Sandro Wagner war einer der ersten Hoffenheimer Fußballprofis, der sich nach dem spektakulären Torfestival in Mainz den Reporterfragen in der Mix-Zone der Opel-Arena stellte. Der bullige, großgewachsene Stürmer, der im Sommer von Darmstadt in den Kraichgau wechselte, war noch so richtig in Betriebstemperatur. Im Spiel zuvor musste er sich aus dem Mainzer Fanblock bei jedem Ballkontakt lautstarke Pfiffe, mitunter auch primitive und unschöne Sprechchöre, gefallen lassen. Wagner schien dies jedoch nicht sonderlich zu berühren, zumindest nach außen hin konnte man den Eindruck gewinnen. „Pfiffe gegen mich sind doch schon normal, das ist jede Woche so. In Mainz ist es vielleicht extrem, aber das macht mir nichts aus. Das interessiert mich überhaupt nicht. Die Leute denken sie verunsichern mich, doch es macht mich einfach nur noch stärker“, sagte der gebürtige Münchner auf Nachfrage von bwa-sport.de.
Der Stürmer weiß selbst, dass er hin und wieder mit seinem Auftreten auch dazu beiträgt zu polarisieren: „Wenn man ein wenig emotional reagiert, dann ist das auch etwas Show, das gehört doch in diesem Geschäft dazu.“
Pfiffe gegen mich halfen der Mannschaft
Der 28-Jährige sah in den Mainzer-Pfiffen auch etwas positives für seine Mannschaft: „ Die Leute haben mich ausgepfiffen, dafür ihr Team weniger angefeuert. Das war letztendlich gut für uns. Sie haben mehr meine Mutter und mich beleidigt, als ihr Team angefeuert.“
Die erfolgreiche Aufholjagd kommentierte er wie folgt: „Wir waren übers ganz Spiel gesehen die bessere Mannschaft, haben nur durch eigene Fehler uns nicht belohnt und vier Tore verschenkt. Wir haben, trotz des großen Rückstandes, alle noch an uns geglaubt und uns dann mit dem 4:4 selbst belohnt. Respekt an das ganze Team, wenn man auswärts nach 1:4 Rückstand noch zurückkommt. Das ist in der Bundesliga nichts Alltägliches. Die starke Moral ist positiv und gibt uns Auftrieb für die nächsten Wochen.“
Gesamte Abwehrverhalten ist zu überdenken
Wagner ist ein offener, ehrlicher Typ, der auch hin und wieder den Finger in die Wunde legt: „Wir haben in den letzten beiden Spielen sechs Gegentore bekommen, das ist zweifellos zu viel. Wenn man sechs Treffer macht, müssen unterm Strich mehr als zwei Punkte rausspringen. Vor dem Wolfsburgspiel am Samstag gilt es viel aufarbeiten und grundsätzlich das gesamte Abwehrverhalten zu überdenken. Ansonsten wird es in den nächsten Wochen ganz schwer für uns zu punkten.“
Sein Rezept für das Duell gegen Wolfsburg: „Weiter konzentriert an uns arbeiten und Fehler im Defensivverhalten abstellen – dann holen wir auch die nötigen Punkte.“
Klingt ganz einfach …!
Wie fällt der Empfang in Darmstadt aus?
Bereits am nächsten Dienstag geht es für Wagner und die TSG zum zweiten Auswärtsspiel nach Darmstadt. Für die Lilien erzielte Wagner in der vergangenen Saison 14 Treffer und hatte damit maßgebenden Anteil am Klassenerhalt der Hessen. Schon jetzt darf man gespannt sein, wie die Darmstädter ihren ehemaligen Torjäger im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor empfangen werden.
Foto: Kraichgaufoto