Der TSG 1899 Hoffenheim geht im Saisonendspurt die Luft aus. Nach einer deutlichen und hoch verdienten 1:3 Niederlage bei Eintracht Frankfurt können die Kraichgauer all ihre Träume in Richtung Europa-League begraben. Mit einer derart schwachen, leidenschaftslosen Mannschaftsleistung hat das Team von Trainer Markus Gisdol auf internationaler Bühne nichts verloren.
Die großen Erwartungen und Hoffnungen, nach der positiven Hinrunde auf Tabellenplatz sieben mit Tuchfühlung zu den Europa-Cup Rängen, haben am vergangenen Spieltag ihren bislang größten Rückschlag erlitten. Die TSG rutschte ins Niemandsland auf Platz neun und läuft Gefahr, sich in den noch ausstehenden zwei Partien in Leverkusen und zu Hause gegen Berlin mühsam erarbeiteten Kredit zu verspielen.
Bei der Ursachenforschung für den Leistungsabfall 2015 tun sich die Beteiligten schwer. Die Gründe sind nicht offensichtlich. Statistisch gesehen belegen die Nordbadener in der Rückrunde, mit drei Siegen und acht Niederlagen, den 14. Platz. Der Abstand zum Vierten hat sich nach Ende der Hinserie von einem auf nunmehr 17 Punkten vergrößert, wenngleich sich ein derartiger Vergleich zu den Champions-League-Aspiranten nicht stellt. Die Erwartungshaltung hat sich durch die positiven Anfangserfolge schnell hochgeschaukelt. Das erklärte Ziel, eine sorgenfreie Saison, entsprach nicht mehr der aktuellen Realität. Aufgrund der Leistungsschwankungen der direkten Konkurrenten im vorderen Tabellendrittel wurden die Begehrlichkeiten und Erwartungen verständlicherweise größer. Das hat sich nun schnell wieder relativiert.
Alexander Rosen, Direktor für Profifußball, der angesichts des bevorstehenden Abgangs von Roberto Firmino weiter am neuen Spielerkader bastelt, fand nach dem Frankfurt-Spiel in der Wortwahl die treffenden Formulierungen: „Sauer, ernüchternd, enttäuscht und verständnislos.“ Rosen, der sich immer vor die Mannschaft stellt, den Druck und die Erwartungshaltung von ihr nimmt, tat sich dieses Mal schwer, sich als Schutzschild zu outen.
Die gesamte Mannschaft ist zu unstabil, kann Negativsituationen schwer verarbeiten, lässt sich durch Gegentreffer zu schnell aus dem Rhythmus bringen. Leistungsschwankung in den jeweiligen Halbzeiten wiederholen sich ständig, es fehlt an Konstanz und Ausgeglichenheit. Ob Einstellungssache oder unzureichende Qualität, die Weiterentwicklung, sowohl mental als auch sportlich, hat zuletzt deutlich gelitten.
Alles schlechte Vorzeichen für das bevorstehende, schwere Auswärtsspiel beim Vierten Bayer 04 Leverkusen am Samstag (Beginn: 15:30 Uhr). Ein Blick auf die bisherige Bundesligabilanz bei 13 Niederlagen, einem Unentschieden und einem Sieg lässt wenig erhoffen. Der Zeitpunkt, jetzt ein richtiges Zeichen zu setzen, Charakter zu zeigen, wäre angebracht. Die Kraichgauer können in den noch ausstehenden beiden Saisonspielen einiges wieder gutmachen.
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