Für Zweitligist SV Sandhausen beginnen die Wochen der Wahrheit mit dem Auswärtsspiel des 29. Spieltages am Ostersonntag (13:30 Uhr) beim TSV 1860 München. Der neunte Tabellenplatz der Kurpfälzer trügt, denn nach neun sieglosen Spielen und vier Erreichten von 27 möglichen Punkten ist der Tabellenfünfzehnte Erzgebirge Aue nur noch zwei Punkte entfernt. Der Abstand zum Sechszehnten Arminia Bielefeld auf dem Relegationsplatz ist auf magere vier Punkte zusammengeschrumpft. Jene Bielefelder, die den SVS mit dem geradezu skandalösen 3:1-Erfolg am Hardtwald wieder mit in den Abstiegskampf rissen. SVS-Präsident Jürgen Machmeier fand nach der Heimniederlage, bei der seiner Mannschaft ein Elfmeter verweigert und dem Gegner ein Unberechtigter zugesprochen wurde, drastische Worte gegenüber Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen: „So schlecht kann man gar nicht pfeifen, dass da keine Absicht dahintersteckt“.
Bei 1860 punkten, um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten
Harmlosigkeit im Spiel nach vorn
Es kam vieles im dritten Spiel innerhalb von nur sechs Tagen zusammen: Klare Worte in Bezug auf die eigene Leistung sprachen Kapitän Stefan Kulovits, der eine „Harmlosigkeit im Spiel nach vorne“ ausmachte und Trainer Kenan Kocak, der nach dem zweiten Gegentor eine „gewisse Verkrampfung und fehlende Leichtigkeit“ ausmachte. „Ich bin aber absolut überzeugt, dass es uns gelingen wird, die nötigen Punkte noch einzufahren“ so Kocak weiter. Allgemein ist der SVS in dieser heißen Saisonphase im Vergleich zur Vorrunde nicht wiederzuerkennen, in der er ausgerechnet gegen die kommenden Gegner aus München und Karlsruhe Rückstände in Siege umwandelte. Dies sollte genauso Mut machen wie die Tatsache, dass Andrew Wooten, der bei den beiden Erfolgen drei seiner neun Saisontore erzielte, nach seiner Verletzung ebenso wieder einsatzbereit ist wie der weitere Stürmer Richard Sukuta-Pasu, der seit Montag wieder mit der Mannschaft trainiert. Zudem konnte der SVS zwei seiner vier Duelle mit den Münchener Löwen in der Allianz Arena gewinnen.
In München geht es um Big-Points im Abstiegskampf
Beim TSV 1860 München, der in der Zweiten Bundesliga nach dem Gesamtmarktwert auf Platz fünf anzusiedeln ist, klaffen Anspruch und Wirklichkeit schon seit Jahren auseinander. Der exzentrische und umstrittene jordanische Investor Hasan Ismaik, der bei den Löwen das Zepter schwingt und den Traditionsklub 2011 vor dem finanziellen Kollaps rettete, hat in sechs Jahren 13 Trainer kommen und gehen sehen. Seit Jahresbeginn sollen die Sechziger vom Portugiesen Vitor Pereira, der bereits den FC Porto trainierte, auf die richtige Spur geführt werden. Eine richtige Konstanz konnte sich trotz vier Siegen in den letzten neun Partien noch nicht einstellen, und mit dem jüngsten 0:3 bei Erzgebirge Aue rutschte man wieder auf Platz 14 ab. Auch hochkarätige Neuzugänge wie Stefan Aigner von Eintracht Frankfurt, der bereits 37-jährige Ivica Olic vom HSV, oder die in der Winterpause verpflichteten Amilton und der neue Abwehrchef Ba konnten die Münchener Löwen, Deutscher Meister von 1966, noch nicht aus dem unteren Tabellendrittel führen.
Ehemaliger Publikumsliebling wird neuer Fanbeauftrager
Ein weiterer Sandhäuser Erfolg in der Münchener Allianz Arena wäre wichtiger denn je, bevor eine Woche später das badische Derby gegen den stark abstiegsgefährdeten Karlsruher SC ansteht.
Abseits des Rasens gelang Geschäftsführer und Sportlicher Leiter Otmar Schork eine gelungene Rückholaktion. Ab dem 1. Mai wird der frühere Kapitän, Torjäger und Aufstiegsheld Frank Löning die Funktion des Fan-Beauftragten aufnehmen. Der 35-jährige Ostfriese spielte zuletzt beim Regionalligisten RW Essen, wo er aufgrund einer Fersenverletzung seinen Vertrag vorzeitig auflöste. Der ehemalige Publikumsliebling erzielte auf dem Weg zum Zweitliga-Aufstieg in 118 Spielen 40 Treffer für die Kurpfälzer.
Ali Ibrahimaj wechselt vom Waldhof an den Hardtwald
Der SV Sandhausen hat als ersten Neuzugang für die kommende Saison Ali Ibrahimaj unter Vertrag genommen. Der 25-jährige Offensivspieler, der aktuell für den SV Waldhof Mannheim am Ball ist, unterschreibt beim Zweitligisten für zwei Jahre plus Option. „Ali ist ein junger und talentierter Spieler, dem wir zutrauen, dass er auch hier in der Zweiten Liga Fuß fassen kann“, freut sich Otmar Schork. „Zudem kommt er hier aus der Region, das spielte eine besondere Rolle.“ Das Fußballspielen lernte der auch auf den Flügeln einsetzbare Angreifer beim 1. FSV Mainz 05 und beim SV Rot-Weiß Walldorf. 2012 wechselte er zum SV Alemannia Königstädten und noch im gleichen Jahr zum FC Eddersheim. 2013 folgte der Transfer zu Rot-Weiß Darmstadt, bevor ihm ein Jahr später der Sprung in die Regionalliga zu den Sportfreunden Siegen gelang. 2015 wechselte der gebürtige Rüsselsheimer nach Mannheim. Trainer Kocak holte Ibrahimaj seinerzeit zum Waldhof. Er schätzt den Offensivspieler aus einem Jahr Zusammenarbeit, kennt ihn aus dem Trainings- und Spielbetrieb. Für den SVW stand der 1,80 Meter große Ibrahimaj in der laufenden Saison bisher 27-mal auf dem Platz, erzielte vier Tore und gab zehn Vorlagen in der Regionalliga Südwest.
Fotos: BWA