Hoffenheims Coach Markus Gisdol kann sich allzu gut vorstellen, was beim nächsten Gegner FC Schalke 04 derzeit los ist. Als ehemaliger Co-Trainer der Königsblauen unter Ralf Rangnick und Huub Stevens (2011-2012) weiß er nur zu gut, welch rauer Wind dort gerade herrscht. Unter Trainer Roberto Di Matteo blieben die „Knappen“ erstmals drei Spiele nacheinander sieglos. Die Derby-Niederlage am vergangenen Samstag in Dortmund löste in und um Gelsenkirchen ein mittelschweres Erdbeben aus. Gisdol: „Es war in Schalke immer so, dass man nach einer schmerzhaften Derby-Niederlage möglichst schnell den nächste Sieg einfahren wollte, um verloren gegangenen Kredit wieder herzustellen.“
Besonders die defensive Spielweise missfällt der blau-weißen Anhängerschaft. Gisdol: „Der Charakter jeder Fangemeinschaft ist verschieden. Die Schalke-Fans haben ein besonderes Flair. Doch je nach Situation und Gegebenheit kann die Stimmung auch umschlagen – da reicht schon eine Kleinigkeit. In Schalke heiligt der Zweck die Mittel. Wenn 1:0 gewonnen wurde, ist es egal wie gespielt wurde. Das Ergebnis steht über dem Erlebnis. Es gibt niemand bei Schalke, der das Stadion leerspielen kann.“
Trotz der zuletzt schwachen Punkt- und Torausbeute ist S04 Zuhause eine Macht. Sieben Siege, vier Remis und nur eine Niederlage gab es in der Veltins Arena im Saisonverlauf.
Trainer Di Matteo hat angekündigt, einiges zu verändern. Gisdol sieht darin Vor- und Nachteile gleich verteilt: „Das bedeutet für uns, dass die Unsicherheit ein bisschen größer wird, aber auch, dass die Chancen größer werden, weil auf Schalke vielleicht noch nicht alle Automatismen greifen. Schalke wird aber nicht alles über den Haufen werfen, sondern wahrscheinlich nur die Grundordnung oder die Anlaufhöhe ändern.“
Der TSG-Coach erwartet eine geladene Stimmung: „Das Stadion wird voll sein und es wird viele Emotionen geben. Das ist eine spannende Aufgabe. Auf Schalke haben jetzt gerade alle viel Druck, sind aber auch total sensibilisiert.“
Auf die bwa-sport.de Nachfrage, ob für ihn und die Mannschaft dieses „Big-Point-Spiel“ um die Euro-Plätze zusätzliche Motivation hervorrufe, entgegnete er gewohnt gelassen: „Es geht nur um drei Punkte, genau wie eine Woche später auch. Ich bin kein Freund davon, einzelne Spiele so hoch zu hängen. Wir sind gegen Mainz gut in die englische Woche gestartet, haben die Partie in Aalen gemeistert und werden nun alles tun, um auch auf Schalke etwas mitzunehmen.“
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