Droht der TSG gegen Bayer die nächste bittere Pille?

Hoffenheim empfängt am Montagabend Bayer 04 Leverkusen

In der letzten Partie des 28. Bundesliga-Spieltages empfängt die TSG Hoffenheim am Montagabend (20.30 Uhr) das Team von Bayer 04 Leverkusen. Nach drei Niederlagen in Folge sind die Kraichgauer auf Tabellenplatz 12 zurückgefallen und haben nur noch sieben Punkte Abstand zu einem direkten Abstiegsplatz. Auch wenn deshalb sieben Spieltage vor Saisonende (noch) keine Unruhe im TSG-Lager aufkommt, so waren die zuletzt gezeigten Leistungen der Hoeneß-Truppe mehr als enttäuschend.

Eine außergewöhnliche Saison

Die Nordbadener durchleben eine ihrer außergewöhnlichsten Erstligaspielzeiten seit dem Aufstieg 2008. Aufgrund mehrerer Coronafälle und eines außergewöhnlich hohen Verletzungspechs musste man über einen längeren Zeitraum personell immer wieder improvisieren und aus der Not das Beste machen. Die Lage hat sich aber inzwischen gebessert, personelle Engpässe gibt es in der Häufigkeit nicht mehr. Von daher ist es mehr als verwunderlich, dass es seit Wochen sportlich stagniert bzw. nicht mehr rund läuft. Gegner wie Mainz und Augsburg machten es mit einfachen Mitteln vor, wie man „Hoffe“ mit konzentrierter und taktischer Herangehensweise besiegen kann.

Sebastian Rudy (li.), hier im Duell mit dem Ex-Hoffenheimer Kerem Demirbay, bestreitet am Montagabend sein 250. Bundesligaspiel

Fehler können nicht abgestellt werden

Florian Grillitsch, der zuletzt in der zentralen Rolle in der Dreierabwehrkette spielte: „Wir haben gegen Augsburg nicht die richtige Antwort gehabt und nicht gewusst, wie wir uns Chancen herausspielen sollen". Trainer Sebastian Hoeneß bei seiner Analyse: „Wir hatten mit dem Rückstand zu kämpfen. In der Schlussphase wurde es besser, aber im letzten Drittel war es nicht gut genug. Die Effizienz hat gefehlt.“ Fehler und Nachlässigkeiten werden im Bundesligaalltag gnadenlos bestraft - diese Erfahrung mussten die Blau-Weißen zuletzt des Öfteren machen.

Leverkusen möchte zurück in die Erfolgsspur

In den nächsten Partien geht es gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel anspruchsvoll weiter. Den Anfang macht zu ungewohnter Spielzeit am Montagabend das Werksteam aus Leverkusen, das sich auf Tabellenplatz 6 hinter den punktgleichen Dortmundern unbedingt für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren möchte. Da der Rückstand zum Champions-League-Platz bereits auf sieben Punkte angewachsen ist, hat Sportdirektor Simon Rolfes das Saisonziel neu definiert: „Wir sind als derzeitiger Tabellen-Sechster auf einem Europa-League-Rang, und den wollen wir mindestens verteidigen."

Andrej Kramaric (re.), der sich hier gleich gegen mehrere Leverkusener durchsetzt, wird schmerzlichst vermisst

Tore nahezu garantiert

Sieben Mal gelang es dem Bayer-Team bereits, in Sinsheim Auswärtssiege zu landen, wenngleich die letzten beiden Partien zu Gunsten der Gastgeber gingen. Allgemein gelten Spiele zwischen der TSG und Bayer 04 als besonders torreich. Vier der letzten sechs Bundesliga-Duelle endeten mit einem 4:1-Sieg, wobei jedes Team zwei Siege in dieser Höhe für sich verbuchen konnte. Mit diesem Ergebnis im Hinspiel übernahm Leverkusen nach dem 11. Spieltag sogar die Tabellenführung. Sebastian Rudy, der vor seinem 250. Bundesliga-Einsatz steht und seine Mannschaftskollegen wollen sich hierfür revanchieren und gegen die ehemaligen Mitspieler Kerem Demirbay und Nadiem Amiri, die jetzt in Leverkusen unter Vertrag stehen, kein zweites Mal in Folge als Verlierer vom Platz gehen.

„Das ist nicht unser Anspruch“

Der wegen einer Sprunggelenkverletzung noch nicht einsatzfähige Torjäger Andrej Kramaric sagte in einem TSG-Interview über die aktuelle Situation: „Wir haben noch sieben Spiele vor uns und wollen zeigen, wofür wir eigentlich stehen. Natürlich sind wir nicht zufrieden mit den Ergebnissen und den Leistungen. Das ist nicht unser Anspruch.“ Über Gegner Leverkusen fand er lobende Worte: „Sie sind sehr gut besetzt und haben eine hohe individuelle Qualität. Das zieht sich durch alle Mannschaftsteile. In diesem Jahr haben sie nicht immer die gewünschten Ergebnisse erlangen können. Das hat mich überrascht, weil sie eigentlich zu den besten Teams der Liga gehören.“

Leverkusen zog die Notbremse und wechselte den Trainer

Auch für die Rheinländer lief es im Jahr 2021 nicht wunschgemäß. Nach einer anhaltenden Talfahrt in der Rückrunde zogen die Verantwortlichen die Reißleine und trennten sich vorzeitig von Trainer Peter Bosz. Als Nachfolger wurde vorübergehend Hannes Wolf verpflichtet, als Co-Trainer kehrte Peter Hermann zurück, der zuletzt Co-Trainer der U19-Nationalmannschaft und zuvor schon 29 Jahre für Leverkusen tätig war. Wolf wurde als U18-Nationaltrainer vom DFB für den Rest der Saison ausgeliehen, ein langfristiges Engagement ist denkbar. Nach einer Niederlagenserie rechtfertigte Sport-Geschäftsführer Rudy Völler den Trainerwechsel: „Leider ist unsere Mannschaft zuletzt immer wieder in dieselben Muster verfallen. Wir haben es nicht geschafft, die sich wiederholenden Fehler abzustellen und in die Erfolgsspur zurückzukehren". Mit einem derart sportlichen Rückschlag hatte man unterm ambitionierten Bayer-Kreuz nicht gerechnet: Mitte Dezember war man noch Tabellenführer, danach folgten im Kalenderjahr 2021 zehn Niederlagen in 17 Pflichtspielen. In der Europa League scheiterte der Werksklub am Schweizer Meister Young Boys Bern, im DFB-Pokal am Regionalligisten Rot-Weiss Essen.

Interessantes Duell mit offenem Ausgang

Unter dem neuen Trainer Wolf konnten die Rheinländer am vergangenen Spieltag mit einem 2:1-Sieg über Schlusslicht FC Schalke 04 ihre Negativserie beenden und wieder ein Erfolgserlebnis feiern. Auch wenn dieser Sieg noch wenig aussagekräftig ist, dürfte das Duell der zuletzt kriselnden Teams aus Hoffenheim und Leverkusen einen interessanten, richtungsweisenden Verlauf nehmen. Eines ist jedoch Fakt: Wenn die Hoeneß-Truppe keine deutlichere Leistungssteigerung als zuletzt gegen Mainz und Augsburg an den Tag legt, werden sie von der Werkself die nächste bittere Pille verabreicht bekommen.

Fotos: Kraichgaufoto

Kaderabek beim Flanken, Baumgartner beim Torschuss, Skov (li.) gegen Bellarabi. Im Hintergrund TSG-Keeper Pentke, und Skov treibt den Ball nach vorn

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