Nach einer erneuten Heimniederlage, der inzwischen siebten dieser Saison, sind die Hoffnungen bei der TSG Hoffenheim wieder groß, sich aufgrund der vorhandenen Auswärtsstärke bei nur drei Niederlagen in elf Bundesliga-Spielen auf des Gegners Platz, verlorengegangenen Boden wieder wettzumachen. Die Heimniederlage am vergangenen Spieltag gegen die derzeitige Übermannschaft des FC Bayern kam zwar nicht ganz unerwartet – unerwartet war vielmehr die Art und Weise, wie die 0:6-Schlappe zustande kam. Die Münchner bekamen es bei ihrem halben Dutzend Treffern von einer unsortierten und völlig überforderten Hoffenheimer Defensive auffallend leicht gemacht.
Direktduell um eine Europapokal-Platzierung
Bayern derzeit die Übermannschaft
Die Aufarbeitung der Bayern-Niederlage war in einer kurzen Analyse des Trainerteams am Tag nach der Partie schnell abgehandelt. TSG-Trainer Alfred Schreuder sagte hierzu bei der heutigen Pressekonferenz: „Gegen die Bayern kann man nur bestehen, wenn man einen guten Tag erwischt und der Gegner einen Schlechten. Das war in der Hinrunde in München einmal der Fall. Mit dem Selbstvertrauen, mit dem die Bayern am vergangenen Samstag ins Spiel gingen - nicht zuletzt wegen des Sieges in der Champions League beim FC Chelsea – ist es schwer gegen sie zu bestehen. Ihr Tempo mit und ohne Ball war enorm. Dennoch war das 0:6 letztendlich ein stückweit zu hohes Resultat.“
Personelle Veränderungen möglich
Der TSG-Coach wird sich diesbezüglich mit Sicherheit Gedanken über die Zusammensetzung seines Abwehrverbundes vor dem 25. Spieltag am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Schalke 04 machen. Sebastian Rudy und Steven Zuber waren auf den Außenverteidigerpositionen gegen die flinken Münchner völlig überfordert, Havard Nordtveit hatte auf der Innenverteidigerposition große Probleme. Gut möglich, dass daher wieder Pavel Kaderabek auf seiner angestammten rechten Außerverteidigerposition auflaufen wird und Rudy ins defensive Mittelfeld rückt. Stefan Posch und/oder Ermin Bicakcic könnten zudem wieder in die Startformation rücken.
Direktduell in Sichtweite der Europapokalränge
Während beide Mannschaften zur Saisonhälfte noch in Sichtweite der Champions League-Ränge lagen - Schalke war Fünfter, Hoffenheim mit drei Punkten Rückstand Siebter – läuft es für beide blau-weißen Teams in der Rückrunde weniger erfolgreich. Während die Königsblauen nur sechs der möglichen 21 Punkte verbuchen konnten, haben die Kraichgauer bislang sieben Zähler eingefahren. Dennoch werfen beide Tabellennachbarn weiterhin ein wachsames Auge in Richtung Europapokalteilnahme. Die Schalker Schwächephase könnte zum Hoffenheimer Vorteil werden, zumal aufgrund der englischen Woche mit dem Pokalspiel gegen die Bayern und der vielen Verletzten sie zuletzt personell oft umstellen mussten. Schreuder zur erwarteten Herangehensweise des nächsten Gegners: "In der Vergangenheit haben sie mit einer Viererkette gespielt, gegen die Bayern war es eine Fünferkette. Ich werde die Mannschaft auf zwei Grundordnungen vorbereiten. Am Ende geht es um uns. Wir müssen uns auf unser Spiel fokussieren und den Mut sowie die Disziplin aus dem Gladbach-Spiel zeigen, dann haben wir eine Chance. Ich gehe davon aus, dass Schalke viel auf Konter spielen wird, deshalb ist für uns eine Kontersicherung sehr wichtig."
TSG mit starker Auswärtsbilanz
Angesichts der Bilanz der letzten Jahre scheinen die Gelsenkirchener der TSG ganz gut zu liegen. Von den letzten sieben Bundesligaduellen ging nur eines verloren. Bemerkenswert ist auch das Abschneiden in der VELTINS-Arena, wo man in den bisherigen zwölf Gastspielen vier Mal als Sieger vom Platz ging. Entsprechend fand auch Schalke-Trainer David Wagner lobende Worte für die TSG: "Hoffenheim hat eine fußballerisch sehr starke Mannschaft mit einer klaren Spielidee, die sie nicht nur beim Auswärtssieg in München unter Beweis gestellt hat."
Verletzungssorgen auf beiden Seiten
Die Schalker plagen mit den Ausfällen von Ozan Kabak, Suat Serdar, Omar Mascarell, Salif Sané und Benjamin Stambouli große Verletzungssorgen. Doch auch beim Gegner hat man seine Probleme, vor allem in der Offensive ist die Personaldecke aufgrund der Langzeitverletzten Ishak Belfodil, Sargis Adamyan und Munas Dabbur sehr dünn.
Wagner mit Hoffenheimer Vergangenheit
FC-Coach Wagner blickt sehr gerne auf seine Hoffenheimer Vergangenheit zurück, wo er von 2007 bis 2009 in der TSG-Akademie tätig war und sowohl die U17 als auch die U19 trainierte: "Ich konnte in der Zeit sehr viele Einblicke gewinnen und sehr viel lernen. Das war damals eine ganz spannende Zeit, als die TSG im zweiten Jahr unter Trainer Ralf Rangnick in der Bundesliga spielte. Das war damals eine ganz aufregende Zeit, was sich auch auf die Jugendabteilung abgefärbt hatte. Rückblickend war es eine sehr lehrreiche Zeit, auch wenn sie ungewollt nach zwei Jahren beendet wurde. Für mich war es ein Privileg da zu arbeiten, zumal ich nur 40 Kilometer entfernt zu Hause war."
"Mit dem bisher Erreichten bin ich zufrieden"
Die Entwicklung seiner Mannschaft nach 24 Spieltagen bewertet TSG-Trainer Schreuder durchweg positiv: „Wir haben am Samstag die Möglichkeit, auch abhängig von den anderen Ergebnissen, durch einen Auswärtssieg auf den sechsten Tabellenplatz vorzurücken. Wir sind trotz des großen Umbruchs zu Saisonbeginn weiter sehr gut dabei. Die spielerische Entwicklung ist sehr gut und von der Ergebnissen und dem Tabellenstand liegen wir im Soll.“ Auf der Zielgeraden der Saison glaubt der Niederländer, dass womöglich erst in den letzten drei Saisonspielen im Mai eine Entscheidung über die endgültige Platzierung in Richtung internationales Geschäft fallen wird. Das bevorstehende Duell geniest dennoch eine richtungsweisende Bedeutung. Zur Unterstützung ihrer Mannschaft reisen rund 850 TSG-Fans am Samstag mit ins Ruhrgebiet. Schiedsrichter der Partie ist Sven Jablonski aus Bremen.
Fotos: Kraichgaufoto