Für Manfred Lautenschläger „ist das Kind schon halb in den Brunnen gefallen“
Matthias Lautenschläger ist ein in der Sinsheimer PreZero Arena oft gesehener Besucher. Soweit es ihm seine Termine ermöglichen, verfolgt er regelmäßig die Heimspiele der TSG Hoffenheim. Seit drei Jahren ist der geschäftsführende Gesellschafter der MLP Academics Heidelberg Dauerkartenbesitzer und ein großer Fan des Gesamtkonzeptes der Kraichaguer, vor allem von der Jugendarbeit und der Durchlässigkeit vom Nachwuchs- in den Profibereich. Zusammen mit seinem 85-jährigen Vater Manfred Lautenschläger, dem Gründer der Firma MLP, war er auch beim ersten Europa League-Heimspiel der Hoffenheimer gegen Dynamo Kiew auf der nur sehr spärlich besetzten Haupttribüne zu Gast. Sowohl Vater als auch Sohn haben vor dem Anpfiff kräftig beim Badnerlied mitgesungen. Am Rande der Partie unterhielt sich bwa-sport.de mit den beiden Vollblut-Basketballern, die auch eine große Liebe zum Fußballsport haben über die Situation bei der TSG Hoffenheim.
„Ich kann die Trainerdiskussion überhaupt nicht nachvollziehen“
Matthias Lautenschläger zur Trainerdiskussion
Matthias Lautenschläger ist ein großer Fan des Hoffenheimer Konstruktes, behält sich aber auch vor, sich zu einigen Dingen kritisch im Profibereich zu äußern. Auch wenn es zuletzt vier Bundesliga-Niederlagen in Folge gab, möchte der 44-Jährige nicht gleich alles in Frage stellen: „Ich finde die spielerische Anlage der Mannschaft sehr gut. Leider Gottes hat ein kleiner Fehler gegen Werder Bremen ein rauschendes Fußballspiel, was hätte sehr gut für die TSG laufen können, beendet. Ich finde es sehr schade, dass danach sofort wieder die Trainerdiskussion aufkommt.“ Für Lautenschläger Junior sollte der Trainer mehr Vertrauen und Zeit bekommen: „Ich kann die Trainerdiskussion überhaupt nicht nachvollziehen. Ich bin auch der Meinung, dass man auch einem Sebastian Hoeneß vor zwei Jahren mehr Zeit hätte geben sollen. Es zeigt sich jetzt beim VfB Stuttgart, zu was er in der Lage als Trainer ist. Pellegrino Matarazzo hat es verdient, diese Chance jetzt auch zu bekommen und ich hoffe nicht, dass jetzt im Nationalmannschaftsfenster die Reißleine gezogen wird.“
„Der Spielstil unter Trainer Matarazzo ist in meinen Augen erfolgsversprechend“
Matthias Lautenschläger zur Hoffenheimer Spielweise
Matthias Lautenschläger gefällt die Hoffenheimer Spielweise: „Der Spielstil unter Trainer Matarazzo ist in meinen Augen erfolgsversprechend und ich hoffe, dass er dies hier auch implementieren kann.“
„Was will man eigentlich mehr?“
Matthias Lautenschläger über die Arbeit von Alexander Rosen
Angesprochen auf die Entlassung von Geschäftsführer Sport Alexander Rosen, die für sehr viel Unruhe und Unverständnis bei den Fans sorgte, hatte er eine klare Meinung: „Man muss Alex Rosen an den Zielen messen: Die Hoffenheimer haben mit Transfererlösen wie für Maximilian Beier für 30 Mio. Euro nach Dortmund, Nachwuchsarbeit, die U20 wird Deutscher Meister und Pokalsieger, Durchlässigkeit vom Nachwuchs- in den Profibereich wie zuletzt bei Max Moerstedt, Qualifikation fürs internationale Geschäft sehr viel erreicht. Was will man eigentlich mehr? Wie es dennoch zur Trennung kam, ist auch ihm ein Rätsel: „Was hinter den Kulissen läuft, entzieht sich meinen Kenntnissen. Es wird sicherlich Gründe für diese Entscheidungen gegeben haben, aber nach außen sind sie nicht immer ganz klar.“
„Was ich kritisiere ist ein Management, dass ich nicht nachvollziehen kann“
Manfred Lautenschläger zum Hoffenheimer Management
