Kurpfälzer tun sich auswärts deutlich leichter
In der Partie der bisher hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Zweitliga-Absteiger gastiert der SV Sandhausen am Samstag um 14 Uhr am 15. Drittliga-Spieltag auf der „Alm“ bei Arminia Bielefeld. Bei zuletzt fünf sieglosen Heimspielen in Folge hat der Tabellenneunte aus Sandhausen zuhause einige Punkte eingebüßt und rangiert auf Platz 14 der Heimtabelle, doch man reist als zweit-auswärtstärkstes Team zu den Arminen, die sich wiederum nach einem miserablen Saisonstart mit zuletzt drei Siegen in vier Partien von Rang 18 auf Platz 13 verbessert haben.
Umbruch benötigt mehr Zeit als erhofft
Obwohl Mitabsteiger Jahn Regensburg auf Tabellenrang 2 die vielen Veränderungen gut weggesteckt hat, bewahrheitet sich, dass Umbrüche oftmals Zeit benötigen: Den 21 Zu- und 26 Abgängen beim SVS stehen bei den Bielefeldern 20 Zu- und 27 Abgänge gegenüber. Bei elf Punkten hinter Jahn Regensburg sind die direkten Aufstiegsplätze erstmal in die Ferne geraten, Rot-Weiss Essen auf Relegationsplatz 3 ist nur vier Punkte vom SVS entfernt.
„mit ein bisschen Glück gewinnen wir sogar noch das Spiel!“
Sandhausens Trainer Jens Keller
Auf alle Fälle hat der SVS vor dem Aufstieg auf die Alm mehr Regenerationszeit als vor dem letzten Heimspiel gegen Saarbrücken, in dem beim 2:2 der Punktgewinn in letzter Minute gelang, wobei Richard Meier beinahe noch zum Sieg getroffen hätte. Trainer Jens Keller sprach Dinge an, die ihm gefallen und missfallen haben: „Man hat gesehen, dass beide Mannschaften unter der Woche im Pokal ein brutales Programm abspulen mussten und viele Körner gelassen hatten. Ich war in der ersten Halbzeit mit der Körpersprache und der Passqualität nicht zufrieden, das hat mir nicht gefallen. Nach dem Elfmeter hat meine Mannschaft eine gute Moral gezeigt, mit ein bisschen Glück gewinnen wir sogar noch das Spiel.“
Mehrere Offensivoptionen
Zumeist waren es allerdings Distanzschüsse, die für Gefahr sorgten, bis die Einwechslungen der jungen Abu El-Zein und Livan Burcu mit ausschlaggebend dafür waren, dass der SVS mehr Druck im Spiel nach vorne erzeugen konnte. In vorderster Front haben die Kurpfälzer seit dem Umbruch wieder mehr treffsichere Optionen, so traf der 36-jährige Rouwen Hennings, der zusehends besser in Fahrt kommt, fünfmal, der kopfballstarke David Otto viermal und Youngster Meier zweimal. Schmerzhaft waren allerdings die Ausfälle des Langzeitverletzten Lucas Laux und Tim Knipping wegen Rückenbeschwerden in der Defensive.
Interessantes Stürmerduell Hennings gegen Klos
Das Duell in der Schüco-Arena oder auch Bielefelder Alm ist zugleich das Kräftemessen der beiden erfahrensten Stürmer der Liga. Hennings trifft auf die 35-jährige Arminia-Legende Fabian Klos, der in den letzten beiden Jahren mit den Ostwestfalen von der Bundesliga bis in die 3. Liga abgestiegen ist und im Sommer als einziger Spieler bei den Arminen blieb. In 438 Spielen erzielte der kopfballstarke Stürmer seit 2011 ligaübergreifend 175 Tore für „seine“ Arminia und ist auch in der laufenden Saison mit bisher vier Treffern bester Torschütze, Oppie traf dreimal.
Großer Kaderumbruch
Für den erneuten Kaderumbruch verantwortlich zeichneten sich der neue Geschäftsführer Sport Michael Mutzel, der als neuen Trainer Mitch Kniat vom Ligakonkurrenten SC Verl holte. Mit neuen jungen und erfahrenen Spielern wie Biankadi aus Heidenheim, Boujellab aus Schalke, Shipnoski aus Düsseldorf oder Wintzheimer aus Nürnberg wurde ein Kader zusammengestellt, der zu Kniats auch in Verl praktizierter Spielphilosophie von dominantem Offensivfußball passt.
Licht und Schatten bei den Arminen
Nach nur zwei Siegen in den ersten zehn Spielen folgte eine Siegesserie von drei Spielen mit dem Höhepunkt des 4:0-Erfolges gegen den FC Ingolstadt im letzten Heimspiel und einer dominanten Arminia. Im DFB-Pokal brachten die Bielefelder schließlich den Zweitligisten Hamburger SV an den Rand des Ausscheidens, scheiterten jedoch vor einer Woche auf der Alm letztendlich mit 3:4 im Elfmeterschießen und verloren obendrein den gegen Ingolstadt noch überragenden Sarenren Bazee, der einen Kreuzbandriss erlitt. Als negativer Höhepunkt einer verkorksten Woche verlor das Kniat-Team zuletzt durch ein Tor in der Nachspielzeit mit 1:2 beim Überraschungsteam Rot-Weiss Essen.
„Die Mannschaft ist topfit, lebt und hat Moral gezeigt!“
Bielefelds Trainer Mitch Kniat
Kniat nach dem Spiel in Essen: „Das Tor in letzter Minute war extrem bitter, aber das wirft uns nicht um. Die Mannschaft ist topfit, lebt und hat auch heute wieder Moral gezeigt. Es macht Spaß, zwei solche Mannschaften zu sehen, die eher auf Sieg spielen als verwalten zu wollen“.
Mögliche Aufstellungen:
Arminia Bielefeld: Kersken – Lannert, Schneider, Großer, Oppie – Wörl, Schreck, Boujellab – Shipnoski, Klos, Biankadi
SV Sandhausen: Rehnen – Ehlich, Fuchs, Geschwill, Weik – Ben Balla, Mühling – Maciejewski, Hennings, Burcu – Otto
AM
Fotos: foto2press