Das mit Spannung erwartete Duell zwischen dem Tabellendritten TSG 1899 Hoffenheim und Spitzenreiter FC Bayern München hielt was es im Vorfeld vorsprach. Die 30.150 Zuschauer in der ausverkauften Sinsheimer Arena kamen in einem dramatischen und hochinteressanten 94-minütigen Match voll auf ihre Kosten. Den Kraichgauer ist am 27. Spieltag das gelungen, wovon sie seit ihrer Erstligazugehörigkeit 2008 träumen: Der 1:0-Erfolg war der erste Sieg des Dorfvereins über den Weltklub im neunten Bundesligajahr. Im 150. Bundesligaheimspiel war es zugleich der 100. Sieg für die Blau-Weißen. Matchwinner war der Kroate Andrej Kramaric (21.), der nicht nur durch seinen elften Saisontreffer bester spieler auf dem Platz war.
Durch den 13. Saisonerfolg rückte die TSG bis auf einen Punkt an Leipzig auf Platz zwei ran.
Der 100. Sieg im 150. Bundesligaheimspiel geht in die Geschichtsbücher ein
Nagelsmann wählte erneut die richtige Ausrichtung
Trainer Julian Nagelsmann lag mit seiner Vorhersage und spielerischen Ausrichtung goldrichtig: „Wir brauchen einen richtig guten Tag. Vielleicht erwischt der Gegner nicht seinen Topsahnetag. Die Bayern haben in gewissen Momenten Schwächen. Wenn sie Druck bekommen, machen sie auch mal Fehler. Wir versuchen, hoch zu verteidigen, wollen uns nicht hinten reindrücken lassen, sondern mutig sein.“
Der TSG-Coach beginnt mit der gleichen Startformation, die vier Tage zuvor eindrucksvoll mit 3:1 bei Hertha BSC Berlin gewann. Beim FCB fehlten verletzungsbedingt Thomas Müller, Thiago und Manuel Neuer. Jérôme Boateng, Philipp Lahm und Franck Ribery nahmen auf der Ersatzbank Platz.
Bayern mit dem 0:1-Pausenrückstand noch gut bedient
Die Gastgeber legen sich von Beginn an mächtig ins Zeug und haben durch Kramaric (2./8.) und Nadiem Amiri (9.) hochkarätige Führungschancen. Das mutige und engagierte Auftreten gegen in dieser Phase völlig überforderten Bayern wird in der 21. Minute belohnt. Kramaric trifft per Vollspannschuss mit gemessenen 93-km/h aus 17 Meter, nicht unhaltbar für Neuer-Vertreter Sven Ulreich, in die Maschen.
Auch in der Folge bleibt „Hoffe“ brandgefährlich, spielt geduldig und passsicher, wirken souverän im Spiel nach vorn. Kurz vor der Pause fast das 2:0, nachdem nach einer Traumkombination Kerem Demirbay frei vor dem Tor am glänzend parierenden Ulreich scheitert. Glück in der 45. Minute, als Bayern-Torjäger Robert Lewandowski bei einem missglückten Schuss nur die Oberkante der Torlatte trifft. Dennoch, der knappe 1:0-Pausenstand war glücklich für die Rot-Weißen, die sich über einen deutlich höheren Rückstand nicht hätten beschweren dürfen. Dies sah auch ein auf der Tribüne staunender Bundestrainer Joachim Löw: „Es ist ein sehr gutes Bundesliga-Spiel. Eines der besten, das ich diese Saison gesehen habe. Sehr intensiv, mit sehr viel Tempo. Hoffenheim hat in der ersten Halbzeit sehr gut und schnell nach vorne gespielt.“
Bayern schaltet einen Gang zu und hat Pech beim Torabschluss
Die bislang enttäuschenden Münchner, die anscheinend in Gedanken schon beim nächstwöchigen Champions League-Topduell gegen Real Madrid waren, legen in der zweiten Hälfte deutlich einen Gang zu und drängen den Gegner zunehmend in die eigene Hälfte. Die größte Ausgleichschance bietet sich erneut Lewandowski, der mit einem Schuss am glänzend reagierenden TSG-Keeper Oliver Baumann scheitert (55.). Weitere Großchancen bieten sich Ribéry (73.), Mats Hummels (74.) und Lewandowski (93.). Doch bis zum Abpfiff bleibt den aufopferungsvoll und leidenschaftlich kämpfenden Hoffenheimer das Glück des Tüchtigen holt.
Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Plätzen
Überschwänglicher Jubel kommt auf, als Schiri Stegemann um 21:52 Uhr eine historische Partie abpfeift. Die Zuschauer, die in den letzten zehn Minuten fast alle nur noch standen, klatschen frenetischen Beifall.
Ein überglücklicher Trainer Nagelsmann: „Ein Sieg über die Bayern tut immer gut. Unser Vertrauen steigt natürlich. Wir haben mutigen Fußball gespielt und uns am Ende dafür belohnt.“
Am Samstag kann die TSG ihren positiven Lauf fortsetzen und am 28. Spieltag beim Hamburger SV den 3. Tabellenplatz festigen. In dieser Form sind die Nordbadener auf alle Fälle ein heißer Anwärter auf die Champions League.
Fotos: Kraichgaufoto