spielstarken Bayern dann keine Chance. Ich denke, dass die neu formierte Mannschaft noch einiges in dieser Saison erreichen kann.“ Der ehemalige TSG-Profi verfolgte zusammen mit dem Co-Trainer Kollegen Benjamin Glück und in Abwesenheit ihres Chefs Julian Nagelsmann die Partie in der ausverkauften Sinsheimer Arena.
Stimmen der Trainer:

„Es gibt einiges, das wir gut gemacht haben und einiges, was wir verbessern müssen“
TSG-Coach Ilzer
Christian Ilzer (TSG Hoffenheim): „Aufgrund der zweiten Hälfte haben die Bayern verdient gewonnen. Wir sind gut ins Spiel gestartet, haben es geschafft, den Gegner vor Probleme zu stellen. Die wenigen Momente, die du bekommst, musst du in ein Tor ummünzen und so echte Wirkungstreffer landen. Wir haben heute gegen die mit Abstand beste Mannschaft Deutschlands gespielt. Es gibt einiges, das wir gut gemacht haben und einiges, was wir verbessern müssen. Vor allem bei Standards gegen uns müssen wir besser werden.“
„In der ersten Hälfte war Hoffenheim besser“
Bayerns Cheftrainer Kompany
Vincent Kompany (FC Bayern): „In der ersten Hälfte war Hoffenheim besser. Im zweiten Durchgang haben wir es besser gemacht. Es ist wichtig für mich, dass wir nach einer ersten Hälfte wie dieser eine Reaktion zeigen. Das haben wir gemacht. Ich wundere mich, dass ich so häufig auf die Rotation angesprochen wurde. Es ist 2025. Wir müssen den gesamten Kader nutzen, wir dürfen nicht warten, bis irgendwas passiert. Wir hatten im Sommer eigentlich keine Vorbereitung und sehr wenig Urlaub.“


Deutliche Botschaft der Südkurve gegen den ungeliebten Besucher
Vor dem Abpfiff brachten die Fans in der Südkurve ihren Unmut gegenüber Spielerberater Roger Wittmann deutlich zum Ausdruck. Unzählig viele Plakate mit der Aufschrift „Nie wieder Wittmann in Hoffenheim!“ wurden hochgehalten. Auch gab es vor und während der Partie lautstarke Sprechchöre „Wittmann verpiss dich!“ Der bei den Hoffe-Fans in Ungnade gefallene Spielerberater und der ehemalige Akademieleiter Dirk Mack waren, nachdem das Landgericht Heidelberg das von der TSG Hoffenheim verhängte Stadionverbot am Vortag aufgehoben hatte, Augenzeuge der Partie. Dem nicht genug, ließen sich die beiden noch zusammen mit Dietmar Hopp im Logenbereich gut gelaunt Arm in Arm ablichten. Dies kann als ein weiteres Indiz hinsichtlich der Positionierung Hopps gegenüber der aktuellen TSG-Geschäftsführung gedeutet werden.
Aufstellungen:
TSG Hoffenheim: Baumann – Coufal (83. Akpoguma), Hranac, Hajdari, Bernardo – Avdullahu (83. Tohumcu), Burger (78. Prömel) – Toure, Prass – Damar (66. Kramaric), Asllani (78. Bebou)
FC Bayern München: Neuer – Boey (86. Bischof), Tah, Kim (69. Upamecano), Laimer – Pavlovic, Goretzka (62. Kimmich) – Karl (62. Olise), Jackson (62. Gnabry), Luis Diaz – Kane
Tore: 0:1 Kane (44.), 0:2 Kane (48./Handelfmeter), 0:3 Kane (78./Foulelfmeter), 1:3 Coufal (82.), 1:4 Gnabry (90.+9)
Schiedsrichter: Hartmann (Wangen im Allgäu)
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)
Mit dem Baden-Derby geht es weiter
Am 5. Spieltag gastieren die Hoffenheimer im badischen Nachbarschaftsduell beim SC Freiburg. Die Partie in Südbaden findet am Sonntag um 15:30 Uhr statt.
Fotos: Kraichgaufoto, foto2press und BWA