„Die Erwartungshaltung ist größer geworden“

Sandhausens Nummer 1 ist ein Garant für den Klassenerhalt

Der 30-jährige Marco Knaller spielt seit 2013 für den SV Sandhausen und avancierte nach dem Abgang von Manuel Riemann 2015 zum Stammtorhüter bei den Kurpfälzern. In den letzten beiden Spielzeiten hatte er mit zahlreichen Paraden große Anteile daran, dass der SVS die Klasse hielt. Vor dem Saisonabschluss am Hardtwald gegen Hannover 96 unterhielt sich bwa-sport.de mit dem Österreicher.

Die Erleichterung über den Klassenerhalt war nach dem 1:0-Erfolg in Würzburg groß. Wie hat die Mannschaft diesen Erfolg gefeiert?
Marco Knaller:
Es war eine große Erleichterung. Man merkte anhand vieler langer Bälle und an bissigen Zweikämpfen, dass beide Mannschaften unter Druck standen. Die Fans haben uns super unterstützt. Auf der Rückfahrt haben wir natürlich etwas gefeiert, und anschließend hatten wir drei freie Tage.

Zum Abschalten nach Las Vegas, Wien und Mallorca

Jetzt ist erstmal Urlaub und Erholung angesagt. Wie werden Sie abschalten?
Knaller:
Nächste Woche werden wir wahrscheinlich zunächst mit der Mannschaft wieder etwas gemeinsam unternehmen und wie letztes Jahr wohl nach Las Vegas fliegen. Ich persönlich werde danach noch etwas in Wien bei meiner Familie sein – und anschließend mit der Familie und meiner Tochter zum Entspannen nach Mallorca fliegen, bevor es bald wieder losgeht.

Mit einem Heimsieg gegen Hannover wäre der achte Tabellenplatz möglich. Wurde der Mannschaft schon eine Sonderprämie in Aussicht gestellt?
Knaller:
Davon wissen wir noch nichts (lacht). Jedenfalls haben wir nochmal ein super Spiel am Ende, welches möglicherweise fast ausverkauft sein wird. Es wird nochmal Spaß machen, da nicht mehr ganz so der Druck vorhanden ist. Hannover hat drei gesperrte Spieler, aber sie haben einen Riesen-Kader, und ich denke nicht, dass es die Sache für uns großartig leichter macht. Auch wenn das Stadion wohl in Hannoveraner Hand sein wird, werden wir versuchen, das Spiel zu gewinnen, was für uns und die Fans natürlich schön wäre. Den einstelligen Tabellenplatz wollen wir auf alle Fälle versuchen zu erreichen.

´Torwart gegen Stürmer`- Marco Knaller hier in der Éins gegen Ein`-Situation

"Einen Konkurrenzkampf wird es immer geben"

Personell kommt es bei den Torhütern zu einigen Veränderungen: Schuhen kommt für Hiegl und für Wulle, der sich einen Kreuzbandriss zuzog, soll ebenfalls Ersatz kommen.
Knaller:
Ich habe jetzt zwei sehr gute und konstante Jahre gespielt - Konkurrenzkampf wird es immer geben. Das war in der letzten und in dieser Saison so und wird auch in der neuen Saison so sein. Es war klar, dass nach Ricks Ausfall und dem Weggang von Michael Hiegl zwei Torhüter kommen werden.

Freiburg bleibt unvergessen - die Abwärtsspirale in der Rückrunde lästig

Was waren für Sie die Höhe-, was die Negativpunkte der zu Ende gehenden Zweitligasaison?
Knaller:
In positiver Hinsicht fällt mir natürlich das Pokalspiel in Freiburg ein, wo wir im Elfmeterschießen weiter kamen. Außerdem natürlich die gute Hinrunde, in der wir einige Punkte geholt haben. Negativ war, dass wir in der Rückrunde in eine Abwärtsspirale gekommen sind. Es war ja nicht so, dass wir immer schlechte Leistungen geboten haben, aber die Ergebnisse haben nicht gepasst. Zum Glück haben wir mit den Siegen gegen Karlsruhe und in Würzburg nochmal die Kurve bekommen.

