Die Baustelle in der Personalsituation bleibt bestehen

Die Situation bei den Aussortierten ist lediglich aufgeschoben statt aufgehoben. Die erhoffte Reduzierung des aufgeblähten Hoffenheimer Spielerkaders konnte sowohl in der Sommer- als auch in der Winterwechselperiode nur teilweise vollzogen werden. Alexander Rosen, Leiter des Hoffenheimer Profifußballs, musste dabei Schwerstarbeit verrichten. Ein zeitraubender Job, der immer umfangreicher, komplizierter und von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist. Liebend gerne hätten die Kraichgauer einige ihrer nicht zur ersten Garnitur zählenden Profis abgeben. Oft scheitern die Verhandlungen an den weniger wechselwilligen Profis, den Ablöse- oder Leihgebühren, den hohen Spielergehälter oder den Vorstellungen der Spielerberater. Im Sommer ist zu erwarten, dass sich nach Beendigung vieler Leihverträge der Kader wieder deutlich vergrößert. Die Kraichgauer leiden immer noch an den schwerwiegenden, kostspieligen Folgen der Vergangenheit, als Kurzzeit-Trainer und -Manager mit dicken Geldtaschen auf Einkaufstour gingen. Üppige, langfristig garantierte Gehälter lassen bei den zahlreichen Aussortierten kein Fernweh aufkommen. Erleichterung, ja Befreiung, war spürbar, als die Vertragsauflösung des Millionen-Kontrakts mit Ex-Nationalkeeper Tim Wiese kurz vor Rückrundenstart vermeldet wurde. Auch wenn die hohe Abfindung, die Rede ist von nahezu sieben Millionen Euro, sehr schmerzhaft war, so konnte man sich den bislang größten Spielerflops der Vereinsgeschichte entledigen. Eine bis dahin für beide Seiten unbefriedigende Situation, die durch einige mediale Begleiterscheinungen für zusätzliches Negativimage sorgte. Der ausgemusterte Franzose Matthieu Delpierre konnte kurz vor Schließung der Wechselfrist an den niederländischen Erstligisten FC Utrecht ablösefrei abgegeben werden. Weiterhin auf der Gehaltsliste und nicht transferierbar die noch verbliebenen Mitglieder der ehemaligen Trainingsgruppe 2 Edson Braafheid und Matthias Jaissle. Viele Personalprobleme sind nur aufgeschoben statt aufgehoben. Die Suche nach langfristigen Lösungen offenbart sich als äußerst schwierig. Die Wahrscheinlichkeit, dass die ausgeliehenen Profis Joselu, Derdiyok, Acquah, Musona, Weis, Malbasic, Wieser, Advincula, Gregoritsch und Ponce am Saisonende zurückkehren, ist groß. Anders sieht es bei Grifo und Ludwig aus, die bei Zweitligisten geparkt wurden, um Spielpraxis zu sammeln und sich dadurch weiter zu entwickeln. Am Saisonende wird sich auch qualitativ einiges verändern. Das Interesse anderer Clubs an Leistungsträgern hat spürbar zugenommen. Dass für die Offensivkräfte Kevin Volland und Roberto Firmino ein Tapetenwechsel bevorsteht, gilt als sehr wahrscheinlich. Trotz bestehender Verträge werden hohe Ablösesummen zum Entscheidungsfaktor. Der Marktwert der beiden tendiert jeweils um die zwölf Millionen Euro. Die Verlockung, sich bei großen Vereinen auf internationalem Parkett mit entsprechender Gehaltsaufstockung zu präsentieren, ist groß. Die Frage stellt sich, kann 1899 es sich leisten seine torgefährlichsten und laufintensivsten Stars abzugeben? Firmino liegt mit neun Toren und sieben Vorlagen auf Platz drei der Liga-Scorer-Wertung. Volland erzielte sieben Treffer und bereitete fünf Tore vor. Der Deutsch-Amerikaner Fabian Johnson hat seinen Abschied am Saisonende bereits angekündigt. Er wird ablösefrei nach Mönchengladbach wechseln. Kapitän Andreas Beck hat sich noch nicht entschieden, ob er seinen auslaufenden Vertrag verlängert oder einen Tapetenwechsel vorzieht. Die russische und italienische Liga locken. Angesichts der aktuellen Probleme im Defensivbereich sollten Überlegungen nicht außer acht gelassen werden, nach sinnvollen Verstärkungen für die nächste Saison Ausschau zu halten. Falls Volland und Firmino sich im Sommer tatsächlich verabschieden, wird es schwer werden gleichwertigen Ersatz für die Offensive zu finden.

BWA-Foto Roberto Firmino, BWA-Foto Fabian Johnson, und BWA-Foto 1899-Torjubel-1

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