Nach dem Abstieg durchlebte der SV Sandhausen Tiefen und Höhen
Die Regionalliga Südwest befindet sich nach dem 20. Spieltag in der Winterpause. Drittliga-Absteiger SV Sandhausen hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in der neuen Spielklasse etabliert und belegt mit 33 Punkten Tabellenplatz 5. Der Rückstand auf die Pole-Position, die die SGV Freiberg einnimmt, beträgt acht Zähler. Statistisch liegen die Kurpfälzer auch in einem anderen Bereich im vorderen Drittel: Mit durchschnittlich 2.365 Besuchern in den bisher absolvierten zehn Heimspielen am Hardtwald rangieren die Schwarz-Weißen auf Rang 5 der Zuschauertabelle. Zuschauerkrösus sind hier die Offenbacher Kickers mit durchschnittlich 6.218, Schlusslicht ist Schott Mainz mit 433 Zuschauern.

Halbauer und Testroet sind die Unterschiedsspieler
Der 3:2-Sieg bei Hessen Kassel im letzten Spiel vor der Winterpause rundete den guten Eindruck ab, den der SV Sandhausen in den letzten Monaten hinterließ. Zwei in der letzten Saison noch in der 3. Liga aktiven Akteure, die letztendlich auch verpflichtet wurden, um das junge runderneuerte Team nach dem Abstieg zu führen, machten den Unterschied: Der aus Cottbus nach Sandhausen gewechselte Phil Halbauer traf zum späten Sieg, nachdem er zuvor einen Treffer aufgelegt hatte und fast selbstredend steuerte Testroet, der nach seiner Rückkehr nach Sandhausen die Erwartungen sogar noch übertroffen hat und unermüdlich vorangeht, die anderen beiden Treffer in Kassel bei.


Kleiner Spielerkader musste Verletzungsmisere verkraften
Laut des neuen SVS-Trainers Olaf Janßen waren ursprünglich weniger Einsätze zumindest über die volle Distanz für den 35-jährigen Testroet vorgesehen, doch eine große Verletzungsmisere im nur 23 Spieler umfassenden Kader waren ein gravierender Grund, weswegen auf den Kapitän noch mehr Verantwortung zukam. Teilweise standen Janßen nur 13 Feldspieler zur Verfügung, weswegen der Coach, der bei Viktoria Köln bereits Talente entwickelte und den neuen deutschen Nationalspieler Said El Mala entdeckte, erfolgreich auf Akteure der U19 des SVS wie Julian Bürkle und Leonardo Zikora zurückgriff.

Stolze Bilanz mit 25 von möglichen 33 Punkten
Die Treffer in Kassel waren für den Profifußball-erfahrenen Testroet die Tore 14 und 15 im 20. Einsatz, womit er in der Torschützenliste einen Treffer hinter dem Großaspacher Fabian Eisele und damit gleichzeitig einem der schärfsten Konkurrenten des SVS rangiert. Nachdem der SV Sandhausen – was bei 22 neuen Spielern im Kader keine große Überraschung ist – schwer in die Saison gefunden hat, holte er zuletzt aus elf Spielen 25 von 33 möglichen Punkten.
Kann der SVS noch um den Aufstieg mitspielen?
Bei noch 14 ausstehenden Partien gehen die Kurpfälzer mit einem Rückstand von acht Punkten zu Tabellenführer SGV Freiberg und sieben Punkten auf den Zweiten aus Großaspach als Tabellenfünfter in die Winterpause und haben eine hohe, aber nicht unüberwindbare Hürde bei dem Vorhaben, nochmal ins Rennen um den einzigen Aufstiegsplatz einzugreifen, vor sich.

Vieles hängt von Testroet ab
Bei noch 17 Punkten Rückstand zur Tabellenspitze nach neun Spieltagen schien das Wunschziel zwischenzeitlich ein Ding der Unmöglichkeit. In einem Team, das sich immer mehr als Einheit präsentiert, stachen neben Testroet und Halbauer auch Torhüter Lukas Schneller, Abwehrchef Kwabe Schulz, der pfeilschnelle Rechtsaußen Louis Kolbe, Niklas Tarnat oder der Nachwuchsstürmer Maximilian Wagner, die auch die meisten Einsätze vorzuweisen haben, hervor. Ein Ausfall Testroets würde sicher schwerer wiegen, denn dahinter haben mit David Mamutovic und Kolbe zwei Mittelfeldspieler mit je drei Toren am häufigsten getroffen.