Veränderte Wahrnehmung

Sie sind seit 2013 am Hardtwald. Als wie wichtig stufen Sie den erneuten Klassenerhalt gegenüber den Vorjahren ein?
Knaller:
Es hat immer wieder einen Stellenwert. Es wird schon gern als selbstverständlich angesehen, dass wir die Klasse halten. Die Erwartungshaltung ist größer geworden als am Anfang. Die ersten beiden Male wurde schon mehr gefeiert, und jetzt ist es schon normaler geworden.

Marco Knaller beim Torabstoss

"Für Nationaltrainer Koller bin ich zu alt"

Ist die WM-Teilnahme mit Österreich 2018 für Sie ein Traum?
Knaller:
Ein Traum ist es natürlich, aber ich war die letzten Male auch nicht dabei. Der Teamchef Marcel Koller hat da eine andere Ansicht und hat mir deutlich gesagt, dass ich zu alt bin. Die jetzige Nr. 1 ist genauso alt, daher muss man das nicht immer verstehen. Ein Traum ist es, aber in der jetzigen Konstellation wird sich da wohl nichts ändern.

Sie sind als Österreicher sehr heimatverbunden.
Knaller:
Österreich ist ein sehr schönes Land. Ich bin immer, wenn es geht, zuhause - entweder in Wien oder in Kärnten. Außerdem versuche ich, jedes Jahr in der Winterpause ein paar Tage Skifahren zu gehen. Mit dem Wandern wird es vielleicht noch mehr werden, wenn meine Tochter etwas größer ist.

Bitte keinen Vogel im Tor, der alle verrückt macht

Die etwas introvertiertere Position des Torhüters war Ihnen durch Ihren Vaters Wolfgang, der 705 Ligaspiele in Österreich bestritt, schon etwas in die Wiege gelegt.
Knaller:
Das war schon immer so mit der Position. Auf dem Platz möchte ich Ruhe ausstrahlen, der Mannschaft Ruhe geben und in den nötigen Situationen da sein. Ich halte nichts davon, wenn im Tor ein Vogel steht, der alle verrückt macht und herumschreit wie wild, da es eigentlich keinen Sinn hat. Ich denke, da wird man eher unruhig als Vordermann.

"Mein Vater ist für mich Trainer und Vorbild zugleich"

Ihr Vater hat großen Anteil an Ihrer Karriere. Trainierte er Sie schon als Kind im Garten?
Knaller:
(lacht) Im Garten nicht, aber ich habe schon sehr oft mit ihm früher trainiert. Unter anderem gab es auch mal ein Jahr, in dem ich vereinslos war – da spielten Verletzungen und ein gescheiterter Transfer mit eine Rolle. Dadurch habe ich fast das ganze Jahr mit ihm trainiert und mich mit ihm fit gehalten, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er ist mein Vorbild.

Möchten Sie wie andere Torhüter auch bis zum 40. Lebensjahr spielen?
Knaller:
Es ist schon mein Ziel, solange wie möglich zu spielen. Die 40 Jahre habe ich mir dabei schon vorgenommen. Natürlich ist es auch immer die Frage, wie der Körper mitspielt.

Mit Kindern zu arbeiten macht mir Spaß

Und danach streben Sie evtl. eine Karriere als Torwarttrainer an?
Knaller:
Das wäre schon das Erste, was ich mir vorstellen könnte, aber ich bin auch gerade dabei, mit meinem Vater eine Torwart-Schule in Österreich aufzubauen, in der Kinder und Jugendliche trainieren. Mit Kindern zu arbeiten, würde mir sicher auch Spaß machen.

Fotos: BWA

Knaller dirigiert seine Vorderleute

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