Bissige Wölfe stoppen Hoffenheims Höhenflug

Nach 1:4-Klatsche gegen Wolfsburg ist Europa wieder in Gefahr

Der große Befreiungsschlag und Sprung auf Platz 5 mit einem Punkt Rückstand auf einen Champions League Platz ist für die TSG Hoffenheim mächtig in die Hosen gegangen. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann kassierte am 31. Bundesliga-Spieltag vor 27.725 Zuschauern gegen einen starken VfL Wolfsburg eine schmerzhafte 1:4-Heimklatsche. Die zweite Rückrunden-Heimniederlage war zugleich eine der höchste Heimpleiten ihrer Bundesligahistorie. Anstatt sich näher an die Königsklasse vorzuarbeiten, müssen die Blau-Weißen nun vor den letzten drei Spielen gegen Mönchengladbach, Bremen und Mainz um eine Europapokal-Qualifikation bangen.

„Jetzt ist Druck auf dem Kessel“

Der Vorsprung der Nordbadener auf die Niedersachsen auf Platz 8, der ersten nicht europäischen Platzierung, hat sich auf nur noch einen Zähler verringert. Die Partie am nächsten Samstag bei Borussia Mönchengladbach wird für die TSG zu einer Art Schlüsselspiel. Trainer Nagelsmann brachte es kurz und knapp auf den Punkt: „Nächste Woche ist für uns mehr Druck auf dem Kessel. Deshalb jetzt Mund abwischen und es in Gladbach besser machen.“

Hoffenheims Bester Schulz (re.) beim Torschuss. Der gebürtige Berliner war an vielen Offensivaktionen beteiligt.

Nach Szalai-Führung vergibt Kramaric das 2:0 per Strafstoß

Dabei sah es anfangs noch ganz gut aus. Bereits nach 9 Minuten brachte der Ungar Szalai die TSG 1:0 in Führung, als er eine Hereingabe von links durch Schulz mit dem rechten Außenrist einnetzte. Wenig später lenkte VfL-Keeper Pervan einen Belfodil-Kopfball an die Querlatte, und im folgenden hektischen Durcheinander brachte Knoche Gegenspieler Schulz im Strafraum zu Fall, was Schiedsrichter Aytekin mit Elfmeter bewertete. Hoffenheims Spezialist Kramaric ließ sich die Chance auf 2:0 zu erhöhen ungenutzt, indem er vom Punkt aus am linken Pfosten scheiterte (15.). Der bereits 24. Aluminium-Treffer der Hoffenheimer ist Liga-Spitzenwert.

Der verschossene Elfmeter wird zum Knackpunkt

Dies sollte sich rächen, denn die Wolfsburger kamen nun immer besser ins Spiel. Wolfsburgs Arnold gegenüber bwa-sport.de: "Hoffenheim hat in den ersten 20 Minuten sehr viel Druck gemacht. Ausschlaggebend war der Elfmeter. Ich glaube, wenn der rein geht, wird es ganz schwer. Für uns war es dann in unserem besten Auswärtsspiel wie wenn man einen Schalter umlegt." Die Zuschauer bekamen eine rassige, hochklassige und sehr unterhaltsame erste halbe Stunde geboten, bei der neben dem Tor und dem verschossenen Strafstoß noch drei Aluminiumtreffer zu verzeichnen waren. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Gäste immer aktiver, während sich die TSG immer weiter zurückfallen lässt und im Spiel nach vorn viel zu fehlerlastig wirkt. Kurz vor der Pause dann der längst fällige Ausgleich. Linksverteidiger William trifft mit einem herrlichen Schlenzer von links aus 18 Metern ins rechte obere Ecke zum 1:1. Ein Tor mit Ansagecharakter.

Szalai brachte die TSG mit seinem 51. Bundesligatreffer 1:0 in Führung

Chancen auf beiden Seiten

Zu Beginn der zweiten Hälfte entwickelte sich ein flottes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Nachdem Kaderabek bei einer Szalai-Flanke einen Schritt vor dem Tor zu spät kommt (54.), vergeben auf der anderen Seite Weghorst (56.) und Guilavogui (61.) die mögliche Führung. Auch die Hoffenheimer haben danach eine Doppelchance, als zunächst Szalai (64.) dann Adams (67.) bei Kopfbällen das Ziel knapp verfehlen.

Baumann-Patzer bringt Wölfe auf die Siegerstraße

Wenig später wird TSG-Keeper Baumann, der bis zu diesem Zeitpunkt bester Hoffenheimer war und mit einigen tollen Paraden sein Team vor einem Gegentreffer bewahrte, zur tragischen Figur. Nach einer Rechtsflanke von William an den langen Pfosten verschätzt sich zunächst Innenverteidiger Adams und VfL-Stürmer Weghorst köpft aus spitzem Winkel auf den kurzen Pfosten. Doch anstatt den Ball sicher zu fangen, flutscht das Leder Baumann durch die Hände ins Tor zur erstmaligen Wolfsburger Führung (69.). Die Wölfe wurden nun immer bissiger, dominierten Ball und Gegner. In der 85. Minute dann die endgültige Entscheidung. Arnold trifft aus halblinker Position mit einem Schuss ins kurze Eck vorbei an Baumann zum 3:1 (85.). Es sollte noch schlimmer kommen. Nach einem Konter entwischt Weghorst Gegenspieler Vogt und trifft aus kurzer Distanz mit seinem 14. Saisontor zum 4:1 (89.). In der Nachspielzeit verhindert Baumann mit zwei Paraden einen noch höheren Rückstand, der dann doch des Guten etwas zu viel gewesen wäre.

Stimmen der Trainer:

Julian Nagelsmann (Trainer TSG Hoffenheim): "Es war ein verdienter Sieg für Wolfsburg. Wir haben sehr gute erste 20 Minuten gespielt. Wenn wir den Elfmeter verwandeln, geht das Spiel auch in unsere Richtung. Danach haben wir etwas den Glauben verloren und nicht die Bereitschaft und Gier gezeigt wie in den vergangenen Wochen. Wenn wir so spielen wie in den letzten 70 Minuten, kommen wir nicht dahin, wo wir hinwollen. Dass wir dann noch vier Gegentore bekommen, ist für unser Torverhältnis nicht clever."

Bruno Labbadia (Trainer VfL Wolfsburg): "Ein geiler Sieg für uns. Gegen eine Top-Mannschaft, die in den vergangenen Wochen wirklich beachtlich gespielt hat. Wir sind eigentlich gut reingekommen, aber haben Hoffenheim danach durch zu viele Ballverluste eingeladen. Danach sind wir super zurückgekommen und haben das Spiel noch vor der Halbzeit in den Griff bekommen. Hoffenheim hat sich in der zweiten Hälfte zurückgezogen, was für uns ein Kompliment ist. Wir haben wenig Konter zugelassen und nachher verdient gewonnen."

Fotos: Kraichgaufoto

Torjubel nach der 1:0-Führung, TSG-Kapitän Vogt klärt vor dem einschußbereiten Weghorst (re.), Baumann krallt sich das Leder vor Klaus, und Von TSG-Stürmer Belfodil ging dieses Mal wenig Torgefahr aus

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