So etwas gab es im deutschen Fußball noch nie. Bei Olympia in Brasilien holen sowohl die Frauen wie auch die Männer Edelmetall. Zwei Jahre nach der 1:7-Demütigung bei der WM gegen Deutschland feierten 75.000 Fans in Rio den Janeiro nach einem dramatischen Endspiel leidenschaftlich den historischen Triumph nach Elfmeterschießen. Nach 120 Minuten hatte es durch Tore von Superstar Neymar und Maximilian Meyer 1:1 gestanden.
Mit dabei auch zwei Spieler der TSG 1899 Hoffenheim: Niklas Süle und Jeremy Toljan. Für beide war es bislang das größte sportliche Erlebnis ihrer noch jungen Karriere. Toljan: „Man kann es kaum in Worte fassen, wie groß diese sensationelle Begeisterung in diesem fußballverrückten Land ist.“ Für den 20-jährigen Süle spielte am Ende der Zusammenhalt und Teamgeist eine entscheidende Rolle: „Anfangs waren wir eine zusammengewürfelte Truppe, die so noch nie zusammenspielte. Unser Trainer Herr Hrubesch hat es schnell verstanden uns zu einer verschworenen Einheit zu formen, die sich von Spiel zu Spiel immer mehr steigern konnte.“
Die Anfangs medial noch als Rumpftruppe betitelte Olympiaauswahl steigerte sich vor allem in den KO-Spielen und sorgte für eine rasch ansteigende Begeisterung im weit entfernten Deutschland. Beide Hoffenheimer zählten zu den beständigsten und konstantesten Spieler in den sechs absolvierten Turnierpartien. Für Süle bleibt das Elfmeterschießen im Finale unvergessen: „Wenn man in so einem großen Fußballtempel, ausgepfiffen von über 70.000 Zuschauern, 50 Meter bis zum Elfmeterpunkt zurücklegt, sich selbst auf der Großleinwand sieht, darf man keine Nerven zeigen. Als ich unseren vierten Strafstoß verwandelt hatte, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen.“ Für Toljan bleibt das Duell mit Publikumsliebling Neymar unvergessen: „Ich denke wir hatten ihn ganz gut im Griff. Natürlich werde ich die Szene, als er mich im Strafraum mit einem Lupfer mit der Hacke debütieren wollte nicht vergessen. Zum Glück hatte ich abgewartet, gut reagiert und den Zweikampf für mich entschieden. Doch es hätte für mich auch anders ausgehen können.“
Erst zum Finale zog das deutsche Team ins olympische Dorf nach Rio. Während es für den 22-jährigen gebürtigen Stuttgarter Toljan etwas Besonderes war, mit vielen internationalen Top-Sportlern zusammen zu wohnen, waren es für Süle die Sportler an sich, die sich vier Jahre intensiv für diesen einen Wettkampf vorbereitet hatten.“
Den beiden TSG-Profis blieb jedoch kaum Zeit für Kontakt zu anderen Athleten und Sportarten. Nur zwei Mal bot sich die Möglichkeit andere Wettkämpfe anzuschauen. Süle: „Unser Team hatte vier Tickets für das Basketballspiel USA gegen Spanien. Jeremy und ich hatten dabei Glück zwei dieser begehrten Tickets mit „Schnick – Schnack – Schnuck“ mannschaftsintern zu gewinnen.“
Während Toljan bei der heutigen Pressekonferenz in Zuzenhausen seine Silbermedaille stolz präsentierte, kam Süle ohne Edelmetall. Der Innenverteidiger: „Ich habe sie nicht verloren. Meine Mutter hat sie. Sie wird sie zusammen mit dem Trikot des Finales rahmen lassen. Das haben wir mit dem Tirkot vom Finale der U17-EM schon genauso gemacht. Auch dieser Rahmen wird einen besonderen Platz bekommen.“
Für beide Fußballprofis wird der positive, versilberte Olympiaauftritt zusätzliche Motivationen für die weitere fußballerische Karriere, auch mit Zielrichtung A-Nationalmannschaft, nach sich ziehen. Am Sonntag werden die Beiden beim Bundesligastart dabei sein und kurz vor Spielbeginn, zusammen mit den beiden Leipzigern Silbermedaillen-Gewinnern Lukas Klostermann und Davie Selke, auf dem Spielfeld geehrt werden.
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