Vater Manfred Lautenschläger, der nach eigener Aussage auf dem Fußballplatz in Karlsruhe groß geworden ist und wenn es die Zeit erlaubt, sich immer wieder gerne die Spiele der TSG Hoffenheim anschaut und mitfiebert, nimmt gewöhnlich bei seinen Aussagen kein Blatt vor den Mund. Der MLP-Gründer macht sein Unverständnis zur aktuellen Vereinspolitik der Kraichgauer klar deutlich: „Was ich kritisiere ist ein Management, dass ich nicht nachvollziehen kann. Das Problem ist bekannt. Wer kurz vor Toreschluss des Transferfensters noch einkaufen geht, der bekommt halt dann nur die Reste und nicht die Besten. Und wenn es dann mit dem Material nicht gleich läuft, stellt man den Trainer in Frage.„
„Trainer Matarazzo wird gehen müssen“
Für Manfred Lautenschläger ist die Entscheidung in der Trainerfrage bereits entschieden
Für Manfred Lautenschläger ist gefühlsmäßig bereits eine Entscheidung gefallen: „Ich bin im Gegensatz zu meinem Sohn überzeugt, dass eine Entscheidung in der Trainerfrage schon gefallen ist. Trainer Matarazzo wird gehen müssen.“
„Der Mann im Hintergrund, der die Fäden zieht hat schon andere Vereine zu Grunde gerichtet“
Manfred Lautenschläger sieht einen Hauptverantwortlichen für den Misserfolg
Die Kritik der Fans kann er nachvollziehen. Sie haben ihrem Unmut freien Lauf gelassen und ihn auf ihre Art bekundet. Der Stimmungsboykott hat der Mannschaft dabei am meisten geschadet. Für den MLP-Gründer steht hier ein Name ganz besonders im Fokus, den er zwar nicht ausspricht, aber jeder weiß, wer gemeint ist: „Es ist nicht unbekannt, dass ein Mann im Hintergrund die Fäden zieht. Und dieser Mann hat schon andere Vereine zu Grunde gerichtet.“ Senior Lautschläger machte im Gespräch ganz deutlich, dass nicht Dietmar Hopp damit gemeint ist. Er findet er es nur traurig, „was mit solchen absurden Entscheidungen alles kaputt gemacht wird.“
Lösungsvorschläge gibt es für ihn nur wenige, vielmehr hofft er auf das Glück und Geschick der Verantwortlichen bei der weiteren Kaderzusammenstellung: „Das Kind ist schon halb im Brunnen. Ob die Verantwortlichen in der Winterpause noch personell entsprechend sinnvoll nachbessern können, muss man sehen.“ Für den Senior im Hause Lautenschläger gibt es auch in anderen Bereichen viele Baustellen: „Ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Vieles ist einfach nur hausgemacht und unnötig!“ Klare und deutliche Worte eines erfahrenen Mannes, die zum Nachdenken anregen!
Zur Person Manfred Lautschläger:
Der heute 85-jährige Manfred Lautenschläger wuchs im Karlsruher Stadtteil Mühlburg auf. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er ab 1959 Rechtswissenschaft an den Universitäten in Heidelberg, Freiburg und Hamburg. 1968 legte er sein zweites Staatsexamen ab und betätigte sich zuerst als Rechtsanwalt. Mit der Idee, eine speziell auf Akademiker ausgerichtete Beratung in Sachen Versicherungen anzubieten, gründete er zusammen mit Marschollek am 1. Januar 1971 die Marschollek, Lautenschläger und Partner KG, abgekürzt: MLP. 1984 wandelte er MLP in eine Aktiengesellschaft um und übernahm die Funktion des Vorstandsvorsitzenden. Vier Jahre später erfolgte die Börsennotierung des Unternehmens in Stuttgart und Frankfurt. Er ist zudem Mäzen der „Manfred Lautenschläger-Stiftung“.
Zur Person Matthias Lautenschläger:
Matthias Lautenschläger ist neben seiner Funktion seit 2018 als Mitglied im Aufsichtsrat beim Dienstleister MLP auch geschäftsführender Gesellschafter der MLP Academics Heidelberg. Der 44-jährige Basketballfan ist seit 2007 beim Heidelberger Basketball-Bundesligisten sportlich aktiv. Der Verein ist für ihn ein „Herzensprojekt“. Getreu seinem Motto „Stillstand ist keine Option“. Die Begeisterung für den Sport hat ihm sein Vater mit in die Wiege gelegt. Nach seiner aktiven Karriere beim KuSG Leimen und dem USC Heidelberg übernahm er als Verantwortlicher die Profimannschaft der MLP Academics. Ohne die Familie Lautenschläger gäbe es heute mit Sicherheit kein Heidelberger Basketball-Bundesligateam.
Fotos: BWA und Kraichgaufoto