Bei Hoffe passt es vorn und hinten nicht

Ein Vergleich der Hin- und Rückrundentabelle, sechs Spieltage vor Saisonende, gibt wenig Auskunft über das bisherige Abschneiden der TSG 1899 Hoffenheim. Zum Jahresende 2014 standen die Kraichgauer auf Platz sieben, nur ein Punkt hinter dem Sechsten FC Augsburg. Dran hat sich aktuell nichts geändert. Was sich aber konkret verändert hat, ist die Statistik. In der Rückrundentabelle rangiert die TSG, nach elf Partien, nur noch auf Platz 14, drei Punkte vor den Abstiegskandidaten Paderborn und Hamburg. Schwer zu erklären, warum es dennoch weiterhin für Platz Sieben reicht, der voraussichtlich immer noch zur Teilnahme an der Quali für die Europa-League berechtigt.
Die fehlende Konstanz der Konkurrenten kommt Hoffenheim dabei sicherlich entgegen. Sowohl Schalke 04 (Fünfter) als auch Augsburg gelingt es nicht, sich punktemäßig abzusetzen bzw. die Verfolger abzuschütteln. Die TSG wiederum schafft es Woche für Woche nicht, an den Beiden vorbeizuziehen, obwohl diese in regelmäßigen Abständen patzen. Den Blau-Weißen gelang in 28 Bundesligaspielen noch nicht, zwei Siege in Folge zu landen. Es blieb immer nur beim Wunschgedanken, nach einem Heimerfolg auch Auswärts nachzulegen. Sechs Niederlagen aus zuletzt elf Rückrundenspielen sind eine bemerkenswerte und zugleich bedenkliche Situation.  
Fehlende Konstanz ist auch bei den Verfolgern von Platz acht abwärts festzustellen. Weder Bremen, noch Frankfurt, Dortmund und Mainz konnten mit einer Mini-Serie sich den Euro-Plätze empfindlich nähern.
Man kann diese Situation durchaus mit einer außergewöhnlichen Ausgeglichenheit der Bundesliga begründen, die im Vergleich zu den anderen  europäischen Ligen einzigartig ist. Nirgendwo anders liegt die Leistungsdichte so eng beisammen, wie in Deutschland.
Einzig die ersten vier Spitzenteams marschieren in Richtung Champions-League konstant vorne weg. Mit jeweils 18 Punkten aus der Rückrunde haben Bremen und Dortmund, gegenüber einer schwachen Hinserie, deutlich zugelegt.
Die Ursachenforschung, warum es 2015 bei 1899 Hoffenheim nicht mehr rund läuft, ist nicht sonderlich schwer. Ein Hauptgrund ist erneut die Defensivarbeit. Während in den ersten 17 Partien 25 Gegentreffer zu Buche stehen, sind es in elf Partien 2015 bereits 20. Hinter Hamburg (27) und Eintracht Frankfurt (23) der drittschlechteste Liga-Wert. 45 Saison-Gegentore stehen für die fünftschlechteste Abwehr der Bundesliga. Besserung scheint, angesichts des bevorstehenden schweren Restprogramms, nicht in Aussicht.
Das Abwehrverhalten ist dringend zu hinterfragen. Die Großzügigkeit gegenüber dem Gegner war besonders in Köln kaum zu überbieten. Mit der Art und Weise, wie man den Gastgebern beim Torschießen behilflich war, hat man in Europa nichts verloren. Trainer Markus Gisdol nach dem letzten Spiel: „Es war die gerechte Strafe. Wer, wie beim dritten Gegentor, vier Zweikämpfe in der eigenen Hälfte verliert, bekommt in der Bundesliga ein Tor.“
Der Leidtragende im Tor, Oliver Baumann, der an allen zehn Gegentreffern bei den letzten drei Niederlagen innerhalb von nur acht Tagen, schuldlos war: „Wir haben in Köln nicht gut genug verteidigt. Es steht und fällt mit der Defensive. Wir haben zu viele Fehler in unserem Abwehrverhalten gemacht.“ Fehler, die es in der ersten Hälfte der Hinrunde, bei nur sieben Gegentreffern in neun Spielen, nicht gab.

Doch auch in der Offensive hapert es zuletzt spürbar. Vom viertbesten Angriff der Liga rutschte der Dorfverein in der Rückrunde auf Platz neun. Auffallend dabei die mangelhafte Chancenverwertung. Der Aufwand steht oft in keinem Verhältnis zum Ertrag. Beste Möglichkeiten werden leichtfertig vergeben und sich selbst um den verdienten Lohn gebracht. Auch bei der neuerlichen Niederlagenserie ließen die Nordbadener gegen Gladbach, Dortmund und Köln viele hundertprozentige Torchancen ungenutzt. Vergebene Großchancen, oft zu einem spielentscheidenden, wichtigen Zeitpunkt der jeweiligen Partien.
Nationalspieler Kevin Volland bringt es passend auf den Punkt: „Für mich ist wichtig, dass wir hier endlich das Maximum rausholen.“ Mit diesem Wunsch steht er in der Saisonendphase nicht allein.

Fotos: Kraichgaufoto

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