Breitenreiter über unterschiedliche Interessen und Ansichten bei der TSG

Für den Ex-Coach lebt Hoffenheim „in der Vergangenheit

Lange war von ihm nichts zu hören, jetzt äußerte sich Hoffenheims Ex-Trainer André Breitenreiter erstmals öffentlich kritisch zu seiner Zeit beim Kraichgauer Bundesligisten. Der 49-Jährige kam als Meistertrainer des FC Zürich im Sommer 2022 zur TSG, wo er mit fünf Siegen aus den ersten sieben Pflichtspielen einen super Start hinlegte. Doch diese Erfolgsserie ging schnell zu Ende. Nach zehn sieglosen Partien wurde er Anfang des Jahres mit einem Punkteschnitt von 1,14 beurlaubt.

Nachdenklicher Blick am Spielfeldrand

„Ich habe schnell gemerkt, dass es innerhalb des Vereins unterschiedliche Interessen gibt!“

Ex-Hoffe-Coach André Breitenreiter

Der gebürtige Langenhagener übte jetzt rückblickend Kritik an den Arbeitsbedingungen während seiner Hoffenheimer Zeit. „Ich habe schnell gemerkt, dass es innerhalb des Vereins unterschiedliche Interessen gibt. Ich saß teilweise zwischen den Stühlen und habe geahnt, dass es auf Dauer schwierig wird, nachhaltig erfolgreich zu arbeiten. In der Vergangenheit habe ich auf meinen Stationen immer die Erfahrung gemacht, dass alle an einem Strang ziehen müssen, um Erfolg zu haben“, sagte Breitenreiter in einem „Sport1“-Interview.

Die Ehe zwischen der TSG und seinem Cheftrainer Breitenreiter hielt nicht sehr lange

Verein lebt teilweise noch in der Vergangenheit

Breitenreiter führte an, was aus seiner Sicht besonders problematisch lief: „Bei der TSG sollen junge Spieler gefördert werden, um hohe Transfererlöse zu erzielen und damit das Prädikat ‚Bester Ausbildungsverein Deutschlands‘ untermauert wird. Auf der anderen Seite geht es um sportlichen Erfolg und die Rückkehr in die Champions League. Dafür braucht eine Mannschaft Qualität auf dem Platz, Erfolgshunger und eine Winner-Mentalität. Teilweise lebt der Verein aber noch in der Vergangenheit, in der sich Altlasten angehäuft haben, wodurch die Entwicklung stagniert. Veränderung setzt Geduld voraus. Übrigens ein generelles Problem im deutschen Fußball.“

Freistellung kam aus heiterem Himmel

Breitenreiter zu seiner Entlassung im Kraichgau

Für Breitenreiter war die Erwartungshaltung nicht immer mit den realistischen Bedingungen vor Ort deckungsgleich. „So habe ich es auch in Hoffenheim wahrgenommen. Schwierige Phasen wurden nicht gemeinsam durchgestanden und für einen neuen Reiz trennt man sich lieber. Nicht selten verpufft dieser neue Reiz. In meinem Fall kam die Freistellung aus heiterem Himmel, weil wir in persönlichen Gesprächen mit den sportlich Verantwortlichen die Situation bei der TSG gemeinsam analysiert hatten“, stellte er klar. Breitenreiter verfolgte im engen Austausch mit dem Direktor Profifußball Alexander Rosen und Geschäftsführer Frank Briel das Ziel, „die Dinge positiv anzugehen“. „Nach dem tollen Start und dem Ausfall von Mentalitätsspieler Grischa Prömel rutschte der Verein wieder in den Wohlfühl-Modus. Das war häufig ein Thema in den Gesprächen mit den Führungsspielern wie Baumann, Kramaric und Baumgartner, die das schon seit Jahren kritisieren“, blickte der Übungsleiter zurück.

Rückblickend gibt es für André Breitenreiter einiges bei der TSG Hoffenheim zu kritisieren

Statt Aufbruchstimmung lieber Qualitätsspieler eingefordert

Dabei gesteht er auch eigene Fehler selbstkritisch ein: „Wir haben damals eine Aufbruchstimmung erzeugt, doch für den Erfolg hätte ich Qualitätsspieler einfordern müssen. Am Ende geht es eben immer um Ergebnisse und nicht um Entwicklung, doch für die besten Ergebnisse benötigt man die besten Spieler.“ Dabei legte er den Finger auch in die Wunde: „Der Erfolgshunger und die intrinsische Motivation ist in Hoffenheim nicht so ausgeprägt. Nach kurzfristigen Erfolgen lehnt man sich gerne sehr schnell zurück. Und wenn aufgrund unterschiedlicher Interessen im Klub nicht alle gemeinsam in eine Richtung gehen, wird es für jeden Trainer auf Dauer schwer.“

Bei der Trainervorstellung von André Breitenreiter, hier zusammen mit Alex Rosen, wurde zur großen Aufbruchstimmung aufgerufen

Anfragen gab es aus dem Ausland

Breitenreiter blickt in die nahe Zukunft und kann sich zeitnah ein Engagement im In- und Ausland vorstellen: „Es gab schon einige Anfragen, wenn auch nicht aus der Bundesliga, sondern aus dem Ausland. Ich entscheide immer aus Überzeugung und werde bestimmt bald wieder für einen Verein arbeiten, der zu 100 Prozent leistungsorientiert denkt und der keine Angst davor hat, einen starken Trainer zu holen.“

Fotos: Kraichgaufoto

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