Vier Niederlagen, ein Unentschieden und zwei Siege bei einem Torverhältnis von 9:14 – für die TSG Hoffenheim war der bisherige Saisonverlauf in der Fußball-Bundesliga im Jahr 2021 wenig erfolgreich. Auf Tabellenplatz 12 rangieren die Kraichgauer nur fünf Zähler vor dem Relegationsplatz, was zunehmend aufkommende Kritik und Unzufriedenheit bei den Fans nach sich zieht. Es sind nicht nur die nüchternen Zahlen und Statistiken, die für Unmut sorgen, sondern vielmehr die Woche für Woche unbefriedigende Darbietung der Profis. Von „null Mentalität und Plan sowie keinerlei Philosophie“ wird in einigen Fankreisen heftig diskutiert.
Beim Duell zwischen den Krisenklubs ist verlieren verboten
Belfodil in der Kritik
Für viele TSG-Anhänger ist es unverständlich, warum zum Beispiel Stürmer Ishak Belfodil so großes Vertrauen genießt und meist in der Startformation steht, obwohl er seit Wochen in ihren Augen „unterirdische Leistungen abliefert“. Einer der Hardcorefans aus der Südkurve geht sogar so weit und behauptet: „Wären wir im Stadion, wir würden ihn bei der Aufstellung auspfeifen“. Doch nur Belfodil jetzt in die Kritik zu nehmen wäre zu einfach und ungerecht, denn viele seiner Mitspieler liefern auch nicht ihre Normalform ab bzw. bringen nicht die Leistungen auf den Platz, die sie in der Vergangenheit schon mehrfach unter Beweis gestellt haben. Woran liegt das? Fehlt es an der nötigen Einstellung oder Motivation? Mangelt es am Willen oder der erforderlichen Bereitschaft?
Unzufriedenheit nimmt zu
Andere wiederum vermissen „ein festes Gefüge, eine stabile Abwehr und vor allem einen durchschlagskräftigeren Angriff“. Trainer Sebastian Hoeneß kommt nach der bereits zehnten Saisonniederlage immer mehr in Erklärungsnot. Die Hoffenheimer sind inzwischen nur noch Bundesliga-Mittelmaß und in unmittelbarer Nähe der Abstiegszone. Auch wenn mit Blick auf den nächsten Spieltag nicht davon auszugehen ist, dass die hinter der TSG platzierten Klubs bei ihren anspruchsvollen Auswärtsaufgaben punkten werden, ist die aktuelle Situation nicht zu unterschätzen. In den sozialen Netzwerken und Fanforen nimmt die Kritik an Trainer Hoeneß spürbar zu. Dass das überdurchschnittlich große Verletzungspech sowie die vielen Coronaerkrankungen der Mannschaft stark zusetzten, möchte keiner bestreiten, doch inzwischen steht dem Cheftrainer wieder ein breit aufgestellter Kader zur Verfügung, was sich aber in sportlichem Erfolg nicht widerspiegelt.
Warum gelingt es nicht, Schwachstellen abzustellen?
Ständige Aussagen, wie „wir bekommen zu einfache Gegentore“, „uns fehlt die Durchschlagskraft im Spiel nach vorn“ oder „wir schaffen es nicht, im letzten Drittel unsere Chancen zu nutzen“ wiederholen sich und werden inzwischen eher als Ausreden wahrgenommen. Die berechtigte Frage ist, warum man mit dem zur Verfügung stehenden, qualitativ guten Spielerkader diese Missstände nicht in den Griff bekommt und abstellt. Die beiden 3:0-Erfolge gegen Hertha BSC Berlin und den 1. FC Köln haben zwar etwas für Ruhe gesorgt, doch auch dabei brannten die Blau-Weißen kein Fußballfeuerwerk ab. Was besonders überrascht, ist die Tatsache, dass die Kraichgauer gegen die ersten sechs Mannschaften der Tabelle - mit Ausnahme der Partie am 2. Spieltag gegen den FC Bayern - in allen bisherigen sieben Duellen als Verlierer vom Platz gingen.
Kritik des Torjägers stimmt nachdenklich
Überraschend deutliche Kritik äußerte zuletzt auch Hoffes-Torgarant Andrej Kramaric, als er in einem kroatischen Interview seinen Unmut preisgab: „Ich bin mit unserer Spielweise nicht zufrieden. In den vergangenen Spielzeiten war sie attraktiv und gut, in dieser sind wir nicht einmal nah dran.“ Man hat seinem wichtigsten Spieler diese Aussage nicht übel genommen und diese auch nicht länger thematisiert, da man um die Wichtigkeit des Torjägers für das Team weiß. Nicht auszudenken, wo die Nordbadener aktuell stehen würden, wenn Kramaric nicht in Trefferlaune wäre.
Für beide Trainer und Mannschaften steht viel auf dem Spiel
Jetzt steht am Samstag (15.30 Uhr) ein besonders wichtiges und richtungsweisendes Spiel beim Tabellensechsten Borussia Dortmund auf dem Programm. Das Duell zwischen den beiden gleichaltrigen Trainern Edin Terzik und Sebastian Hoeneß steht unter besonderer Beobachtung, denn mit jeder weiteren Niederlage wird die Kritik an ihnen größer.
Gegen die TSG gab es für den BVB zuletzt wenig zu holen
Die Hoffnungen bei den Gästen ruhen ganz besonders auf Torjäger Kramaric, der beim letzten Gastspiel im Signal-Iduna-Park mit einem Viererpack dem BVB im Alleingang seine höchste Bundesligaheimniederlage (0:4) zuführte. Allgemein haben sich die Hoffenheimer zu einem Dortmunder Angstgegner entwickelt, da sie nur eines der letzten sechs Bundesligaduelle gegen die Schwarz-Gelben verloren haben. Diese eine Niederlage resultierte aus dem Hinspiel in Sinsheim, bei dem letztmals Zuschauer zugelassen waren. Dank eines Treffers des kurz zuvor eingewechselten Marco Reus siegten die Westfalen glücklich mit 1:0. Beim letztjährigen Vizemeister ist nach der achten Saisonniederlage der Meisterschaftszug bei aktuell 16 (!) Punkten Rückstand zum Tabellenführer FC Bayern längst abgefahren. Das Augenmerk liegt nun darauf, vor allem auch aus finanzieller Sicht, sich unter allen Umständen für die nächstjährige Champions League-Saison zu qualifizieren. Dafür gilt es die Erfolglosigkeit schnellstens abzulegen, was drei Niederlagen aus den letzten vier Ligaspielen zementieren. Sollte es gegen die TSG eine erneute Niederlage geben, würde es für alle BVB-Beteiligten ungemütliche Tage nach sich ziehen.
Verlieren verboten
Nachdem die Hoffenheimer ihre bisherigen zehn Niederlagen immer im Doppelpack kassiert haben: am 3. und 4., am 6. und 7., am 11. und 12., am 14. und 15., sowie zuletzt am 19. und 20. Spieltag, stehen die Vorzeichen für die Hoeneß-Truppe gar nicht so schlecht. Doch auf so etwas sollte man sich nicht verlassen. Beim Duell der beiden Krisenklubs am 21. Spieltag steht viel auf dem Spiel: Bei einer Niederlage rutscht der BVB aus den Europapokalrängen, die TSG würde sich bei ausbleibendem Erfolg den Abstiegsregionen gefährlich nähern.
Fotos: Kraichgaufoto