Die Abstiegssorgen werden nach dieser Vorstellung immer größer

TSG bietet beim 0:1 gegen Wolfsburg Schmalkost und wartet weiter auf ein Erfolgserlebnis

Neues Jahr, die gleichen Probleme! So könnte man die Situation bei der TSG Hoffenheim nach der 0:1-Heimniederlage gegen den VfL Wolfsburg am besten umschreiben. TSG-Cheftrainer Christian Ilzer hatte im Vorfeld vom wichtigsten Spiel seit er in Hoffenheim ist gesprochen. Doch was dann seine Profis in den 96 Spielminuten bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt den 18.114 Zuschauern in der Sinsheimer PreZero-Arena boten, war letztendlich die schwächste Darbietung einer Hoffenheimer Mannschaft in der bisherigen Ilzer-Ära.

Sieglos in den letzten acht Spielen und nur drei Torerfolge

Seit acht Pflichtspielen warten die Kraichgauer nunmehr schon auf einen Sieg, erzielten hierbei nur drei Treffer. Nach dem Heidenheimer Sieg über Union Berlin hat sich der Vorsprung auf den Sechzehnten von der Ostalb auf nur noch einen Zähler verringert. Die TSG steckt nun noch tiefer im Abstiegskampf und so mancher Hoffe-Fan ahnt schlimmes, angesichts des schwierigen Rest-Januar-Programms mit den Duellen bei den Bayern, im hohen kalten Norden in Kiel, zu Hause gegen Frankfurt und dann bei Meister Leverkusen. Dazwischen sind noch die beiden restlichen Europa League-Gruppenphasenspiele gegen Tottenham und Anderlecht terminiert. Angesichts des dichten Terminkalenders bieten sich dem österreichischen Trainerteam nach wie vor wenige Gelegenheiten, mit Trainingseinheiten den gewünschten Spielstil bzw. die neue DNA intensiver einzustudieren.

TSG-Stürmer Hlozek (Bildmitte) hatte in der gesamten Partie nur einen Torabschluss, als er in der Anfangsphase den Ball übers Tor schoss

Rückschritt statt Fortschritt

Vom erhofften Befreiungsschlag war am 16. Bundesliga-Spieltag nichts erkennbar. Von der Leistungssteigerung mit vielen Toraktionen kurz vor Weihnachten beim 1:2 gegen Mönchengladbach nichts zu sehen. Vor allem in der ersten Hälfte lieferten die Blau-Weißen eine äußerst schwache Vorstellung und hatten bis auf einen Kopfball von Arthur Chaves keine einzige Toraktion. Aber auch die Wolfsburger hatten in der ersten halben Stunde bis auf einen Schuss von Tiago Tomas nichts produktives zustandegebracht.

Standardspezialisten schlagen durch Amoura eiskalt zu

Die alles entscheidende Szene ereignete sich nach einer halben Stunde: Zunächst entschärfte Torhüter Oliver Baumann mit einer Glanzparade einen Kopfball von Tomas, die zur anschließenden Ecke führte. Als Maximilian Arnold diese dann in den Strafraum schlug, stieg am Elfmeterpunkt Mohammed Amoura völlig frei hoch zum Kopfball und traf unhaltbar zur 1:0-Gästeführung. Gegenspieler Alexander Prass stand dabei anteilsnahmslos in der Zuschauerrolle untätig daneben. Für die Wölfe war es bereits der elfte Saisontreffer nach einer Standardsituation.

Lyon-Neuzugang Gift Orban blieb bei seinem Debüt im Hoffe-Dress blass und wurde nach einer Stunde ausgewechselt

TSG läuft erneut einem Rückstand hinterher

Auf der anderen Seite war es gleichzeitig das 29. Spiel der Hoffenheimer in Folge, in dem sie einem Gegentreffer kassierten. Zugleich war es das neunte Spiel in Folge, in dem man einem Rückstand hinterherlaufen musste.

Baumann verhindert das 0:2

In der 39. Minute verhinderte Keeper Baumann gegen Tomas einen höheren Rückstand, als er dessen Schuss aus kurzer Entfernung parierte. Die Südkurve quittierte die schwache erste Hälfte ihrer Mannschaft zu Recht mit Pfiffen und der Aufforderung: „Wir woll’n euch kämpfen seh’n!“.

„Die erste Hälfte war gar nichts“

Kevin Akpoguma

Der in der zweiten Hälfte in die Partie gekommene Kevin Akpoguma zur bislang unterirdischen Leistung seiner Mannschaft: „Die erste Hälfte war gar nichts. Mit Ball haben wir sehr nervös agiert, uns hat der Mut gefehlt. Gegen den Ball haben wir uns auch sehr schwergetan und sind nie ins Pressing gekommen. Wir sind nach dem Gegentor mal wieder hinterhergelaufen.“

Hlozek und Neuzugang Yardimci hindern sich gegenseitig beim Kopfball

Leistungssteigerung ohne erkennbaren Erfolg

Im zweiten Abschnitt schalteten die Gäste einen Gang zurück und ließen den Gegner etwas mehr ins Spiel kommen, der jedoch viel zu umständlich und unproduktiv sich dies nicht zu Nutzen machte. Etwas munterer wurde es erst in der Schlussviertelstunde. Während ein abgefälschten Distanzschuss vom erneut blassen Andrej Kramaric knapp das VfL-Tor verfehlte (74.), scheiterte auf der anderen Seite Jonas Wind bei einer Direktabnahme am rechten Pfosten (76.).

