„Der Trubel in Hoffenheim ist für mich ungewohnt“

Sven Schipplock

Beim letzten Bundesligaspiel der TSG Hoffenheim gegen den Hamburger SV kam es zum Wiedersehen mit dem ehemaligen TSG-Stürmer Sven Schipplock. In vier Jahren Hoffenheim absolvierte der Schwabe 92 Pflichtspiele, in denen er 26 Treffer erzielte. Nach der Partie unterhielt sich bwa-sport.de mit dem Neu-Hamburger:
Herr Schipplock, wie war denn das erste Wiedersehen mit dem ehemaligen Verein?
Schipplock: Die Rückkehr war klar eine etwas schwierige Situation für mich. Es waren sehr gemischte Gefühle. Zum einen freute es mich, dass ich meiner Mannschaft helfen konnte, auf der anderen Seite geht es nicht spurlos vorbei, was hier gerade abläuft.

Sie waren an den entscheidenden Szenen direkt beteiligt. Nach einem Foulspiel an Ihnen flog Ermin Bicakcic vom Feld und kurz vor dem Ende gaben Sie die Vorlage zum Siegtreffer.
Schipplock: In den 25 Minuten, wo ich auf dem Feld stand, war einiges los. Nach einem Foul an Fabian Schär bekam ich auch noch die gelbe Karte. Ich bin von der Art ein Typ, der immer, wenn er ins Spiel kommt, noch etwas bewegen kann. Ich war froh, dass ich heute mal etwas mehr Spielzeiten bekam.

Der HSV hat sich von der TSG punktuell deutlich distanziert.
Schipplock: Für uns war dieser Auswärtssieg enorm wichtig, um nicht in die Abstiegsregionen zu rutschen. Am Ende ging das Ergebnis auch in Ordnung.

Hoffenheim steckt in einer sportlichen Krise. Wie haben Sie die Situation Ihres Ex-Vereins bislang wahrgenommen?
Schipplock: Die Situation ist schwierig zu beurteilen. Ich habe die Informationen auch nur aus der Zeitung. Der ganze Trubel derzeit ist ungewohnt. Ich war vier Jahre bei der TSG. Im ersten Jahr gab es auch viel Theater, doch danach verlief alles geordnet und ruhig ab. Für mich ist das Ganze sehr verwunderlich. Als ich gelesen habe, dass das Spiel gegen uns zum Ultimatum-Spiel erklärt wurde, war ich sehr überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass es schon so weit sein würde. Ich habe nicht mehr den Blick in den Verein, nur noch hin und wieder Kontakt zu einzelnen Spielern.

Zuletzt kosteten späte Gegentreffer viele wichtige Punkte.
Schipplock: Man hat gegen uns deutlich gesehen, dass die Mannschaft verunsichert – total verunsichert – ist. Ich habe sie so noch nie spielen sehen. Wir haben heute auch kein großes Feuerwerk abgebrannt, aber es hat gereicht. Der ganze Rummel um den Trainer geht an der Mannschaft nicht spurlos vorbei. Das Selbstvertrauen fehlt, keiner übernimmt das Zepter. Jeder steckt diese Situation individuell anders weg.

Sie haben mit Hoffenheim schon mal Abstiegskampf durchlebt.
Schipplock: Für die Mannschaft ist es natürlich ein Vorteil, dass man schon einmal in so einer ähnlichen Situation war. Trotzdem wird es nicht einfach. Die Selbstverständlichkeiten wo sonst da sind, die Pässe, die Tore – das alles ist in so einer Situation anders. Ich hoffe nach wie vor, dass Hoffenheim da unten schnellstmöglich wieder heraus kommt.

War der Erfolg eine Art Genugtuung für Sie?
Schipplock: Nein, Genugtuung ist es keine für mich. Ich bin mit einem guten Gefühl im Sommer aus Hoffenheim gegangen. Es gab keinen Hassgedanken oder sonstiges. Es ist nur ärgerlich, dass die TSG jetzt sportlich so schlecht dasteht.

Wie lebt es sich in Hamburg?
Schipplock: Sehr schön. Hamburg ist eine mit Abstand der schönsten Städte, wo man als Fußballer leben kann. Vom schönen Essen bis zum Ramba-Zamba-Kiz – alles ist vorhanden. Die Lebensqualität ist sehr hoch. Ich habe zuvor in Heidelberg gelebt, da war es nicht ganz so groß, aber ähnlich schön (lacht).In den ersten zwei bis drei Monaten in Hamburg war im Auto ständig das Navi an. Jetzt ist es schon einiges besser.

Foto: Kraichgaufoto

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