Die Rückkehr an den Ort, wo alles begann

Julian Nagelsmann formte aus einem Abstiegskandidaten ein Spitzenteam

Im Bremer Weserstadion feierte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann am 11. Februar 2016 seinen ersten Auftritt auf der Bundesliga-Bühne. Beim 1:1-Unentschieden holte die TSG dabei einen wichtigen Auswärtspunkt im Abstiegskampf. Bei Amtsantritt, des damals mit 28 Jahren jüngsten Erstliga-Coach aller Zeiten, stand es nicht gut um die Blau-Weißen, die nach 20 Spieltagen mit nur 14 Punkten auf dem vorletzten Platz rangierten. Doch mit dem Trainer-Jüngling kehrte der Erfolg ins Fußballdorf zurück. In den restlichen 14 Rückrundenspielen holte das Team 23 Punkte und sicherte sich mit dem 15. Platz die Ligazugehörigkeit. In der Folge formte der gebürtige Allgäuer aus einem Abstiegskandidaten ein Spitzenteam. In der Saison 2017/18 werden die Kraichgauer erstmals international vertreten sein. Ob Champions- oder Europa League, neben RB Leipzig zählt die TSG zu der Sasionüberraschung schlechthin.

Für Florian Grillitsch geht es mit Werder gegen seinen neuen Arbeitgeber

Mit der richtigen Spielidee zum Erfolg

Julian Nagelsmann versteht es geschickt, seine Spieler zu begeistern, zu motivieren und weiter zu entwickeln. Als Taktikfuchs gelingt es ihm immer wieder mit seiner Spielidee erfolgreich zu sein. Selbstvertrauen und Glaube in die eigene Stärke sind im Verein überall zu spüren. Vor dem noch ausstehenden letzten Heimspiel beim Saisonfinale am 20. Mai gegen den FC Augsburg sind die Kraichgauer zu Hause in dieser Saison noch ungeschlagen - ein Vereinsrekord. Am Samstag könnte Hoffenheim mit dem historisch ersten Bundesliga-Sieg in der Hansestadt seine Chancen auf Platz 3, der zur direkten Qualifikation zur Champions League berechtigt, wahren.

Sandro Wagner konnte im ´freien Training` aus allen Lagen auf´s Tor rohren

Grillitsch zwischen Champions- und Europa League

Für den Bremer Florian Grillitsch wird es das letzte Heimspiel im Weserstadion. Der 21-Jährige wechselt im Sommer ablösefrei zur TSG. Der Mittelfeldspieler macht kein Geheimnis daraus, was seine Beweggründe für den Wechsel sind: „Der Trainer spielt die größte Rolle. Er ist ein wichtiger Faktor. Ich freue mich, nächstes Jahr europäisch zu spielen.“ Grillitsch blendet am Samstagnachmittag alle Zukunftsperspektiven aus, will nur an Werder denken und mithelfen, mit zwei Siegen die Norddeutschen in die Europa League zu führen: „Ich will nicht, dass der Fokus auf meiner Person liegt. Schon gar nicht will ich mir nachsagen lassen, nicht alles gegeben zu haben. Das gilt auch für die letzten beiden Spiele.“ Der Österreicher zur Situation seines neuen Klubs: „Ich glaube, Hoffenheim hat den größeren Druck. Da geht es um die Champions League.“ Eine dennoch außergewöhnliche Situation: Man stelle sich vor, Grillitsch schießt Werder zum Sieg und verbaut sich dadurch die nächstjährige Champions League Teilnhme.

Wagner konnte beim Training die Birne aussschalten und war der glücklichste Mensch

Nagelsmann scheint vor solchen Druckphasen auch hier die richtige Lösung gefunden zu haben. Um den Frustabbau der 1:2-Niederlage in Dortmund zu beschleunigen, hat er sich für das Training etwas Besonderes einfallen lassen. Der TSG-Coach: „Wir haben einen Wettkampftag im Training eingelegt. Dabei standen verschiedene Spielchen in Teams im Mittelpunkt - keine Taktikschulungen. Ich wollte etwas machen, bei dem die Jungs nicht groß die Birne einschalten müssen, sondern einfach nur spielen können.“ Ganz besonders glücklich darüber war Torjäger Sandro Wagner. Nagelsmann weiter: „Sandro hat sich gefreut, als ob Weihnachten, Ostern, Geburtstag und alle weiteren Feiertage an einem Tag wären. Er war bester Laune. Er hat es nicht so gerne, wenn es viele Regeln gibt. Er liebt es halt auf’s Tor zu rohren.” Dies war zur anderen Übungseinheit während der Woche, wo es ums Anlaufen aus der Grundordnung ging, eine willkommene Abwechslung. Wenn Wagner jetzt in Bremen sein Team zum Sieg schießt, hat der Trainer wieder alles richtig gemacht!

Fotos: Kraichgaufoto

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