Prass vergibt die Megachance zum Ausgleich

Die wohl größte Torchance der gesamten Partie vergab in der 79. Minute der hoffenheimer Prass, der den Ball aus nur vier Metern völlig frei vor dem Tor über die Latte jagte. Eine bezeichnende Situation spielte sich wenig später ab, als Max Moerstedt und Adam Hlozek sich in aussichtsreicher Schussposition am Elfmeterpunkt gegenseitig behinderten und so eine weitere Ausgleichschance leichtfertig vergaben.
Spätestens jetzt war jedem Hoffe-Fan klar, dass dies heute wieder nichts wird. Und so endete schließlich auch der viel erhoffte Jahresauftakt mit einem enttäuschenden Negativerlebnis, der die Sorgenfalten bei den Gastgebern noch größer werden ließ.

Oliver Baumanns Dank an die Fans für den Support

„Wir stehen da, wo wir stehen, auch irgendwie zurecht“

Oliver Baumann zur aktuellen Situation

Das Fazit von TSG-Kapitän Baumann: „Es ist keine leichte Situation, sondern eine große Aufgabe. Wir stehen da, wo wir stehen, auch irgendwie zurecht. Du musst so lange dagegen ankämpfen, bis das Ding wieder kippt. Wir nehmen die Situation an, es ist Abstiegskampf, das ist klar.“

Max Moerstedt steigt am höchsten, kann den Ball aber nicht gefährlich aufs Wolfsburger Tor köpfen

„Es ist eine schwierige Situation, die wir zusammen meistern müssen“

Geschäftsführer Andreas Schicker

TSG-Geschäftsführer Andreas Schicker sagte nach Abpfiff in der Mixed Zone: „Es ist eine schwierige Situation, die wir zusammen meistern müssen. Uns war bewusst, dass es kein einfaches Jahr wird. Wir müssen gemeinsam weitermachen und dann bin ich absolut davon überzeugt, dass wir da auch rauskommen.“

Wolfsburgs Vavro (re.) klärt mit dem Kopf vor Hlozek

„Wir sind im Abstiegskampf, das ist Fakt“

Kevin Akpoguma

Und Akpoguma ergänzte vielsagend: „Wir sind im Abstiegskampf, das ist Fakt und kann doppelt unterstrichen werden. Ich kenne die Situation. Wir müssen jetzt zusammenstehen.“

Enttäuschter Blick bei TSG-Coach Christian Ilzer

Stimmen der Trainer:

„Das war wenig bis nichts von dem, was wir uns vorgenommen haben“

TSG-Trainer Christian Ilzer

Christian Ilzer (Hoffenheim): „Es war ein verdienter Sieg von Wolfsburg, vor allem wegen der ersten Hälfte. Das war wenig bis nichts von dem, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben zu wenig unternommen, um mal in Führung zu gehen. Mir hat vieles nicht gefallen, zu wenig Aggressivität gegen den Ball zum Beispiel. Nach der Pause war es deutlich besser, wir hatten durch Alexander Prass auch eine Riesenchance. Das Gesicht von der ersten Hälfte dürfen wir nicht mehr zeigen, mit dem Engagement der zweiten Hälfte können wir arbeiten.“

„Wir haben sehr konsequent verteidigt und wenig zugelassen“

VlL-Coach Ralp Hasenhüttl

Ralph Hasenhüttl (Wolfsburg): „Es war seit langem mal wieder ein Spiel, bei dem wir auch defensiv stabiler waren. Die erste Hälfte war sehr gut. Wir haben sehr konsequent verteidigt und wenig zugelassen, aber bei einem 1:0 bleibt es immer eng.“

Ratlose Hoffenheimer nach dem Abpfiff: Von linlks: Geiger, Moerstedt und Yardimci

Chancenlos in München?

Angesichts der enttäuschenden Vorstellung dürfte den Hoffenheimern im nächsten Auswärtsspiel am Mittwochabend (20:30 Uhr) beim FC Bayern München nur die kühnsten Optimisten eine Minimalchance zutrauen. Es ist zwar schwer vorstellbar, dass die Ilzer-Truppe hierbei in nur vier Tagen ein völlig anders Gesicht präsentiert, aber dennoch ist nicht zuletzt den leidgeplagten Fans gegenüber eine Trotzreaktion zu erwarten.

Aufstellungen

TSG Hoffenheim: Baumann – Kadeřábek (46. Gendrey), Arthur Chaves, Nsoki (46. Akpoguma), Prass – Stach, Samassekou (46. Yardimci) – Bischof (79. Geiger), Kramaric – Hlozek, Orban (60. Moerstedt)
VfL Wolfsburg: Grabara – Fischer (89. Bornauw), Vavro, Koulierakis, Maehle (89. Vranckx) – Arnold – Dardai (79. Svanberg), Gerhardt – Amoura (63. Wimmer), Tiago Tomas (79. Kaminski) – Wind
Tor: 0:1 Amoura (29.)
Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle)
Zuschauer: 18.114

Fotos: Kraichgaufoto

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