Neuzugänge im Visier
Ein oder zwei Neuzugänge sind laut des Sportdirektors Anthony Loviso in der langen bis Ende Februar andauernden Winterpause im Bereich des Möglichen – gerade im Sturmzentrum ist Wagner der einzige Backup für Testroet – doch es bestehen gute Aussichten, dass sich das Lazarett deutlich lichtet: Von den Langzeitverletzten konnte Jannik Graf noch kein Spiel bestreiten und Leon Ampadu, Melvin Ramusovic und Denis Pfaffenrot nur wenige, wobei Ampadu und Pfaffenrot schon vielversprechende Ansätze zeigten.

Schwacher Saisonstart
Der SVS startete mit drei Niederlagen aus den ersten vier Partien in die Saison, ein Tiefschlag war das 0:4 beim benachbarten FCA Walldorf, wofür im ersten Spiel nach der Winterpause am Hardtwald Revanche genommen werden soll. Dabei zog sich das Janßen-Team nach dem zweiten Spieltag im DFB-Pokal-Spiel gegen den Bundesligisten RB Leipzig mehr als achtbar aus der Affäre und verlor nach zweimaliger Führung mit 2:4.
Defensive stabilisierte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten
Die Crux war dennoch zunächst die hohe Anzahl an Gegentoren: 29 Gegentreffern in elf Spielen folgten sieben Gegentreffer in neun Partien und großen Anteil an einer stabileren Defensive hatten der reaktionsschnelle Torwart Schneller, der Arthur Lyska zwischen den Pfosten ablöste und der immer umsichtiger agierende Innenverteidiger Schulz.

„Wir haben uns stabilisiert – verteidigen ist geil“
SVS-Keeper Lukas Schneller
Doch im Kollektiv wurden Vorstellungen des Trainers mehr und mehr verinnerlicht, so sagte Schneller nach dem Sieg gegen die Stuttgarter Kickers: „Am Ende verteidigen wir als Mannschaft überragend, man merkt, dass sich bei uns etabliert hat, wie geil Verteidigen sein kann.“
Wendepunkt war der Sieg über Offenbach
Ein Wendepunkt für ein erfolgreicheres Miteinander war aber mit Sicherheit das Heimspiel am 9. Spieltag, in dem der SVS vor seinen begeisterten Fans aus einem 1:3-Pausenrückstand am Hardtwald einen 4:3-Sieg gegen die Offenbacher Kickers machte.

„Es wächst etwas zusammen im ganzen Verein“
Cheftrainer Olaf Janßen
Nach dem verdienten 1:0-Heimsieg gegen Tabellenführer Freiberg resümierte Janßen: „Der Weg ist steinig und schwer, aber es wächst etwas zusammen im ganzen Verein. Einstellung, Gier, Mentalität, DNA: Davon hat man heute viel auf dem Platz gesehen, das merken auch die Zuschauer. Dieses Spiel gibt die Richtung für die nächsten Wochen vor, gerade mit Blick auf das Selbstvertrauen.”
Es ist in beide Richtungen noch alles möglich
Für den SVS-Coach ist im Hinblick auf die zweite Saisonhälfte wichtig, dass sich seine Mannschaft weiterhin für den hohen Aufwand belohnt und den Abstand auf die ganz vorderen Ränge immer kleiner werden lässt. Ob die Kurpfälzer am Ende wirklich noch ins Meisterschaftsrennen eingreifen können, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen müssen sie beim Re-Start Ende Februar ihre Erfolgsserie nahtlos fortsetzen und zum anderen auf ein Schwächeln der besserplatzierten Teams hoffen. Die Saison ist noch lange und es kann in beide Richtungen sehr vieles passieren!

Realistische Bewertung
Die Anforderungen und Erwartungen am Hardtwald waren schon immer sehr hoch. Sollte die völlig neu zusammengestellte Mannschaft am Saisonende sich im oberen Tabellendrittel etablieren, kann das Jahr eins unter Trainer Janßen durchaus als Erfolg bewertet werden. Aufgrund der Findungsphase und des Neuaufbaus wurden in der ersten Hälfte der Hinserie viele Punkte liegen gelassen, die am Ende zum Sprung nach ganz oben fehlen dürften. Fakt ist, dass das Anspruchsdenken beim SVS nach bekanntem Muster in der nächsten Saison automatisch größer sein wird. Nach einem Übergangsjahr wird bei einem zweiten Regionalligajahr die Meisterschaft bzw. die Rückkehr in die Dritte Liga als Saisonziel auserkoren.
AM / BWA
Fotos: foto2press











